Die Motoren-Diskussion in der Formel 1 geht weiter: Eine kostengünstige Alternative für die teuren Hybridantriebe wird es so schnell wohl nicht geben. Obwohl die unabhängigen Hersteller Ilmor, AER und Mecachrome via Einschreibung ihr Interesse am Bau eines 2,2-Liter-Biturbo für die Saison 2017 bekundet hatten, wurden die Pläne von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und FIA-Chef Jean Todt für den Alternativmotor beim Treffen der Strategiegruppe und der Formel-1-Kommission am Dienstagabend in Paris abgelehnt. Wie erwartet, hat sich an der Einigkeit der großen Hersteller Mercedes, Ferrari, Renault und Honda gegen den Billigmotor wenig geändert.

Vier Kernpunkte für neuen Motor

Ecclestone & Todt
Haben ihren Vorschlag vorerst nicht durchdrücken können: Bernie Ecclestone (l.) und Jean Todt (r.)
Die Idee des Alternativmotors wurde vor allem durch Red Bull vorangetrieben, da das ehemalige Team von Sebastian Vettel für die Zukunft gerne einen besseren und kostengünstigeren Antrieb als den aktuellen Hybrid von Renault zur Verfügung hätte. Zuletzt hatte Red Bull sogar mehrmals mit dem Ausstieg aus der Formel 1 gedroht, wenn keine vernünftige Lösung gefunden wird. Trotz der Ablehnung des Billigmotors ab 2017, zeigten sich die verschiedenen Parteien daher gesprächsbereit: Nun soll ein Kompromiss vorangetrieben werden. Die zukunftsweisenden Pläne beinhalten insgesamt vier Kernziele: Erstens soll die Versorgung der Teams mit einem Motor in Zukunft garantiert sein. Damit soll ein ähnliches Szenario wie in diesem Jahr verhindert werden, als es lange Zeit so aussah, dass Red Bull keinen Motor für 2016 bekommen würde.
Dieses Ziel soll umgesetzt werden, indem man eine Mindestanzahl von Teams festlegt, die ein Hersteller mit Motoren beliefern muss. Honda beliefert 2015 und 2016 beispielsweise nur McLaren mit Aggregaten. Möglicherweise werden die Japaner ab der Saison 2017 aber dazu verpflichtet sein, mindestens noch ein weiteres Team auszurüsten - sofern daran Interesse besteht. Zweitens sollen die Kosten für die Motoren in den kommenden Jahren gesenkt werden. Drittens sollen die technischen Spezifikationen der Hybridantriebe vereinfacht werden. Viertens hat man sich wieder einmal auf die Fahne geschrieben, den Sound der Motoren zu verbessern.

FIA-Alleingang immer noch möglich

Formel 1
Entscheidende Frage für die Zukunft: Woher kommt die Power im Heck der Formel-1-Boliden?

In Absprache mit der FIA sollen die Hersteller nun bis zum 15. Januar 2016 Lösungsvorschläge im Hinblick auf die vier genannten Kernziele ausarbeiten. Diese sollen dann 2017 oder spätestens 2018 umgesetzt werden. Ein erstes Treffen zwischen der FIA und den Herstellern wird es bereits am kommenden Wochenende im Rahmen des Saisonfinals in Abu Dhabi geben, denn Letztere sind nun am Zug und stehen dementsprechend unter Druck. Denn klar ist auch: Wird keine gemeinsame Lösung gefunden, kann die FIA in ihrem Weltrat, in dem ausschließlich FIA-Vertreter sitzen, das Abstimmungsergebnis gegen den Alternativmotor ablehnen und auf höhere Gewalt plädieren. Argument: Die Zukunft der Formel 1 ist in Gefahr, wenn man den unabhängigen Teams keinen leistbaren Motor zur Verfügung stellt.

Von

Frederik Hackbarth