Formel 1 entwirft Notfall-Kalender
Saisonstart in Europa ohne Fans denkbar

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Grand Prix im Doppelpack, keine Zuschauer an den Strecken, ein neuer Kalender mit nur drei Läufen weniger als eigentlich geplant.
Die Formel 1 hat ein Szenario zur Bewältigung der Corona-Krise entworfen. Nur schwache Hoffnung oder ein realistischer Plan?
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Die Notfallsaison der Formel 1 mit immer noch satten 19 Rennen könnte in Europa beginnen - ohne Zuschauer, wenn es sein muss, und am besten schon im Juli. Dieses Szenario streben die Spitzen der Rennserie laut Formel-1-Sportchef Ross Brawn an. Spätestens aber im Oktober soll die Motorsport-Königsklasse wieder zurück auf die Strecke kommen, sonst dürfte auch die Mindestanzahl von acht Rennen für eine Weltmeisterschafts-Wertung in diesem Jahr nicht mehr erfüllbar sein.
Geprüft wird aber Brawn zufolge auch eine mögliche Verlängerung der Saison bis ins kommende Jahr hinein.
Die Wunschvorstellung nach bereits neun abgesagten und verschobenen Rennen wegen der Coronavirus-Pandemie aber ist ein Saisonbeginn Anfang Juli. Und vor allem: Danach auch weiterfahren. „Es ist nichts, wenn wir beginnen und dann wieder für eine Weile stoppen müssen“, sagt Brawn auf der offiziellen F1-Homepage.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn
Derzeit ist der Große Preis von Frankreich am 28. Juni in Le Castellet noch nicht verschoben oder abgesagt, eine Woche später ist am 5. Juli der Große Preis von Österreich in Spielberg geplant. Zu Austragungsorten für einen Saisonstart äußerte sich Brawn nicht. Ins Auge fasst die Formel-1-Führung aber tatsächlich die Kurse in Spielberg oder Silverstone (Großbritannien).
Der 65 Jahre alte Brite stellte denn auch klar, wie es aussehen könnte: „Wir könnten eine sehr geschlossene Gesellschaft haben, die Teams kämen mit Charterflügen, wir könnten sie zur Strecke bringen und sicherstellen, dass jeder getestet wird und kein Risiko für irgendjemanden besteht.“ Eines der großen Probleme dürfte dennoch das Reisen werden, betonte Brawn, womöglich drohe mancherorts eine Selbst-Isolation.
Derzeit ruht die Formel 1. Die Serie hat ihre für Sommer geplanten Werksferien vorgezogen und auf fünf Wochen verlängert. Die Rennen in Australien, Bahrain, Vietnam, China, Niederlage, Spanien, Monaco, Aserbaidschan und Kanada wurden abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Branchenführer Mercedes und andere Teams mit Sitz in Großbritannien engagieren sich bei der Herstellung von Beatmungsgeräten und Ventilatoren.
Der Ferrari-Rennstall, in dessen Heimat der Virus Sars-CoV-2 besonders wütet, schloss bereits vor Wochen auch seine Museen. Jetzt hat der Autobauer aus dem norditalienischen Maranello das Programm „Back on Track“ (Zurück auf die Strecke) gestartet. In mehreren Schritten soll die Arbeit wieder aufgenommen werden - unter dem größtmöglichen Schutz für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ferraris Formel-1-Teamchef Mattia Binotto wollte einen Saisonbeginn Anfang Juli nicht ausschließen. Die Frage sei „sehr schwierig“ zu beantworten, sagte er aber auch. Binotto rechnet Ende Mai mit einem klareren Bild.
Ursprünglich waren für dieses Jahr 22 Rennen und damit so viele wie noch nie seit der ersten WM 1950 geplant gewesen. Was sich auch für die Teams durch weitere TV-Einnahmen ausgezahlt hätte, wird nun zur Fahrt ins Ungewisse.
McLaren, Williams, Racing Point und Alfa Romeo schickten viele Angestellte in Kurzarbeit, weitere Teams könnten das auch noch machen. Der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone plädierte bereits dafür, diese Saison komplett ausfallen zu lassen. Ob er als Chef mit dem Ziel maximaler Gewinnoptimierung in seiner Amtszeit auch so gedacht hätte oder nicht eher auch einen gewagten Notfallplan geschmiedet hätte, ließ der 89-Jährige indes offen.
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