Renault übernimmt den finanziell angeschlagenen Formel-1-Rennstall Lotus und kehrt zur kommenden Saison als Werksteam in die Königsklasse des Motorsports zurück. Nach monatelangen Verhandlungen gab der französische Autobauer am späten Donnerstagabend die Übernahme bekannt. „Unser Ziel ist es zu gewinnen - selbst wenn es einige Zeit dauern wird”, erklärte Renault-Vorstandschef Carlos Ghosn. Das Lotus-Team plagten schon lange finanzielle Probleme, besonders gegen Ende der abgelaufenen Saison kam es deshalb oft zu juristischen Auseinandersetzungen mit diversen Gläubigern. Hätte Renault gegen die Übernahme gestimmt, wäre es für das Team, das die Saison 2015 in der Konstrukteurswertung auf Platz sechs abschloss, wohl das sichere Aus gewesen.

Ausstieg oder volle Attacke

Renault
Tradition verpflichtet: Seit 1977 ist Renault fast ohne Pause in der F1, nur 1987 und 1988 fehlte man
Nun gibt es statt eines Abschieds sowohl im Fall des Teams als auch im Fall von Renault einen Angriff nach vorne - auf den Titel: Zwar hatten die Franzosen schon im September eine Absichtserklärung zur Übernahme des vor der Insolvenz stehenden Teams unterzeichnet, erst jetzt wurde der Deal aber fixiert, denn bis zuletzt hatten Verhandlungen mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone über finanzielle Zuschüsse eine Einigung hinausgezögert. Renault wollte bei einem Start als Werksteam nicht wie ein Neueinsteiger behandelt werden, sondern wie eines der privilegierten Teams um Ferrari, Red Bull und Mercedes von Sonderzahlungen profitieren. Zu diesem Zweck verwies Geschäftsführer Carlos Ghosn auf die erfolgreiche Geschichte in der Formel 1. Bis 2009 war Renault als Werksteam vertreten, 2005 und 2006 holte man mit Fernando Alonso die Titel in der Fahrer- und Hersteller-WM.
In der Zukunft sollen die Ambitionen kaum kleiner sein. „Wir hatten zwei Möglichkeiten: Ganz zurückgekommen oder die Formel 1 ganz verlassen”, erklärte Ghosn. Gespräche mit den Formel-1-Bossen hätten „das Vertrauen gegeben, die neue Herausforderung anzunehmen.” Im Januar will Renault „mehr Details” über das Comeback verraten. Zur Saison 2010 wurden zunächst 75 Prozent der Team-Anteile an eine Investmentgesellschaft verkauft, die in der Folge den Lotus-Rennstall aufbaute. Ein Jahr später wechselten auch die restlichen 25 Prozent den Besitzer. Renault war seither nur noch als Motorenlieferant tätig. Nach vier Konstrukteurs- und vier Fahrertiteln mit Sebastian Vettel und Red Bull (2010 bis 2013) verlor Renault mit der Einführung der Turbo-Motoren 2014 allerdings den Anschluss an die Konkurrenten Mercedes und Ferrari und erntete heftige Kritik. Nun will man zurückschlagen: Nicht nur als Motorenlieferant - sondern auf voller Linie. (fh/dpa)