Mit der Bezeichnung Freund sollte man vorsichtig sein. In der Formel 1 noch mehr als sonst im Leben. Bei Jacques Villeneuve wähle ich den Begriff aber sehr bewusst. 1997, in seinem Weltmeisterjahr, haben wir uns näher kennengelernt. Danach hat sich bis heute unser Verhältnis immer weiter vertieft. Wir reden nicht nur über Motorsport, sondern viel öfter erzählen wir uns private Dinge. Man gibt sich Ratschläge, man hört einander zu. Man vertraut sich. Es ist jedes Mal ein Vergnügen, sich mit ihm zu treffen. Denn er redet immer Klartext. Es ist ihm dabei egal, ob er mit seiner Meinung aneckt oder nicht.
Im Flieger mit Alonso und Villeneuve
Villeneuve wurde 1997 mit Williams Weltmeister
Deshalb war ich auch äußerst erfreut, als mir kurz vor dem Weiterflug von Dubai nach Melbourne jemand auf die Schulter klopfte. Es war Jacques. In der Maschine saßen wir in der Nähe, verbrachten aber einen großen Teil zusammen in der Bar in der Mitte des 380. Der größte Teil der Unterhaltung war privat und gehört nicht hierher. Aber etwas über seine Motorsportkarriere wollte er schon noch loswerden: "Ich bin nicht zurückgetreten. Ich könnte heute locker noch Formel e fahren. Und wenn Toyota mich fragen würde, für sie in der WEC und in Le Mans anzutreten, würde ich sofort zusagen." Wir kamen auf das Thema, weil auch Fernando Alonso auf dem Emirates-Flug A406 von Dubai nach Melbourne war. "Fernando macht alles richtig. Er fährt Toyota und Formel 1. Ich würde an seiner Stelle genau dasselbe tun."
Alonso flog übrigens mit Freundin Linda und Physio zusammen in der Business-Class. Das ist erstaunlich, denn er könnte sich sowohl einen Flug in der First als auch im Privatjet leisten. "Das brauche ich aber nicht," so Alonso. Im Flieger schaute er sich "Borg-McEnroe" an. Die Spielfilm-Variante vom legendären Wimbledon-Duell zwischen dem schwedischen Kühlschrank und dem amerikanischen Pöbler. "Ein toller Film, wirklich zu empfehlen", so der sportbegeisterte Spanier. 
Das Kräfteverhältnis der Teams: Hier nachlesen
Bei der Einreise wurde es noch mal lustig. Alonso stand genau vor mir, Villeneuve hinter mir. Beim weiblichen Officer musste Alonso seine Mütze ausziehen, sie betrachtete das Foto ganz genau. Sie hatte den Doppelweltmeister einfach nicht erkannt. Als Villeneuve an der Reihe war, sagte sie dagegen vor Betrachten des Passes. "Willkommen zurück in Melbourne, Herr Villeneuve!" Klarer Punktsieg für den Kanadier! 

Von

Ralf Bach