Formel 1: Interview Eddie Jordan
"Rennen mit Schumi rettete Team"

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Jordan war vor 25 Jahren die erste Formel-1-Station von Rekordweltmeister Michael Schumacher. Das Jubiläums-Gespräch mit Teamchef Eddie Jordan.
Bild: picture-alliance
Herr Jordan, können Sie sich an das Spa-Wochenende 1991 erinnern?
Eddie Jordan (68): Und wie! Unglaublich, dass der erfolgreichste Pilot aller Zeiten bei mir angefangen hat. Dabei hätte es fast nicht geklappt ...
Wie meinen Sie das?
Mein belgischer Pilot Bertrand Gachot saß in London im Gefängnis (nach einer Attacke mit Reizgas auf einen Taxifahrer; d. Red.). Also hatte ich zuvor eine Art Vorvertrag mit einem anderen belgischen Fahrer gemacht. Doch dann kam plötzlich Mercedes-Rennleiter Jochen Neerpasch mit der Idee, seinen Junior Michael Schumacher bis Ende der Saison fahren zu lassen. Ich verlangte Geld dafür, circa 150 000 Pfund. Jetzt kam also Michael nach Spa, und der Belgier ließ per Gerichtsbeschluss das Team pfänden. Zum Glück sprang Bernie Eccle-stone ein und gab mir das Geld.
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Sie ließen einen deutschen Sportwagenfahrer Ihr Auto fahren, ohne ihn zu kennen?
Nicht ganz. Die Testfahrt davor war ein Weltwunder.
Wie bitte?
Ja. Ich hatte eine solche Präsenz eines jungen Typen, ein solches Talent, einen so unglaublichen Speed, ein solches Selbstbewusstsein vorher nur einmal erlebt: bei Ayrton Senna. Mit beiden war es, als hätte man in einer dunklen Kammer plötzlich das Licht angeknipst. Michael fuhr mit einem alten Overall von John Watson (Ex-Rennfahrer; d. Red.) auf Anhieb unglaubliche Zeiten.
Und wie verlief das Spa-Wochenende?

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Warum ist er nur ein Rennen für Sie gefahren?
Nach dem Rennen in Belgien hatte sich Bernie (Ecclestone; d. Red.) in ihn verliebt. Und auch Neerpasch war der Meinung, Jordan wäre nicht das richtige Team für das Wunderkind. Er führte mich richtig vor. Er änderte nachträglich den Vertrag, indem er ein Wort austauschte. Ich hasste ihn damals, aber heute muss ich sagen: Ohne ihn und Mercedes hätte es einen Schumacher in der Formel 1 niemals gegeben. Jedenfalls wehrte ich mich vor dem Italien-GP mit Händen und Füßen. Doch Bernie hatte mich in der Hand, weil er mir ja in Belgien 14 Tage zuvor das Geld gegeben hatte. Er sagte: „Eddie, ich brauche einen starken Deutschen, unbedingt, und mit Schumacher habe ich ihn. Er wird ab sofort Benetton fahren. Ich finde eine Lösung."
Und die war?
Geld natürlich. Finanziell ging es uns nicht gut. Benetton oder hintenrum vielleicht sogar Mercedes kaufte Michael frei. Wenn man so will, hat Michael damit unsere Zukunft gesichert. Trotzdem ärgere ich mich. Weil nicht alles so war, wie behauptet wurde.
Nämlich?
Flavio Briatore ließ sich jahrelang als Schumacher-Förderer feiern. Der wollte ihn doch gar nicht, sondern lieber den Briten Martin Brundle ins Auto setzen. Nur auf Druck von Bernie hat er ihn genommen.
Haben Sie noch Kontakt zu Schumachers Familie?
Nein, aber ich finde es gut, wie Corinna mit der Situation umgeht. Es ist ein Drama, nicht nur für Michael. Für die Familie ist alles noch schwerer als für ihn selbst.
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