Formel 1: Brawn als F1-Sportchef bestätigt
Ex-Schumacher-Chef an Formel-1-Spitze

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Ex-Schumacher-Teamchef Ross Brawn wird neuer Formel-1-Sportchef. Liberty-Boss Chase Carey übernimmt Geschäftsführung von Bernie Ecclestone
Bild: Picture-Alliance
24. Januar 2017: Jetzt ist offiziell, was AUTO BILD MOTORSPORT bereits im November 2016 berichtet hatte (siehe unten). Ross Brawn ist einer der Nachfolger von Bernie Ecclestone und wird neuer Sportchef der Formel 1!
Das haben die neuen Formel-1-Besitzer von Liberty Media heute Nacht bestätigt. Demnach ist die Übernahme der Formel-1-Mutterfirma Delta Topco abgeschlossen. Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone wurde seines Amtes als Geschäftsführer enthoben. Ihm wurde ein Job als Ehrenpräsident angeboten. Ecclestones Macht wird auf mehrere Schultern verteilt. Neuer Geschäftsführer wird Liberty-Boss Chase Carey, der auch den Posten des Vorstandsvorsitzenden inne hat.
Die Rolle des Sportchefs (Managing Director Sports and Motor) übernimmt mit sofortiger Wirkung Michael Schumachers ehemaliger Technik- und Teamchef Ross Brawn. Der Brite soll sich um alle sportlichen und technischen Belange sowie die Kommunikation mit FIA und Teams kümmern. Ihm wird mit Sean Bratches (ehemals ESPN) ein kommerzieller Direktor an die Seite gestellt, der sich um TV-Rechte, Rennstrecken und Vermarktung kümmern soll.
Brawn holte gemeinsam mit Michael Schumacher bei Benetton und Ferrari sieben Fahrer-WM-Titel in der Formel 1, krönte seine Karriere 2009 mit dem Fahrer- und Konstrukteurstitel für das eigene Team BrawnGP, das er dann an Mercedes verkaufte. Dort verabschiedete er sich Ende 2012 als Teamchef.
Über die zukünftige Ausrichtung der Formel 1 sagte Brawn unlängst in einem Magazin der FIA: "Zuletzt hat die Formel 1 versucht ein Vorbild für Serienautos zu sein. Die Frage ist: Können wir die technologische Vorreiterrolle behalten, uns aber wieder von der PKW-Entwicklung trennen? Die Logik sagt: Tun wir das nicht, werden wir über kurz oder lang Elektro- oder Brennstoffzellen-Rennwagen haben. Für mich ist die Formel 1 aber nicht nur eine technologische Demonstrationsplattform, sondern ein Zirkus. Vielleicht ist es Zeit einen Schritt zurück zu machen und uns zu fragen, was die Formel 1 wirklich von einem Motor will. Vielleicht sind es die aktuellen Hybridmotoren, die man aber in Sachen Kosten und Komplexität neu definieren müsste. Denn derzeit sind sie einfach zu teuer."
2020 läuft das aktuelle Motorregelwerk aus.
Chronologie unserer Exklusivmeldung
5. November 2016: Der verbale Schlagabtausch zwischen Bernie Ecclestone und Ross Brawn geht in die nächste Runde. Nachdem AUTO BILD MOTORSPORT berichtet hatte, dass Brawn unter dem neuen Eigentümer Liberty Media neuer Sportchef der Formel 1 werden und damit indirekt auch Bernie Ecclestone beerben soll, wehrt sich der Chefvermarkter nun mit Händen und Füßen. "Ich kann versichern, dass alles so bleiben wird, wie es ist", betont er nun im Interview auf seiner eigenen Homepage. "Es mag andere Teilhaber geben und die, die jetzt kommen sind vielleicht noch kommerzieller als es die CVC war. Aber das war es auch schon."
Laut dem 86-Jährigen wird sich vor allem kurzfristig nichts ändern - auch weil das aktuelle Concorde Agreement noch bis 2020 läuft. Mr. E: "Wir haben eine Übereinkunft mit den Teams und auch das wird so bleiben. Es wird die gewöhnlichen Diskussionen über neue Übereinkünfte geben. Wir werden sehen, was dann passiert."
Brawn dagegen, der derzeit bereits als Berater für Liberty Media agiert, hält wenig von Stillstand. "ich bin Ingenieur und daher pragmatisch", sagt er zu 'Sky Sports F1'. "Meine Herangehensweise war schon immer, einen Plan zu haben. Drei Jahre, fünf Jahre, wie auch immer - Hauptsache, alle ziehen an einem Strang, haben einen Plan und versuchen, ihn einzuhalten. Das vermisse ich manchmal in der Formel 1. Ich sehe nicht, dass sie sich vorstellen, wo der Sport in drei bis fünf Jahren stehen soll."
