Formel 1: Hilfe für Vettel?
Ferrari zieht Chassis-Wechsel in Betracht

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Nach zwei schlechten Wochenenden am Stück denkt Ferrari endlich über Lösungen für Sebastian Vettel nach. Die Hintergründe.
Ex-Formel-1-Weltmeister Jenson Button sagt: „Sebastian hat nicht plötzlich sein Talent verloren.“ Nico Rosberg ergänzt: „Sebastian ist ein viermaliger Weltmeister. Der ist keine halbe Sekunde langsamer als ein Charles Leclerc.“ Und doch war es so an den vergangenen beiden Wochenenden in Silverstone. Mehr noch: Vettel konnte sich anstrengen wie er wollte, sein Vertrauen ins Auto kam nach einem starken Rennen in Ungarn nicht zurück. Resultat am Ende: Platz zwölf, während der Teamkollege Vierter wurde. Dazu ein Dreher in der ersten Kurve, bei dem der Ferrari bockte wie ein wildes Pferd.
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Immerhin: Die Scuderia zieht nun endlich einen Chassiswechsel in Betracht. „Bislang haben wir noch nicht darüber gesprochen", sagt Teamchef Mattia Binotto in einer Videokonferenz nach dem Rennen, bei der auch AUTO BILD Motorsport dabei war. „Das ist Teil der Diskussion, die wir innerhalb der Teams führen. Ich denke, wir sind offen, wenn es etwas ist, das Sebastian helfen kann. Warum nicht?“

Vettels Aussagen wirken wie Hilferufe
Vettels Aussagen wirken derweil wie Hilferufe. „Wir hatten zwei Wochenenden am selben Ort, und ab Samstagmorgen, letzte Woche, konnte ich keine Fortschritte machen. Das ist die Sache, die auffällt“, so der Deutsche. „Vielleicht übersehe ich etwas. Aber ich denke, dass dieses Wochenende etwas schwieriger zu beurteilen ist, weil wir unterschiedliche Abtriebswerte am Auto gefahren sind. Meistens habe ich in Kurven mit niedriger und mittlerer Geschwindigkeit zu kämpfen.“
AUTO BILD Motorsport erfuhr: Vettel bekam für den Jubiläums-GP mehr Abtrieb ans Auto. „Den braucht er für seinen Fahrstil“, erklärt AUTO BILD MOTORSPORT-Experte Ralf Bach als Talkgast beim AvD Motorsport Magazin. „Sebastian braucht ein stabiles Heck, um viel Geschwindigkeit mit in die Kurve zu nehmen. Wir wissen alle, dass der Ferrari gegenüber 2019 an Leistung verloren hat. Deshalb können sie jetzt nicht mit so viel Flügel fahren. Vielleicht ist das Sebs Problem.“
Dazu kommt die mangelnde Unterstützung innerhalb der Mannschaft. Am Sonntag opferte Ferrari Vettels Strategie, um Leclerc schnellstens am Deutschen vorbei zu lotsen. Der Hesse muss jetzt für ein besseres Auto und bessere Ergebnisse kämpfen – so wie früher um WM-Titel!
„Ich glaube nicht, dass Sebastian so gehen will“, analysiert auch Ralf Schumacher beim AvD Motorsport Magazin auf SPORT 1. „Das hätte er auch nicht verdient. Zu der Problematik mit dem Auto kommt aber auch der Wohlfühlfaktor dazu, der ihm bei Ferrari abhanden gekommen ist. Ich wünsche Sebastian, dass er jetzt wieder auf Strecken mit viel Abtrieb kommt, wo er sein Potential besser darstellen kann – auch für seine Zukunft. Denn ich fände es sehr schade, wenn er uns jetzt verlassen würde.“
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