McLaren scheint ernste Konsequenzen aus der Honda-Krise bei den Testfahrten in Barcelona ziehen zu wollen. Wie AUTO BILD MOTORSPORT aus sicherer Quelle erfuhr, hat das britische Traditionsteam bereits zu Daimler Kontakt aufgenommen und angefragt, ob man ab 2018 wieder mit Mercedes-Motoren fahren könne. Der Kontakt wurde dabei von höchster Ebene aus eingeflogen: McLaren-Teilhaber Mansour Ojjeh hat demnach persönlich bei seinen alten Partnern angeklopft.
Bei Mercedes ist man einer Wiederbelebung der Partnerschaft offenbar nicht abgeneigt. Der Daimler-Vorstand soll nach Informationen von ABMS der Anfrage offen gegenüberstehen. Von 1995 bis Ende 2014 war McLaren schon einmal mit Motoren aus Stuttgart/Brixworth unterwegs, holte 1998 und 1999 mit Mika Häkkinen und 2008 mit Lewis Hamilton dank Mercedes-Power drei WM-Titel.
Zwei Motorschäden an zwei Tagen
McLaren war zuletzt 2014 mit Mercedes-Power unterwegs
Für ein Trennungsszenario spricht auch: McLaren hatte Honda zuletzt mehrfach in der Öffentlichkeit abgewatscht. Im Interview mit der spanischen Zeitung 'AS‘ wurde Teamchef Eric Boullier gefragt, wie oft er schon darüber nachgedacht habe, wo McLaren mit einem Mercedes-Motor stehen würde. Boulliers freche Antwort: "Sagen wir ein paar Mal…“ Dann ergänzte der Franzose: Mit einem Mercedes-Antrieb im Heck „würden wir gewinnen.“
Auch Starpilot Fernando Alonso stichelte gegen die Japaner: „Wir haben nur ein Problem – und das ist die Power Unit.“ Bereits in der ersten Testwoche hatte der Spanier gelästert: „Mit unserem Motor können wir alle Kurven Vollgas fahren.“
Mercedes beliefert derzeit neben dem Werksteam mit Force India und Williams nur zwei andere Mannschaften mit Antriebseinheiten. Die Kapazitäten für einen weiteren Kunden wären also da. Der Spannung in der Formel 1 würde ein konkurrenzfähiges McLaren-Team sicher nicht schaden. Allein: Als McLaren 2014 noch mit einem Kunden-Hybridmotor von Mercedes unterwegs war, konnte das Team auch keinen Sieg erringen.  
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Von

Ralf Bach