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ABMS berichtete exklusiv: Ross Brawn wird neues Superhirn der Formel 1
Ross Brawn soll das neue Superhirn der Formel 1 werden! Diese News schlug am 31. Oktober. ein wie eine Bombe. Hintergrund: AUTO BILD MOTORSPORT berichtete exklusiv, dass Ex-Mercedes-Teamchef Ross Brawn als Kopf eines neuen Formel-1-Führungsgremiums feststehen und damit als F1-Manager Bernie Ecclestone beerben soll. Der Brite hat einen Vertrag mit dem neuen Formel-1-Eigner Liberty Media demnach bereits unterschrieben. Auch der Automobilweltverband FIA soll schon zugestimmt haben. Mit FIA-Präsident Jean Todt hatte Brawn von 1997 bis 2006 bereits bei Ferrari zusammengearbeitet.
Wann der Deal offiziell werden soll, steht noch nicht fest. Zunächst muss die Übernahme der Formel 1 durch Liberty Media komplettiert werden. Bernie Ecclestone wehrt sich deshalb auch noch gegen eine Rolle Brawns in seinem Formel-1-Management. "Ich wäre hocherfreut, wenn er zur FIA gehen würde. Er wäre dort absolut erste Klasse." Bei der FOM will Ecclestone von Brawn aber nichts wissen: "Liberty hat keine Kontrolle über die Firma (FOM; d. Red.). Noch bin ich Geschäftsführer. Und wir brauchen keinen Ingenieur." Allein: Wenn die Übernahme der Formel 1 durch die Amerikaner von Liberty Media im ersten Quartal 2017 perfekt ist, hat Ecclestone keine Macht mehr.
Auch Brawns Dementi in der britischen BBC klingt deshalb eher halbseiden. "Alles hängt davon ab, was Ecclestone in Zukunft macht." Und weiter: "Ich berate sie (Liberty; d. Red.) ein wenig, damit sie die Formel 1 besser verstehen." Der Ex-Mercedes-Teamchef nimmt sogar Ecclestones Kommentaren den Wind aus den Segeln: "Es wäre eine sehr interessante Kombination und mit Sicherheit kein Problem für mich", sagt er zu einer möglichen Zusammenarbeit mit dem Chefvermarkter.
Brawn soll das neue Gesicht der Formel 1 werden
Nach Informationen von AUTO BILD MOTORSPORT ist davon auszugehen, dass Brawn die Führung der Formel 1 dann übernehmen wird – wenn auch nicht alleine. Er soll sich um technische und sportliche Belange und Regeln kümmern, die Königsklasse gegenüber den Fans repräsentieren und der Formel 1 so ein neues Gesicht geben. Er wird auch den Mittler spielen zwischen Teams und FIA. Für die pure Vermarktung des Sports sollen ihm weitere Experten an die Seite gestellt werden.

Der F1-Besitzer: Liberty-Media-Boss Chase Carey (l.)
"Der Formel 1 dabei zu helfen, eine bessere Formel 1 zu werden, das wäre reizvoll", hatte Brawn erst kürzlich dem Daily Telegraph gesagt: "Es wäre die eine Sache, die interessant für mich ist. Auf diese Weise wäre ich gerne in den Sport involviert." Er würde allerdings "niemals zurück zu einem Team gehen. Ich habe in den Rennställen alles gegeben, was ich geben kann. Jetzt würde ich mich nur noch wiederholen", so Brawn. In seiner erfolgreichen Karriere hatte er für Benetton, Ferrari und sein eigenes Team Brawn GP in verschiedenen Funktionen an acht Fahrer-WM-Titeln entscheidenden Anteil - unter anderem als "Superhirn" an allen sieben Erfolgen von Rekordweltmeister Michael Schumacher.
Ab 2010 half er bei Mercedes als Teamchef an der Seite von Norbert Haug das neue Werksteam aufzubauen. Brawn verließ den Rennstall Ende 2013, hatte die Dominanz der Jahr 2014 bis 2016 aber entscheidend in die Wege geleitet. Zuletzt war auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner immer wieder Kandidat für einen Posten in der Formel-1-Führung im Gespräch, ebenso wie Formel-E-Vermarkter Alejandro Agag.
Formel-1-Verkauf: Das ändert sich jetzt
Der US-Medienkonzern Liberty Media, der die Übernahme der Königsklasse eingeleitet hat, will die Formel 1 neu ordnen und wieder attraktiv machen auch für das junge Publikum. Ross Brawn soll dabei nun offenbar eine entscheidende Rolle spielen. Im Interview mit dem "Daily Telegraph" deutete er bereits an, dass er sich sogar eine Zusammenarbeit mit Bernie Ecclestone vorstellen könnte: "Ich habe keine Probleme mit Bernie", so Brawn. "Meine Herangehensweise ist methodisch und strukturiert, seine impulsiv und chaotisch. Das wäre eine interessante Mischung."
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