Lewis Hamilton findet nach dem verpassten Podium in Singapur klare Worte. "Im Moment fühlt es sich so an, als sei Ferrari hungriger", sagt der Brite nach dem dritten Scuderia-Sieg in Folge. Was Hamilton am Sonntag beim Nacht-GP aber wirklich auf die Palme bringt: "Es ist schmerzhaft für uns, weil wir hier ganz einfach hätten gewinnen können."
Das Zauberwort dafür lautet: Undercut. "Ich wusste, dass wir das machen müssen, habe es heute morgen auch schon in der Besprechung gesagt: 'Lasst uns das Risiko eingehen.' Aber das haben sie nicht getan", nimmt der Weltmeister seinen Kommandostand in die Pflicht. Böses Blut gibt es zwischen Hamilton und seinem Team deshalb aber nicht. "Wir gewinnen und wir verlieren zusammen", beschwichtigt er nach der Watsch'n.
WM-Kampf schon vorbei? Mercedes pfeift Bottas zurück
Trotz 96 Punkten Vorsprung auf den WM-Dritten Charles Leclerc schrillen bei Hamilton die Alarmglocken. Auch Silberpfeil-Sportchef Toto Wolff ist wenig begeistert von Mercedes' Auftritt in Singapur: "Die Plätze vier und fünf sind enttäuschend. Wir haben nicht das Maximum rausgeholt."
Mercedes
Leclerc biegt zum Stopp ab, Hamilton fährt weiter...
Dass Ferraris neue Updates auf dem Stadtkurs den Ausschlag zugunsten der Scuderia gaben, glaubt der Österreicher indes nicht. "Das wäre die einfache Geschichte. In Wahrheit ging es einfach darum, hier das Beste aus dem Paket rauszuholen und Dinge richtig zu machen. Wir hatten das Paket für die Pole und auch heute für den Sieg. Aber wir haben zu viele Möglichkeiten liegen gelassen."
Vor allem den Undercut hat Mercedes unterschätzt: "Wir haben das diskutiert, aber es gab das Risiko, im Verkehr hängen zu bleiben. Deswegen haben wir Möglichkeit zum Undercut selbst verpasst", so Wolff. Nachdem die Chance verflogen war, setzte Mercedes auf eine im Vergleich zu Ferrari alternative Strategie und ließ Hamilton draußen.
"Die Position gegen Sebastian (Vettel; d. Red.) hatten wir zu diesem Zeitpunkt sowieso schon verloren. Aber wir hatten das Gefühl, dass noch mehr im Reifen steckt. Also war der Overcut die einzige Chance, zumal die Ferraris zu diesem Zeitpunkt auch auf eine große Gruppe mit Verkehr aufgelaufen sind", erklärt Wolff. "Dann fielen Lewis' Zeiten aber drastisch ab und damit war es game over für uns."
Fazit Wolff: "Es war heute weder die richtige Strategie noch die richtigen Calls. Wir haben dieses Wochenende so viel falsch gemacht. Deswegen sind auch alle im Team gerade ziemlich sauer und genervt."

Von

Frederik Hackbarth