Das Formel-1-Reglement kann manchmal verwirrend sein: Grauzonen, Schlupflöcher, Ungenauigkeiten. Genau darauf stürzen sich die Ingenieure der Formel-1-Teams, um der Konkurrenz voraus zu sein. Immer wieder schießen sie dabei aber über das Limit hinaus, es folgen Disqualifikationen.
Steigt Renault aus der Formel 1 aus? Hier klicken
Renault wird jetzt nachträglich vom Japan-GP ausgeschlossen. Daniel Ricciardo verliert damit seinen sechsten, Nico Hülkenberg seinen zehnten Platz. Insgesamt gehen damit neun Punkte verloren. In der Konstrukteurs-WM gerät Renault in Bedrängnis: Die Franzosen liegen auf Rang fünf (68 Punkte), gefolgt von Toro Rosso (62) und Racing Point (58).
Warum wurde Renault disqualifiziert? Konkret geht es um das Bremssystem. Racing Point hatte nach dem Japan-Rennen einen 12-seitigen Protest eingereicht. Angeblich soll Renault ein illegales System zur Verstellung der Bremsbalance verwenden.
Abiteboul
Schwere Zeiten für Renault-Motorsportboss Cyril Abiteboul
Der Automobilweltverband FIA und seine Rennkommissare entschieden: Technisch ist am Renault alles regelkonform. In einem Statement heißt es: „Die Software zur Kontrolle der Hinterradbremse von Renault arbeitet gemäß entsprechenden Vorgaben in den Artikeln 11.1.3 und 11.1.4 der technischen Regeln. Das System arbeitet nicht nach einer Programmierung, die von der Position des Wagens auf der Strecke abhängt, wie es unterstellt worden ist. Die Renault-Fahrer benutzten Knöpfe am Lenkrad zur Verstellung der Bremsbalance, gemäß Artikel 8.6.3 der technischen Regeln. Vor diesem Hintergrund bricht das von Renault verwendete System keine technischen Regeln, nutzt aber auf einfallsreiche, neuartige Weise gewisse Doppeldeutigkeiten des Reglements.“ 
Trotzdem wurden Ricciardo und Hülkenberg disqualifiziert. Denn das System verstößt gegen Artikel 27.1 des sportlichen Reglements. Er schreibt vor, dass der Fahrer das Auto ohne unerlaubte Fahrhilfen selbst steuern muss. „Letztlich wird auf diese Weise die Bremsbalanceverstellung als unerlaubte Fahrhilfe missbraucht, weil der Fahrer gewisse Einstellungen nicht mehr selber vornehmen muss. Daher wird es als illegal eingestuft“, heißt es weiter.
Renault erklärt: „Das Renault-F1-Team nimmt die Entscheidung der Rennkommissare bezüglich des Protests von Racing Point und der Legalität des Bremssystems zur Kenntnis. Die FIA hat betont, dieses System sei aus technischer Sicht legal. Die Kommissare sind jedoch zum Schluss gekommen, es verletzte die Sportregeln in Sachen Fahrhilfen.“
Renault legt keine Berufung ein. Das Team begründet das mit den Worten: "Wir haben keine neuen Beweise wollen keine weitere Zeit verschwenden mit einer sterilen Debatte vorm Berufungsgericht. Die Formel 1 besteht aus der ständigen Suche nach dem kleinsten Vorteil. Den werden wir auch weiter suchen, aber mit genaueren internen Checks, bevor wir eine Innovation auf die Strecke bringen."
Die Diskussionen um Renault sind durchaus heikel. Möglicherweise steht das weitere Formel-1-Engagement über die Saison 2020 in Frage. Da helfen entsprechende Ereignisse nicht.

Von

Michael Zeitler