Haas fährt nicht nur mit einem Rennwagen, der alle vom Reglement erlaubten Teile von Ferrari bezieht. Das US-Team fährt auch wie Ferrari. Mehr als 50 Punkte verschenkte Haas schon durch Patzer des Teams oder der Fahrer. 
Gleich beim Auftakt in Australien waren 18 Zähler futsch, als sowohl bei Kevin Magnussen als auch bei Romain Grosjean beim Boxenstopp ein Rad nicht richtig angeschraubt wurde. Grosjean crashte in Baku in der Safety-Car-Phase auf Platz sechs liegend oder in Barcelona schon am Start. 
Formel 1
Günther Steiner ist Teamchef von Haas
Und trotzdem ist Haas ein Angstgegner – vor allem für Renault. Die Franzosen sind Werksteam mit größerem Budget und höheren Ansprüchen – laufen aber Gefahr, hinter Haas zurückzufallen. Derzeit hat Renault noch acht Punkte Vorsprung. Die wären schon weg, wenn Grosjean in Italien nicht disqualifiziert worden wäre – auf Drängen von Renault.
Haas-Teamchef Günther Steiner: „Wenn es Renault auf der Strecke nicht schafft, uns zu schlagen, dann halt so. Man konnte sehen, dass sie verzweifelt waren.“
Hintergrund: Vor dem Italien-GP wurden die Unterbodenregeln präzisiert. Für Haas blieb aber nicht genug Zeit, ihren Unterboden daran anzupassen – weil man die Teile nicht selbst produziert, sondern von Zulieferern einkauft. 
Der Kampf um Rang vier in der Konstrukteurswertung zwischen Renault und Haas ist ein einziger Zoff. Es geht auch ums Prinzip. Wenn Renault im dritten Jahr des Werksengagements sich weiterhin von Mittelfeldteams vorführen lassen muss, kommt das bei Sponsoren und der Konzernleitung nicht gut an. Vor allem aber ist Renault ein vehementer Gegner des Haas-Modells, wonach sich ein Team ein Großteil des Fahrzeugs von einem Topteam einkauft. Nur das bringt Haas überhaupt erst so weit nach vorn.
Haas selbst ist optimistisch, die acht Punkte in den verbleibenden vier Rennen noch aufzuholen und Rang vier in der Konstrukteurs-WM zu erreichen. Der nächste Schritt dazu soll an Wochenende beim Heimspiel in Austin gemacht werden.

Von

Michael Zeitler