Sebastian Vettel und Max Verstappen gehören unbestritten zu den besten Fahrern der Königsklasse. Beide haben ihre erste volle Formel-1-Saison für Toro Rosso (ab 2020 Alpha Tauri) bestritten – den Rennstall unter der Führung von Franz Tost.
Vettel darf als erstes in den Ferrari: hier klicken
Alpha Tauri präsentierte gestern in Red Bulls Hangar 7 das neue Auto, das erstmals in den Farben des Modelabels aus dem Hause Red Bull fährt. Derzeit mit Daniil Kvyat und Pierre Gasly am Steuer. Ziel: „Die mittlere Stufe des Podiums“, formuliert Tost es ehrgeizig.
Da stand für das Team bislang nur mit Sebastian Vettel, 2008 in Monza. Der Deutsche ist viermaliger Weltmeister, Max Verstappen bräuchte für ähnliche Erfolge nur noch ein besseres Auto. Aber wie unterscheiden sich die beiden Red Bull-Zöglinge, die dieses Jahr um die WM kämpfen?
Tost
Franz Tost kennt Vettel und Verstappen
„Nur im Alter“, sagt Tost in Gespräch mit AUTO BILD MOTORSPORT. „Ansonsten sind die beiden gleich gut. Wenn ich die Erfolge vom Papier her anschaue, dann ist Sebastian Vettel natürlich der Erfolgreichere, weil er vier Mal die Weltmeisterschaft und zig Rennen gewonnen hat. Max Verstappen hat aber auch das Potenzial, noch mehr Rennen und Weltmeisterschaften zu gewinnen.“
Tost erkennt verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen den beiden. „Beide sind sehr, sehr talentiert. Beide legen hundertprozentige Leidenschaft an den Tag. Beide leben die Formel 1. Für sie gibt es nichts anderes. Sie haben die nötige Disziplin. Wenn du zu einem Sebastian Vettel gesagt hast, er solle dies oder jenes machen, dann hat er es sofort umgesetzt. Dasselbe gilt für Max Verstappen. Und sie haben die entsprechende Cleverness, so innovativ zu sein, um den anderen schlagen zu können – egal ob das auf technischer oder politischer Basis ist. Sie haben das Fundament dazu, Champions zu sein.“
Verstappen und Vettel haben also die Zutaten, die man in der Formel 1 für den ganz großen Erfolg braucht: das pure Talent und den Killerinstinkt.
Tost erklärt: „Der pure Speed unterscheidet sich bei den einzelnen Fahrern zwischen Bremspunkt-, Einlenkpunkt und Scheitelpunkt beim Abschätzen der möglichen Geschwindigkeiten in Relation zum Griplevel. Da kommt der normale Fahrer hin und denkt sich: Oha, das geht mir zu schnell. Der Talentierte fährt da voll durch, weil er das Gefühl und den Überblick hat, dass der Asphalt und der Reifen dieses Griplevel hergeben, damit er die zwei, drei Zehntelsekunden schneller fährt. Michael Schumacher war genauso, Lewis Hamilton ist genauso.“
Und was hat es mit dem viel zitierten Killerinstinkt auf sich, Herr Tost? „Fahrer, die diesen Killerinstinkt haben, fahren immer unter Druck. Das heißt: Ein Pilot ist zum Beispiel drei Sekunden hinten. Einer, der diesen Killerinstinkt nicht hat, der sagt: Passt, dann komm ich halt als Zweiter ins Ziel. Der Fahrer mit dem Killerinstinkt, der verkürzt den Abstand solange, bis er am Vordermann dran ist, ihn dann in einen Fehler reinhetzt, ihn überholt – oder eben abschießt.“

Von

Ralf Bach
Michael Zeitler