Für Sebastian Vettel (33) geht es in dieser Saison nur noch darum, die letzten vier Rennen mit Ferrari irgendwie rumzukriegen. Schon vor seinem Auftritt in der Pressekonferenz vorm Großen Preis der Türkei in Istanbul an diesem Wochenende sagte er zu AUTO BILD Motorsport: "Mehr als Vollgas geben kann ich nicht. Und das mache ich. Auf alles andere habe ich keinen Einfluss."
Später lächelte er auch locker pikante Fragen weg, die ihn und seine Vertrauten bloßstellen sollten. Ob er an sich zweifle, weil er Teamkollege Charles Leclerc unterlegen sei? "Nein", grinste Vettel, "Charles kann einfach mehr aus dem Auto herausholen. Dass er ein außergewöhnlicher Pilot ist, hat er ja nicht erst dieses Jahr bewiesen."
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Auch Fragestellern, die nahelegten, dass Bernie Ecclestone und Gerhard Berger mit ihren jüngsten Aussagen ein wenig übers Ziel hinaus geschossen seien, nahm der Ferrari-Star gekonnt den Wind aus den Segeln. Hintergrund: Der ehemalige Formel-1-Boss hatte bei AUTO BILD erzählt, dass er sich bei Aston-Martin-CEO Lance Stroll mächtig für Vettel eingesetzt habe. DTM-Boss Berger wiederum behauptete, Vettel würde neben seinem Formel-1-Engagement gern auch in der DTM fahren. 
"Sowohl Bernie als auch Gerhard zähle ich zu meinem Freundeskreis", konterte der Hesse. "Ich unterhalte mich ihnen und höre ihnen zu.“ Und zu Berger: „Früher sind die Fahrer auch mit verschiedenen Autos in verschiedenen Serien angetreten. Natürlich würde mir das gefallen.“
So trumpfte Vettel 2006 auf
Sebastian Vettel bei seinem Debüt als Freitagstestfahrer 2006
Bild: BMW
Erstmal aber ist das Rennen in Istanbul dran. Und daran hat der Heppenheimer besonders gute Erinnerungen. 2006 gab er dort mit BMW als 19-Jähriger sein Debüt als Freitagstestfahrer. Der ABMS-Reporter flog damals zufällig von Frankfurt mit Vettel in der gleichen Maschine, saß sogar neben ihm. Der Teenager beschäftigte sich die ganzen dreieinhalb Stunden nur mit einem kleinen, tragbaren Computer, auf dem er immer wieder den Kurs abfuhr. „Ich muss die Strecke kennenlernen“, grinste er durch seine Zahnspange. 
Es hat sich gelohnt. Als Rookie setzte er die Bestzeit. So wurde Bernie Ecclestone auf ihn aufmerksam: „Auch wenn er neue Reifen und wenig Sprit im Tank hatte“, war der F1-Boss damals voll des Lobes, „das musst du erst mal schaffen.“
Fest steht: Bis heute ist es seitdem keinem Neuling mehr gelungen, bei seinem Debüt eine Bestzeit zu setzen. Vettel selbst hat dagegen ein anderes Ereignis im Kopf: „Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich mir nach wenigen Sekunden eine Strafe eingehandelt habe.“ Stimmt: Er fuhr nach exakt neun Sekunden zu schnell in der Boxengasse: 64,3 km/h statt 60. Vettel wollte eben schon immer der Schnellste sein. Umso fragwürdiger, warum ihm das dieses Jahr nicht gelingt.

Von

Ralf Bach