Seinen Kommandostand hat Vijay Mallya längst in seiner Wohnung in England aufgebaut: Nur beim Großbritannien-GP 2016 tauchte er auf der Strecke auf, die Teampräsentation im Februar besuchte er ebenfalls. Doch ansonsten dirigiert er seinen Force-India-Formel-1-Rennstall aus dem Heimkino.
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Grund: Die indischen Behörden haben in England einen Auslieferungsantrag gestellt und seinen Reisepass für ungültig erklären lassen. Seither hat Mallya die britische Insel nicht mehr verlassen. Viele indische Banken fordern ihr Geld zurück vom Inder, der mit seiner ehemaligen Fluglinie Kingfisher Airline Kreditschulden von rund 1,3 Milliarden Euro angehäuft haben soll. Die Airline musste 2012 wegen finanzieller Engpässe ihren Dienst einstellen.
Force India
Heute Morgen wurde Mallya verhaftet, wie die Polizei bestätigt hat. Inzwischen ist er auf Zahlung einer Kaution wieder freigekommen. Auf Twitter reagierte er gelassen: „Der typische indische Medienhype. Der Antrag zur Auslieferung hat heute wie erwartet begonnen.“
Was aber bedeutet der ganze Schlamassel für das Force-India-Team? Der Rennstall liegt mit Sergio Pérez und Mercedes-Junior Esteban Ocon derzeit auf WM-Rang vier. ABMS erfuhr: Mallya hat sein Team für 250 Millionen britische Pfund (fast 300 Millionen Euro) zum Verkauf angeboten. Doch bisher wollte keiner zuschnappen – viel zu hoch ist der Preis.
Wie stehen die Übernahme-Chancen? Die Insolvenzfirma des ehemaligen Manor-Teams hatte nach dem Aus des Rennstalls erklärt, dass es über 50 Interessenten zur Übernahme gegeben hätte. Der Preis lag um ein Vielfaches tiefer als bei Force India jetzt. Andererseits: Das Force-India-Team ist wegen seiner effizienten Struktur, guten Resultaten und technischem Know-How deutlich attraktiver für potenzielle Formel-1-Einsteiger als Manor.

Von

Michael Zeitler