Formel 1: Kommentar zu Ferrari
Wie schlecht ist das Team wirklich?

—
Ferrari steht derzeit in der Kritik. Immer wieder wird ihnen mangelhafte Konkurrenzfähigkeit vorgeworfen. Aber ist die Kritik gerechtfertigt?
Auf der Facebook-Seite von AUTO BILD MOTORSPORT geht es seit Tagen rund. Im Zentrum der Diskussionen ist dabei Ferrari – seit bekannt ist, dass sich die Wege des ältesten Teams der Formel 1 und Sebastian Vettel trennen werden. Dabei wird Ferrari von den deutschen Fans Unfähigkeit vorgeworfen. Ist diese Kritik gerechtfertigt?
Wie Vettels Liebe zu Ferrari geendet ist: hier klicken
Was sagen die Zahlen? Seit Jean Alesi mit dem Sieg in Kanada 1995 Ferrari hinsichtlich der Anzahl der Siege an McLaren vorbeigeführt hat, ist Ferrari das erfolgreichste Team der Geschichte: 238 Siege, 16 Konstrukteurs- und 15 Fahrertitel. Aber gewiss: Was zählen heute Erfolge von gestern? Gerade im Sport ist das Hier und Jetzt wichtig. Auf alten Lorbeeren darf sich keiner ausruhen.
Aber auch jetzt ist Ferrari noch immer das zweitbeste Team. Mit anderen Worten: Acht Teams sind schlechter, nur eins besser. Bei aller Kritik an Ferrari sollte man auch das immer im Hinterkopf behalten.
Trotzdem ist die Kritik gerechtfertigt. Ferrari hat neben Mercedes das größte Budget in der Formel 1. Spätestens seit der Pleite von Toyota wissen wir: Geld ist in der Formel 1 keine Garantie für Erfolg. Aber Geld ist eine Voraussetzung. Ferrari hat finanziell die besten Voraussetzungen für den Erfolg. Wenn dieser ausbleibt, dann liegt es alleine daran, dass sie zu viele Fehler machen.

Wie schlecht ist das Ferrari-Team wirklich?
Das liegt natürlich auch an der Struktur des Teams. In der Ära mit Michael Schumacher war die konstant: Ross Brawn, Rory Byrne, Jean Todt, Michael Schumacher, Rubens Barrichello – der Rennstall war eine Einheit. Heute sind die Fahrer oft länger bei Ferrari als die Teamchefs. Das ist kein gutes Zeichen und das ist bei Mercedes ganz anders.
2021 wird sich in der Formel 1 einiges ändern. Dann dürfen die Teams nur noch maximal 145 Millionen Euro ausgeben. Zwar wird es weiterhin Ausnahmen etwa für Fahrergehälter oder Marketingaktivitäten geben und die Topteams werden weiterhin viel mehr Budget zur Verfügung haben als Rennställe wie Williams oder Haas. Aber Ferrari wird wohl mit mindestens 100 bis 200 Millionen Euro weniger auskommen müssen. Dann ist Effizienz gefragt – ein Bereich, bei dem Ferrari bisher schwach war.
Langfristig ist also auch der Ferrari-Vorteil weg, der zumindest Rang zwei in der Konstrukteurs-WM immer garantierte: der Geldvorteil. Dann muss Ferrari wirklich zeigen, ob die Italiener ein Topteam sind oder ob die Kritik der Fans berechtigt ist.
Service-Links