Formel 1: Kein Silberpfeil auf dem Podium
Mercedes' Reifentaktik kostet Rosberg Sieg

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Während Lewis Hamilton in Ungarn gleich mehrmals patzte, wurde Nico Rosberg von seinem Team um den Sieg und von Daniel Ricciardo ums Podest gebracht.
Bild: Getty Images
Bereits kurz vor dem Start machte Nico Rosberg seinem Teamkollegen Lewis Hamilton am Sonntag 26. Juli) klar, dass mit ihm in Budapest zu rechnen sein würde. Der Deutsche kam etwas zu spät zur Schweigeminute für Jules Bianchi. Während die Kollegen bereits Arm in Arm einen Kreis bildeten, schlüpfte Rosberg von hinten in die Formation der Formel-1-Fahrer – und zwar ausgerechnet neben Hamilton. Der Brite sah das nicht kommen und erschreckte sich kurz. Vielleicht war das bereits ein erstes Psychospielchen Rosbergs, der abermals anzeigten wollte, dass er immer in Hamiltons Rücken lauert und man auf ihn aufpassen muss. Wenig später bestätigte Rosberg das. Erst im Interview vor dem Start, dann auf der Strecke. "Lewis weiß, dass ich angreife. So ruhig ist der schon nicht", sagte der Mercedes-Pilot, bevor die Ampeln ausgingen.
Kollegen-Zoff am Funk

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Die TV-Zeitlupen zeigten etwas anderes, denn Hamilton versuchte an einer unmöglichen Stelle zu überholen und auch Mercedes-Boss Niki Lauda befand später: "Das war Quatsch." Mit der starken Pace des Mercedes arbeitete sich Hamilton im Verlauf des Rennens anschließend wieder auf Rang vier vor, ehe das Safety Car nach dem Abflug von Nico Hülkenberg auf die Strecke kam. Kaum bog das Schrittmacherfahrzeug wieder ab, zeigte sich Hamilton abermals so ungeduldig wie in Runde eins - und abermals ging das in die Hose. Gleich in Kurve eins knallte er Daniel Ricciardo in die Seite. Zwar konnten beide Autos weiterfahren, doch Hamilton musste anschließend in Runde 52 an die Box, um seinen Frontflügel zu wechseln.
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"Dadurch, dass er es total übertrieben hat und von der Linie abgekommen ist, während ich auf der Ideallinie geblieben bin, war das meinem Verständnis nach meine Kurve", so Rosberg. "Dann darf ich die Strecke am Ausgang eigentlich auch nutzen. Aber er hat irgendwie noch seinen Frontflügel dazwischen gebracht", schilderte der Mercedes-Star den Crash aus seiner Sicht. Die Rennleitung verhängte für den Vorfall allerdings keine Strafe. Rosberg: "Man muss der FIA vertrauen. Wenn die sich das angeguckt und gegen eine Strafe entschieden haben, dann ist das so." Nicht die Regelhüter, sondern sein eigenes Team sollte Rosberg allerdings einmal fragen, warum es ihn überhaupt in diese brenzlige Situation brachte.
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Nur wegen seiner weichen Reifen konnte der Australier Rosberg überhaupt attackieren und in die Kollision kurz vor Schluss verwickeln. "Die Reifen-Entscheidung hinter dem Safety Car hat heute nicht geklappt. Ich bin sehr spät reingerufen worden, da war ich schon auf Höhe Boxeneingang. Deswegen hatte das Team wohl keine Zeit mehr, mir weiche Reifen statt der harten zu geben - auch wenn das sicher besser gewesen wäre", erklärte Rosberg. Bitter für den 30-Jährigen, denn auch in puncto Haltbarkeit hätte bei dieser Taktik kein Risiko für ihn bestanden. 20 Runden dauerte der Schlussspurt vom Ende der Safety-Car-Phase bis zum Ende des Rennens. Manor-Pilot Will Stevens fuhr am Sonntag, beim längsten Stint auf dem weichen Reifen, mit 26 Umläufen deutlich über dieser Distanz.
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