Formel 1 feiert die Gasly-Sensation
Erst Flop-Pilot, jetzt Siegertyp

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Alpha Tauri feiert ausgerechnet wieder beim Heimrennen in Monza einen Sensationssieg. Das Team ist Erbe des populären Minardi-Rennstalls.
Underdog-Siege sind in der Formel 1 oft die emotionalsten. Monza 2020: Italienische Mechaniker singen die italienische Nationalhymne. Hier hat aber nicht Ferrari gewonnen, sondern das kleine Alpha Tauri-Team. Alpha Tauri ist ein Modelabel aus dem Red Bull-Konzern, das Team aber ist im italienischen Faenza beheimatet.
Mitarbeiter aus 26 Nationen arbeiten bei Alpha Tauri, die meisten aber sind nach wie vor Italiener. Giancarlo Minardi brachte den Rennstall 1985 in die Formel 1. Es ist einer der erfolglosesten der Geschichte (340 Rennen ohne Podium ist ein absoluter Negativ-Rekord), aber es war immer einer der beliebtesten. Minardi brachte viele zukünftige Stars in die Formel 1: Mark Webber, Fernando Alonso oder Giancarlo Fisichella zum Beispiel.
2006 kaufte Red Bull den Rennstall. Zuerst hieß er Toro Rosso, seit 2020 Alpha Tauri. Die Philosophie von Minardi wurde beibehalten: Alpha Tauri dient dazu, Red Bull-Nachwuchsfahrer in die Formel 1 zu bringen.
Gasly mit neuer Red Bull-Chance?

Der Ursprung des Teams ist Minardi
Panis war vor Gasly der letzte französische GP-Gewinner, auch damals ein Sensationssieg. Bei Gasly hat kaum ein Experte mehr damit gerechnet. Zwar ist er erst 24 Jahre alt, schaffte zwischenzeitlich auch den Aufstieg zu Red Bull. Dort wurde er mitten in der Saison 2019 nach schwachen Ergebnissen aber wieder degradiert.
Anfang des Jahres sagt er deshalb zu AUTO BILD MOTORSPORT: „Jeder hat da seine eigene Meinung. Ich denke nicht, dass das nötig gewesen wäre. Ich habe in drei Wochen sicherlich nicht vergessen oder wieder erlernt, wie man Auto fährt.“ Hintergrund: In Brasilien holt er 2019 nach seiner Rückversetzung ins Juniorteam überraschend Platz zwei.
Anders als die emotionalen Italiener oder Franzosen sieht Alpha Tauri-Teamchef Franz Tost die Wiederholung des Monza-Triumphs ganz nüchtern. „Wir haben Pierre absolut zum richtigen Zeitpunkt reingeholt, nicht wissend, dass es die Safetycar-Phase gibt. Das hat uns geholfen.“ Auch seine stets fordernde Art kann der Österreicher nicht verbergen: „In der letzten Runde habe ich gedacht: Schläft er jetzt? Carlos Sainz ist doch noch etwas nähergekommen. Da haben wir schon noch einiges zu besprechen.“
Selbst wenn man es ihm nicht anhört: Auch Franz Tost wird sich über seinen zweiten Monza-Sieg freuen. Für Red Bull-Pilot Alex Albon dagegen dürfte es langsam eng werden. Er kam mal wieder nicht über Rang 15 hinaus. Nicht ausgeschlossen, dass er mit Gasly wieder die Cockpits tauschen muss...
Auch wenn Red Bull-Sportchef Helmut Marko jetzt noch sagt: "Auch Alpha Tauri braucht einen Teamleader. Es gibt keine Pläne, Pierre zurück zu Red Bull zu holen."
Die besten Bilder vom Italien-GP gibt es in der Bildergalerie.
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