Sonntag

Fahrerparade
Die Piloten gedachten bei der Fahrerparade mit einer großen Flagge der Terror-Opfer
In Gedanken in Paris:
Die Formel 1 hat vor dem Grand Prix von Brasilien ein Zeichen für die Opfer und Hinterbliebenen des Terrorangriffs von Paris gesetzt. Ein speziell dekorierter Lastwagen fuhr Weltmeister Lewis Hamilton und seine Kollegen am Sonntag in Sao Paulo während der traditionellen Fahrerparade über den Kurs. Die französische Flagge mit schwarzer Schleife zierte die Flanken des Autos. Die Fahrer trugen während der Rundfahrt Trauerflor. Unmittelbar vor Rennbeginn gab es eine vom Automobil-Weltverband FIA lange geplante Schweigeminute im Gedenken Verletzter und Toter im Straßenverkehr. In der Startaufstellung hielten die Piloten Will Stevens, Nico Hülkenberg, Jenson Button und der Franzose Romain Grosjean eine französische Flagge vor sich und zeigten so nochmals die Anteilnahme der Königsklasse mit den Opfern von Paris. Zudem wurde im internationalen TV-Bild das Datum der Anschläge eingeblendet.
Neue Führung bei Manor: Der F1-Rennstall Manor baut sein Führungsteam um. Nach dem angekündigten Abschied zum Ende dieser Saison von Teamchef John Booth und Sportdirektor Graeme Lowdon wird der langjährige McLaren-Angestellte Dave Ryan neuer Renndirektor. Dies teilte das Hinterbänkler-Team am Rande des Großen Preises von Brasilien in Sao Paulo mit. Mit seiner Erfahrung aus 34 Jahren Motorsport könne Ryan mithelfen, Manor zu einem „echt wettbewerbsfähigen Rennstall” in der Formel 1 zu machen, sagte Teambesitzer Stephen Fitzpatrick. Manor hat in dieser Saison noch keinen Punkt geholt und ist damit in der Konstrukteurs-Wertung Letzter. Nächste Saison bezieht das Team allerdings Motoren von Mercedes und verspricht sich davon einen deutlichen Aufschwung.
Hülkenberg
Der Preis spornte Hülkenberg scheinbar an: Im Rennen wurde der Deutsche Sechster
Ehre für abwesenden Hülkenberg:
Nico Hülkenberg ist auf der ADAC Sport-Gala in der Ziegelei in Ismaning vor mehr als 300 geladenen Gästen als ADAC-Motorsportler des Jahres geehrt worden. Der Emmericher grüßte vom Rennen im brasilianischen Sao Paulo via Liveschaltung von den Videoleinwänden und bedankte sich für die Auszeichung. „Dass die Leistungen gesehen, wahrgenommen und dann auch gewürdigt werden, das ist eine schöne Bestätigung und ein schönes Gefühl”, sagte der Force-India-Pilot. „Das Motorsportjahr 2015 war mit Titelgewinnen deutscher Hersteller in Formel 1, Rallye- und Sportwagen-Weltmeisterschaft sowie auf nationaler Ebene mit einem sehr erfolgreichen Debüt der ADAC Formel 4 und einem spannenden Titelkampf im ADAC GT Masters ein ganz Besonderes”, sagte ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk im Rahmen der Gala in München.

