Verkehrte Welt bei Red Bull. Zweimal in Folge wurde Sebastian Vettel in Bahrain und China von Daniel Ricciardo geschlagen. Schlimmer noch: Der Vierfach-Weltmeister musste auf Befehl des Kommandostands beide Male sogar Platz machen für seinen neuen australischen Teamkollegen. In Barcelona bekommt Vettel am kommenden Wochenende deshalb ein neues Chassis. Bei Red Bull vermutet man, dass kleine Haarrisse den Reifenverschleiß des ehemaligen Gummi-Flüsterers über die Maßen in die Höhe trieben. Das neue Fahrgestell soll Vettels Speed helfen und seiner Psyche.

Viele Sympathien im Team

Jordan & Vettel
Ex-Teamchef Eddie Jordan (li.) kennt nicht nur die F1 sondern auch Sebastian Vettel bestens
Doch wie einen Gegner bekämpfen, den Vettel gar nicht als Feind betrachtet? Daniel Ricciardo ist ein lustiger Strahlemann, dem es fast peinlich ist, dass er sein großes Vorbild besiegt. Ex-Teamchef Eddie Jordan rät Vettel in SPORT BILD: „Sebastian hat das Autofahren nicht verlernt. Seine Leistungen sind immer noch außergewöhnlich. Was ich an seiner Stelle tun würde: nett zu Ricciardo sein und gut mit ihm zusammenarbeiten. Denn ich kenne die Formel 1. Daniel gewinnt mit seiner frischen Art schnell die Sympathien eines Teams.“ Vettel dürfe deshalb nicht gegen den Teamkollegen arbeiten. Jordan: „Er muss sich auf das besinnen, was er kann, dann wird er bald wieder ganz oben auf dem Siegerpodest stehen.“

Coulthard fordert Geduld

Auch Ex-Red Bull-Pilot David Coulthard glaubt an die Fähigkeiten des amtierenden Weltmeisters. „Jeder, der sagt, er hat den Speed verloren, urteilt vorschnell“, betont der Schotte im Interview mit AUTO BILD MOTORSPORT. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Red Bull katastrophale Wintertests hinter sich hat. Daniel kommt mit frischer Energie und ohne schweres Gepäck. Sebastian ist Vater geworden, ein Mega-Star, der überall erkannt wird – und von dem Leistung erwartet wird. Das ist ein ganz anderer Druck als der von Daniel.“

Auch Renault rüstet nach

Ricciardo & Vettel
Daniel Ricciardo (li.) & Red-Bull-Teamkollege Sebastian Vettel mögen sich und lachen gerne zusammen
Coulthard setzt außerdem auf Vettels Fähigkeiten als blitzschneller Umdenker. „Sebastian war schon immer gut darin, sich an unterschiedliche Verhältnisse anzupassen. So etwas verlernt man nicht. Wir sollten deshalb vorsichtig damit sein, ihn abzuschreiben. Er hat schon zu oft zurückgeschlagen.“ Entgegenkommen dürften dem Red Bull-Star dabei weitere Schritte von Antriebshersteller Renault. „Nach Barcelona bringen wir signifikante Weiterentwicklungen der Software, die die Fahrbarkeit und damit auch die grundsätzliche Performance verbessern sollten“, verrät Chefingenieur Remi Taffin. Besonders auf jenes Zusammenspiel von Benzinmotor und Elektroaggregaten hatte Vettel zuletzt auf der Suche nach den Gründen für seine Probleme mit der Fahrbarkeit des RB10 getippt.

Von

Ralf Bach