Ungewohnte Töne von Lewis Hamilton. Nach Platz vier in China geht der Brite vor allem mit sich selbst hart ins Gericht: „Ich bin hier hinter den Erwartungen geblieben, genauso wie das Team. Von meiner Seite aus war das Wochenende ein Desaster“, sagt Hamilton. „Ich muss es mir anschauen, damit ich wieder auf mein normales Leistungslevel komme und nicht noch mehr Punkte verliere. Heute war ich absolut im Niemandsland.“
So lief das Rennen: Ricciardo gewinnt China-Kracher
Hamilton
Chancenlos: Hamilton im Duell mit Sieger Ricciardo
Der Mercedes-Star erklärt: „Wir hatten keine Pace und dann am Ende keine Chance gegen die Fahrer, die von hinten auf weichen Reifen kamen. Unser Glück ist nur, dass es ein paar Zwischenfälle vor uns gab, die uns im Rennen gehalten haben.“ In der WM kann Hamilton den Rückstand auf Sebastian Vettel durch dessen Crash mit Max Verstappen sogar auf neun Punkte verkürzen.
Auch Silberpfeilchef Toto Wolff stellt seinem Nummer-1-Fahrer ein durchwachsenes Zeugnis aus: „Wie das Auto auch, war er vielleicht nicht ganz da dieses Wochenende“, so Wolff. „Trotzdem halte ich ihn für den besten Fahrer. Nur haben auch die Besten mal Tage, wo sie einfach nicht bei 100 Prozent sind.“
Ex-Teamkollege Nico Rosberg unterstreicht: „Lewis ist nicht in Form. Er hat immer schon solche Phasen gehabt - das muss Seb ausnutzen. Heute ist das allerdings für ihn schiefgegangen. Denn der Lewis kommt zurück und wenn er zurückkommt, dann ist es schwer.“
China
Fazit: Undercut gelungen, Safety-Car verschlafen...
Mercedes' heißeres Eisen im Feuer ist am Sonntag Valtteri Bottas. Nach einem geglückten Undercut gegen Vettel übernimmt der Finne nach den ersten Stopps die Führung. „Das Rennen lief super für uns, es sah sehr gut aus. Dann kam aber das Safety-Car, Red Bull konnte stoppen, wir nicht. Das hat uns den Sieg gekostet. Es ist enttäuschend, aber so ist Racing“, sagt Bottas.
Allein: Während Vettel und Bottas schon am Boxeneingang vorbei sind, als das Safety-Car kommt, hätte Hamilton wie die beiden Red Bulls noch zum Reifenwechsel abbiegen können! Toto Wolff räumt ein: „Es lief unglücklich mit dem Safety-Car. Red Bull war mutig genug, um zu stoppen. Wir dachten, dass sei falsch. Aber wie sich herausgestellt hat, war es komplett richtig! Deswegen haben sie auch verdient gewonnen“, gratuliert der Österreicher.
Bottas
Bottas musste sich wie in Bahrain mit P2 begnügen
Für Mercedes läuft am Sonntag indes „nichts in die richtige Richtung. Weder die Strategie, noch die Performance. Wir hatten wieder Probleme mit den Reifen, die überhitzt haben“, so Wolff. Mercedes ist alarmiert: Erstmals seit Beginn der Hybrid-Ära 2014 hat dreimal hintereinander kein Mercedes gewonnen! Wolff schreibt die Silberpfeile aber nicht ab: „Wenn wir das Auto ins Fenster bringen, so wie in Melbourne, sind wir sehr schnell. Wir müssen jetzt ruhig bleiben und Lösungen finden. Ich habe vollstes Vertrauen in unser Team.“

Von

Frederik Hackbarth