Samstag

Ecclestone sauer auf Hersteller: Im Streit um die geplanten kostengünstigeren Alternativ-Motoren hat F1-Boss Bernie Ecclestone heftige Kritik an Mercedes, Ferrari, Honda und Renault geübt. „Sie denken dabei nicht an den Sport, sondern nur an sich”, sagte der Brite in Brasilien. Seiner Ansicht nach würde das Hersteller-Quartett im Grunde bestimmen, wer Aggregate mit welcher Qualität bekommt. Ecclestone wütend: „Wir lassen uns die Formel 1 nicht von Leuten zerstören, die glauben den Sport in Geiselhaft nehmen zu können!” Der Weltverband FIA hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass mögliche Interessenten zu Absichtsbekundungen für die Saisons 2017, 2018 und 2019 aufgerufen werden. Die Kandidaten sollen ihren Willen bis zum 23. November kundtun. Der nächste Schritt wäre die Teilnahme an der potenziellen Ausschreibung für die neuen Antriebe, die mit etwa sechs Millionen Euro deutlich billiger als die aktuellen Einheiten sein sollen. Als potenzielle Kandidaten gelten Ilmor und Cosworth.
Lewis Hamilton
Lewis Hamilton hat sich für den Brasilien GP am Helm Ayrton Sennas orientiert
Hommage an Ayrton Senna:
Für Lewis Hamilton wäre ein Sieg in Brasilien ein Tribut an Formel-1-Ikone Ayrton Senna. „Es ist unglaublich, wenn man bedenkt, dass Ayrton acht Anläufe brauchte, um dieses Rennen zu gewinnen, und es ist eines der wenigen, bei denen ich noch nicht gewonnen habe”, sagte Hamilton vor dem vorletzten Saisonrennen. „Sollte ich das an diesem Wochenende ändern können, wäre das eine Verbeugung vor ihm und ein weiteres Highlight in diesem fantastischen Jahr.” Der 1994 in Imola verunglückte Senna konnte in Interlagos 1991 und 1993 gewinnen. Hamilton wartet noch auf seinen Premierenerfolg in Sao Paulo. „Wenn ich dort bin, fühle ich stets seine Präsenz”, sagte Hamilton über Senna. „Er war ein großer Held in Brasilien und es ist eine besondere Erfahrung, dass ich dort immer so herzlich empfangen werde.” Zu Ehren des F1-Idols tritt der Brite am Wochenende mit einem speziellen Helm in Sennas legendären Farben an.
Vettel hat keinen Bock auf Boys: Beim Brasilien GP werden die Formel-1-Piloten vor dem Start um 17 Uhr deutscher Zeit (RTL und Sky) auf ein Kuriosum treffen: In der Startaufstellung stehen statt der üblichen 20 hübschen Mädchen erstmals zehn Grid Girls und zehn Grid Boys. Sebastian Vettel gefällt das überhaupt nicht. Der Ferrari-Star, der sich auch schon in der Vergangenheit bei gleichen Szenarien in Monaco und Spanien darüber beschwert hatte, machte in Sao Paulo erneut seinem Unmut Luft. „Wie, hier gibt‘s Grid Boys? Hilfe, dann streike ich! Ich muss Bernie Ecclestone unbedingt sprechen“, sagte Vettel. Streckenchef Marcelo Peixoto verteidigte die Gender-Idee hingegen: „Wir wollen die modernde Denkweise unseres Volkes widerspiegeln. Brasilien soll für Innovation und Zeitgeist stehen, auch bei der Formel-1-Startaufstellung!“ F1-Traditionalist Vettel sieht das freilich ein bisschen anders...

