Mit dem Rücktritt von Felipe Massa, dem Verbleib von Sergio Pérez bei Force India, sowie dem Wechsel in die Rolle des Entwicklungsfahrers von Jenson Button ist das Transferkarussell in der Formel 1 so richtig im Schwung gekommen. Jetzt basteln Fahrer und Teams an neuen Konstellationen – manche werden klappen, viele aber scheitern. Wie schon so viele in der Geschichte dieses Sports.
Das bekannteste Beispiel eines geplatzten Transfers: Ayrton Senna zu Ferrari. Mehrmals gab es intensive Verhandlungen, wie Ferraris Ex-Rennleiter und heutiger FIA-Präsident Jean Todt gegenüber ABMS auch bestätigt hat: „Er wollte zu Ferrari und Ferrari wollte ihn. Weil er der beste Fahrer war.“ Aber der Wechsel zu Ferrari für die Saison 1994 scheiterte. Warum? Todt: „Wir hatten mit Jean Alesi und Gerhard Berger zwei Fahrer unter Vertrag. Seine Antwort: 'In der Formel 1 haben Verträge keinen Wert.' Für mich schon. Als ich ihn dann erneut anrief, um ihm ein Angebot für 1995 zu machen, lehnte er ab. Da hatte er sich schon für Williams entschieden."
Manche Transfers scheitern kurz vor dem Ziel. Wie Mika Häkkinens Wechsel ins Spitzenteam Williams 1992. Alles war unter Dach und Fach, doch dann stolperte Williams über einen Formfehler: Man verpasste es schlicht und ergreifend, sich für die WM einzuschreiben! Williams durfte nur mit Zustimmung aller anderen Teams starten und Lotus gab das Einverständnis erst, als sie Häkkinen behalten durften. Bei Lotus fuhr Häkkinen dann hinterher, während Nigel Mansell im Williams überlegener Weltmeister wurde.
Häkkinen
Mika Häkkinen wäre bei Williams vermutlich schon früher Weltmeister geworden
Williams streckte ein zweites Mal die Fühler nach Häkkinen aus: Als nach dem schweren Unfall von Ralf Schumacher 2004 beim USA-GP ein Ersatz benötigt wurde. Teamboss Frank Williams sprach bei Jacques Villeneuve, aber auch bei Mika Häkkinen vor. Der Finne war seit 2001 in einer kreativen Pause und der Anruf von Williams weckte tatsächlich wieder die Lust auf ein Comeback. 2004 kam zu früh und auch eine Verpflichtung 2005 durch BAR scheiterte – also ging der Finne in die DTM.
Nicht immer erteilen die Teams die Absage, manchmal auch die Fahrer – und manche werden das wohl heute noch bitter bereuen. Wie Hans-Joachim Stuck, dem ein Williams-Angebot für 1979 vorlag. Williams war 1978 noch eine Bastelbude, schaffte aber 1979 den Durchbruch, an den Stuck nie glaubte. Es hätte auch sein Durchbruch werden können...

Prost wollte Senna

Ein ähnlicher, für heutige Fans bekanntere Fall: Fernando Alonso, der aus denselben Gründen 2008 noch ein Red-Bull-Cockpit ablehnte – ein Jahr, bevor Red Bull sich erst zu einem Sieger-, dann sogar zu einem WM-Team formte.
Eines der spannendsten Teamduelle aller Zeiten: Ayrton Senna versus Alain Prost 1988 bei McLaren. Was viele nicht wissen: Eigentlich wollte McLaren Nelson Piquet verpflichten, Prost aber setzte sich für den jungen und schnellen Senna ein!
Als die NASCAR zu Beginn des Jahrtausends ihren Zenit erreichte, versuchten mehrere Teams sich den viermaligen Champion Jeff Gordon zu angeln. 1999 BAR, 2003 Jaguar. Aber Gordon wollte lieber in Amerika bleiben, genau wie IndyCar-Star Al Unser jr. nach seinem Williams-Formel-1-Test 1993.
Michael Schumacher hätte indes 1991 beinahe schon vor seinem Jordan-Gastspiel sein Formel-1-Debüt gegeben: Footwork und Leyton-House streckten schon zu Saisonbeginn die Fühler nach dem Deutschen aus, aber der Deutsche und sein Manager Willi Weber zeigten kein Interesse. Auch ein Wechsel 1998 zu McLaren-Mercedes scheiterte.
Alesi
Jean Alesi hätte 1991 auch für Williams fahren können
Jean Alesi unterschrieb 1991 gleich drei Verträge, mit Ferrari, Tyrrell und Williams. Vernünftig gewesen wäre Williams, vielleicht wäre einer der talentiertesten Fahrer der 90er Jahre dann Weltmeister geworden. Aber das Herz des Halb-Sizilianers siegte über die Vernunft – er ging zu Ferrari, wo nur ein GP-Sieg (Kanada 1995) heraussprang.
Weitere geplatzte Transfers: Dr. Helmut Marko 1973 zu Ferrari, Stefan Bellof 1986 zu Ferrari, Niki Lauda 1986 zu Brabham, Jacques Villeneuve 2001 zu Benetton, Ralf Schumacher 2008 zu Force Indian und Bruno Senna 2009 zu Brawn.

Von

Michael Zeitler