Genialer PR-Coup oder Ablenkungsmanöver von der Formel-1-Misere? Zumindest Letzteres ist McLaren-Honda mit Fernando Alonsos überraschendem Indy-500-Abenteuer gelungen. Im Fahrerlager vom Großen Preis von Bahrain am Donnerstag war der US-Ausflug des zweifachen Weltmeisters natürlich das Thema Nummer eins. Dabei war alles zunächst nur ein Witz, wie McLarens neuer Geschäftsführer Zak Brown nun ausplauderte.
Alonso
Alonso: Zählt er schon die Tage bis zum Indy-Start?
„Hey, wir sollten irgendwann Indy zusammen machen“, sagte Brown vor dem Saisonauftakt in Australien zu Alonso – eigentlich nur, um zu sehen, wie der Spanier reagiert. Doch Alonso war von der Idee offensichtlich mehr als angetan und aus dem vermeintlichen „Spaß, mit ein bisschen Wahrheit drin“ wurde Ernst, wie Brown verriet. Sorgen, dass Alonsos Seitensprung, für den er extra den Monaco GP Ende Mai sausen lässt, der Anfang vom Ende der F1-Karriere des Spaniers ist, müssen sich die Fans aber nicht machen.
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„Mein Wunsch in der Formel 1 zu gewinnen ist größer als jede Herausforderung, die ich irgendwo anders finden kann“, bekräftigte Alonso seinen ungestillten Erfolgshunger in der Königsklasse, in der er bereits seit 2006 vergeblich auf seinen dritten Titel wartet. An seiner Leistung liegt das jedenfalls nicht. Sowohl in Australien als auch in China zeigte Alonso zuletzt brillante Rennen, ehe ihn sein schwachbrüstiger MCL32 mit technischen Pannen ausrollen ließ. Alonso: „Ich fühle, dass ich besser fahre als jemals zuvor. Im nächsten Jahr gibt es nur ein Ziel für mich: Um die WM zu kämpfen.“
Indy 500
Herausforderung: Das Indy 500 ist für Alonso Neuland
Da dies 2017 aber noch unmöglich ist, darf er sich solange auf ungewohntem Terrain ausprobieren. McLaren scheint Alonso jeden Wunsch zu erfüllen, um den Spanier trotz der aktuellen Misere irgendwie bei Laune zu halten – Ende der Saison läuft schließlich Alonsos Vertrag beim Team aus Woking aus. Ein Abschied ihres Top-Piloten wäre für McLaren-Hondas bisher maßlos enttäuschendes F1-Projekt wohl der letzte Sargnagel.
Über seine Zukunft will der Spanier – abhängig von den Ergebnissen und der Entwicklung – aber erst im Sommer entscheiden. Honda hat bereits angekündigt, bis zum Monaco GP, spätestens aber zwei Wochen später in Kanada, die nächste Ausbaustufe des Motors zu zünden. Vor allem Vibrationen beim Hochschalten machen den Piloten aktuell das Leben schwer. Wenngleich Honda-Motorenchef Yusuke Hasegawa bekräftigte: „Wir haben das schon verbessert. Auch wenn ich nicht denke, dass die Fahrer da zustimmen würden...“
McLaren
In der Formel 1 gibt es bei McLaren aktuell nur Frust
Für Alonso wird der Trip nach Amerika eine willkommene Abwechslung zum Pannen-Alltag bei McLarens F1-Team. An Aufgaben mangelt es dem Spanier in den kommenden Wochen nicht, in denen er die meiste Zeit im Flieger verbringen und ständig zwischen den USA, Europa und seinem Wohnsitz in Dubai pendeln wird. „Ich werde im Simulator sitzen, und wenn alles optimal läuft, dann fahre ich nach dem Russland GP meinen ersten Test“, so Alonso, der weiß: „Ich bin in diesen Autos sicher noch nicht in meiner Komfortzone. Aber ich habe keine Angst, es auszuprobieren.“
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Von

Frederik Hackbarth