Freitag

Red Bull bleibt in der F1: Nach Monaten der Rückzugsdrohungen wird Red Bull nach Angaben von Teamchef Christian Horner auch künftig in der Formel 1 an den Start gehen. „Wir haben uns verpflichtet, im nächsten Jahr und in der Zukunft zu bleiben”, sagte der Briten vor dem vorletzten Grand Prix der Saison in Sao Paulo. Bis zum Ende der Saison möchte Horner die Pläne über die zukünftige Motorenlösung vorstellen. Red Bull hatte wegen extremer Unzufriedenheit mit Renault den Vertrag mit dem französischen Aggregats-Lieferanten zunächst vorzeitig gekündigt. Da sich kein neuer Partner finden ließ, wird im Fahrerlager nun damit gerechnet, dass die Zusammenarbeit mit Renault 2016 aber doch erst einmal weitergeht. Nach dem Veto Mercedes' gegen eine Belieferung, gab es zuletzt auch Absagen von Ferrari (Fiat-Boss Sergio Marchionne: „Wir können Red Bull keinen Motor liefern, den Ferrari im Rennen nutzt.”) und Honda (McLaren-Honda-Rendirektor Eric Boullier: „Wir sind nicht die Wohlfahrt, die Red Bull helfen muss!”).
Pascal Wehrlein
Für Mercedes und Force India testete DTM-Meister Pascal Wehrlein dieses Jahr schon
Wehrlein hofft auf Manor-Cockpit:
DTM-Champion Pascal Wehrlein hofft weiter auf in den Sprung in die Formel 1. „Im Moment laufen Gespräche, die Chancen stehen wohl bei 50:50”, sagte der 21-jährige Mercedes-Pilot, der als als möglicher Kandidat für einen Platz beim Hinterbänkler-Team Manor-Marussia gilt, das in der kommenden Saison mit Motoren des Konstrukteurs-Weltmeisters ausgestattet wird. Eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen und liege letzlich auch bei Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Die Gespräche führe alle der Österreicher, „ich bin ehrlich gesagt wenig involviert”, so Wehrlein, der schon als Testfahrer in der Königsklasse zum Einsatz gekommen ist: „Er (Wolff, d. Red.) hilft mir enorm, dafür bin ich sehr dankbar. Ohne ihn und Mercedes hätte ich keine Chance, in die Formel 1 zu kommen. Am Ende trifft er mit mir die Entscheidung, wie es weitergeht. Ich hoffe, dass ich dann vielleicht mehrere Optionen habe.”
Schumi Jr. bald Vettel-Kollege? Mick Schumacher könnte seinen nächsten Karriereschritt im Motorsport bei einem Ferrari-Nachwuchsteam machen. Der 16 Jahre alte Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher absolvierte eine Testfahrt beim Formel-3-Team Prema in Italien, wie seine Sprecherin Sabine Kehm bestätigte. Prema gilt als eine Nachwuchsschmiede des italienischen Ferrari-Rennstalls, mit dem Michael Schumacher fünf seiner sieben Weltmeistertitel gewann. Sohn Mick besuchte während seines Aufenthalts in Italien auch den Ferrari-Rennstall in Maranello, wie eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage bestätigte. Italienische Medien berichteten, Schumacher habe auch dort mit Ferrari-Nachwuchschef Luca Baldisseri gesprochen. Schumacher Jr. war in der vergangenen Saison in der ADAC Formel 4 an den Start gegangen und hat dort eine Saison mit Höhen und Tiefen hinter sich. Ein Wechsel in die Formel 3 könnte für den 16-Jährigen nun der nächste Karriereschritt sein.
Alex Wurz
Hängt den Helm an den Nagel: Der Österreicher Alex Wurz beendet seine Karriere
Wurz & Wolff beenden Karriere:
Der frühere F1-Pilot Alexander Wurz wird seine Karriere nach dem letzten Rennen zur Langstrecken-WM (WEC) am 21. November beenden. „Nach 20 Jahren ist es an der Zeit, den Helm an den Nagel zu hängen”, twitterte der 41-jährige Österreicher unter der Woche: „Thanks Racing, du warst gut zu mir.” 1997 stieß Wurz, der mit zwölf Jahren in seiner Altersklasse BMX-Weltmeister war, als Ersatz für seinen Landsmann Gerhard Berger zum Benetton-Team. Dort blieb er bis zum Ende der Saison 2000, danach wurde er Testfahrer bei McLaren, ehe er 2007 noch einmal ein Jahr für Williams fuhr. 1996 und 2009 gewann er im Sportwagen die 24 Stunden von Le Mans. Weiterhin wird Wurz sein Amt als Präsident der F1-Fahrervereinigung GPDA ausüben und als Berater für das Williams-Team tätig sein. Dort kündigte Testfahrerin Susie Wolff ebenso ihr Karriere-Ende im Motorsport nach der Saison an. „So oft im Leben kommt es auf das Timing an. Ganz besonders in meiner Welt”, erklärte die 32-jährige Ehefrau von Mercedes-Boss Toto Wolff, die über viele Jahre auch für die Stuttgarter in der DTM unterwegs war.
Deutsches Duell um den Vize-Titel: An das Autódromo José Carlos Pace in Sao Paulo hat Nico Rosberg gute Erinnerungen. Im vergangenen Jahr konnte sich der Mercedes-Pilot in die Siegerliste eintragen. Am Ende der Saison wurde er Vize-Weltmeister. Nachdem Lewis Hamiltons (345 Punkte) erneuter Titelgewinn schon seit dem USA-Rennen feststeht, kann Rosberg (272) im Zweikampf mit Ferrari-Star Sebastian Vettel (251) schon in Brasilien den zweiten WM-Platz perfekt machen. Rosberg wird erneut Vize-Weltmeister, ... wenn er gewinnt
... wenn er Zweiter wird und Vettel höchstens Vierter
... wenn er Dritter wird und Vettel höchstens Fünfter
... wenn er Vierter wird und Vettel höchstens Sechster
... wenn er Fünfter wird und Vettel höchstens Siebter
... wenn er Sechster wird und Vettel höchstens Achter
... wenn er Siebter wird und Vettel höchstens Neunter
... wenn er Achter wird und Vettel ohne Punkte bleibt (dpa)

Von

Frederik Hackbarth