Formel-1-Felgen von BBS
—Für Schumi das Rad neu erfunden
In der Formel 1 zählt jedes Gramm
Für den deutschen Landsmann haben die Schwarzwälder anno 2002 sogar das Rad neu erfunden. Tatsache! Denn BBS entwickelte exklusiv für Ferrari einen neuen Felgentyp. "Schlanke Speiche" wäre der passende Codename. Weil die schlauen BBS-Ingenieure den 14 Streben, die Radnabe und Felgenbett miteinander verbinden, eine superschlanke Taille verpassten.
Die Folge: Wieder ein paar Gramm gespart. Die Ferrari somit zum Zweck einer noch besseren Straßenlage seiner roten Überrenner mittels Metallgewichten im Wagenboden platzieren konnte. Weniger als drei Kilo wiegt heute das Vorderrad des Weltmeistermobils.
Trotz der letzten "Diät" ist die aktuelle Ferrari-Felge made by BBS aber immer noch so stabil wie das Vorgängermodell. Die Voraussetzung fürs Abspecken überhaupt, denn: Da die Formel-1-Fahrwerke immer mehr auf Härte getrimmt werden, müssen Felgen wie Reifen mehr denn je Schläge abfedern.
Alle Felgen entstehen am Computer
Hier oben, zwei Stockwerke über den dröhnenden Produktionshallen, haben Müller und Co still und leise auch den nächsten Hammer für Schumi ausgebrütet: Die neue Ferrari-Felge von BBS spart nämlich nicht nur Gewicht, sondern kann auch mehr Hitze ab.
Hintergrund: Über 1000 Grad heiß glühen zuweilen die Bremsscheiben der Grand-Prix-Flitzer. Die stetig steigenden Rekordtemperaturen dürfen die Felgen natürlich nicht "weich kochen". Mit einem speziellen Polierverfahren fand BBS nach vielen Fehlversuchen mit Isolierstoffen aus der Weltraumfahrt schließlich eine einfachere und bessere Lösung. Der geniale Trick: Felgen innen spiegelblank polieren, sodass sie die von den Bremsen abgestrahlte Hitze (weg)reflektieren.
Angefangen hat BBS seinen Formel-1-Siegeszug 1992. "Fahrt halt mal", beschieden die damaligen Ferrari-Cheftechniker den Schwarzwäldern, als die mit ihrer ers- ten aus einem Stück Magnesium geschmiedeten Formel-1-Felge in Italien anklopften. Und staunten nach den ersten Proberennen nicht schlecht. "Anders als bei den bis dahin verwendeten Gussrädern aus Aluminium zeigten unsere nie Risse", freut sich BBS-Motorsportchef Martin Braungart noch heute.
Hightech-Werkstoff Magnesium
"Die Rohlinge liefert unsere Tochterfirma aus Japan", erklärt Martin Braungart. Das bedeutet: Mit einer haushohen Maschine wird dort ein rundes Stück Magnesium auf seine doppelte Größe "abgestreckt". So nennen sie bei BBS fachmännisch das formgerechte Auswalzen des Felgenrohstoffs bei einem Druck von 8000 Tonnen. In Schiltach wird solch ein "Rohdiamant" computergesteuert nanometergenau fertig gefräst.
Letzter Produktionsschritt: Lackieren. Auch hier fährt BBS für Schumi, der schon 1994 und 1995 auf den Schwarzwälder Paradefelgen Weltmeister wurde, einen besondern Sparkurs. Statt 100 Gramm kommt nur noch halb so viel auf den nach außen sichtbaren Teil der Felge. Vollgas! Im Hof wartet der nächste Ferrari-Transporter. Der Weltmeister, der seine Autos täglich kreisen lässt, braucht wieder Nachschub.
Bis zu 500 Felgen pro Jahr ordert Ferrari. Die anderen BBS-Formel-1-Kunden kommen mit 200 aus. "Nach der Saison ziehen wir alle ein", sagt Motorsportchef Braungart. Auch wenn sie zwei Jahre länger halten. Doch eines will BBS auf keinen Fall riskieren: einen Felgenschaden. Den hatten sie in der Formel 1 nämlich noch nie.