Wie schon 2013 und 2014 hat sich Lewis Hamilton auch am Samstag in Shanghai die Pole Position für den Großen Preis von China gesichert. Seine dritte Qualifying-Bestzeit in Folge auf dem Shanghai International Circuit, die gleichsam seine dritte Pole im dritten Rennen 2015 bedeutete, war dabei jedoch mit Abstand die knappste: Um gerade einmal 42 Tausendstel musste sich Hamiltons Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg dem Weltmeister geschlagen geben. Auf die 5,451 Kilometer lange Runde in China trennte die beiden Silberpfeile somit umgerechnet nur ein Abstand von 2,4 Metern. „Oh, come on guys!“, fluchte Rosberg noch am Boxenfunk, als er vom Kommandostand mitgeteilt bekam, wie eng er Hamilton unterlegen war.

Rosberg glaubt an Chance im Rennen

Mercedes
Dritte Pole in Folge: Sieht die Konkurrenz am Sonntag von Lewis Hamilton wieder nur das Rücklicht?
„Es ist sehr ärgerlich, denn vier Hundertstel sind immer noch drin, weil eine Runde nie perfekt ist“, erklärte Rosberg nach dem Zeittraining seinen Frust. Dennoch wollte der Wiesbadener den Blick schnell nach vorne richten. „Ich bin sehr guter Dinge für Sonntag, denn ich habe mein Set-Up voll auf das Rennen angepasst. Zwar wird es von den Reifen her schwierig, aber ich glaube trotzdem, das könnte morgen klappen.“ Der Kurs in China liegt Rosberg, 2012 feierte der 29-Jährige auf der Strecke seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Traditionell stark ist in Shanghai aber auch Lewis Hamilton. Seine zwei Poles in den beiden letzten Jahren münzte der Brite in einen Sieg und ein dritten Platz um.
„China ist weiterhin eine sehr gute Strecke für mich und auch heute lief alles sehr positiv“, strahlte Hamilton nach seinem ersten Startplatz. Was den Briten besonders zuversichtlich stimmte: „Unser Auto war wieder deutlich besser als zuletzt in Malaysia.“ Dort hatte man sich bei den Silberpfeilen letztendlich Sebastian Vettel im Ferrari geschlagen geben müssen. Der Vierfach-Champion aus Heppenheim steht als Dritter zwar auch in China wieder als erster Mercedes-Verfolger in der zweiten Startreihe – sein Rückstand im Qualifying betrug jedoch fast eine Sekunde.

Lauda hat Vettel auf der Rechnung

Top-3 Qualifying China 2015
Gewohntes Bild: Hamilton (Mitte) vor den beiden Deutschen Rosberg (li.) und Vettel (re.)
Mercedes-Aufsichtsratsboss Niki Lauda wollte die rote Konkurrenz deswegen aber noch lange nicht abschreiben. Der Österreicher warnte seine Piloten: „Morgen wird ein langes Rennen. Die Temperaturen sollten etwas höher werden, vor allem die des Asphalts. Das kann alles verändern, was man jetzt gesehen hat.“ Lauda war sich sicher: „China ist traditionell ein Rennen mit einer Zweistopp-Strategie. Die genauen Details macht sich jedes Team selbst aus, aber Vettel wird definitiv wieder vorne mitmischen.“ Der Heppenheimer muss dabei allerdings auch die Augen nach hinten gerichtet haben. Mit Felipe Massa und Valtteri Bottas sitzen ihm schon am Start die beiden wiedererstarkten Williams auf den Plätzen vier und fünf im Nacken.
Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen, im zweiten Freien Training am Freitag noch Zweiter, startet nach ein paar kleinen Fehlern auf seiner schnellsten Runde nur als Sechster in den Grand Prix. Daniel Ricciardo im Red Bull nimmt das Rennen als Siebter auf. Die Performance des ehemaligen Weltmeister-Teams aus Milton Keynes ließ auch am Samstag in Shanghai wieder zu wünschen übrig. Ricciardos Teamkollege und Vettel-Nachfolger Daniil Kvyat verpasste als Zwölfter sogar den Einzug ins finale Qualifying-Segment und konnte sich nur knapp vor den beiden Autos des kleinen Schwesterteams Toro Rosso auf den Plätzen 13 und 14 halten.

McLaren schnuppert an Q2

McLaren
McLaren arbeitet sich Stück für Stück nach vorne: Fernando Alonso fehlte nicht viel zum Einzug in Q2
Positive Nachrichten gab es derweil für Lotus und Sauber. Während Romain Grosjean auf den achten Startplatz fuhr, durften sich gleich beide Sauber-Piloten über den Einzug in Q3 freuen. Felipe Nasr nimmt das Rennen am Sonntag als Neunter auf, eine Position vor Stallgefährte Marcus Ericsson. Leichte Fortschritte konnte auch die nach wie vor von Motorenproblemen gebeutelte Star-Truppe von McLaren-Honda verzeichnen. Zwar schafften es die beiden Ex-Weltmeister Jenson Button und Fernando Alonso, lediglich durch vier Tausendstel getrennt, nur auf die Startplätze 17 und 18. Dem Duo fehlten jedoch nur mehr zwei Zehntel zum Einzug in Q2, das bei den letzten Rennen noch außer Reichweite lag. Zusammen mit den beiden McLaren war im ersten Qualifying-Segment als 16. auch schon Nico Hülkenberg aus Emmerich im Force India ausgeschieden.

Von

Frederik Hackbarth