Die Formel 1 lebt seit jeher vom Kampf David gegen Goliath. Kleine Teams kämpfen mit Herz und Leidenschaft gegen die Konzerne an der Spitze mit den riesigen Budgets. Die bittere Wahrheit: Meistens geht dieser Kampf verloren. Manor steht 78 Tage vor dem Saisonauftakt in Australien vor dem Aus. Inzwischen hat der Rennstall, für den Pascal Wehrlein 2016 sein Debüt gegeben hat, Insolvenz angemeldet.
Manor-Besitzer Stephen Fitzpatrick erklärt: „Als ich das Team 2015 übernommen habe, war die Herausforderung klar. Es war zwingend notwendig, dass das Team 2016 auf Platz zehn der Konstrukteurswertung oder besser abschließen musste.“ Dank Rang zehn von Wehrlein in Österreich schien das Ziel nah. Dann kam der chaotische Regen-GP in Brasilien, den Felipe Nasr als Neunter beendete und Sauber damit an Manor vorbei auf Platz zehn brachte.
Manor Team
Besitzer Stephen Fitzpatrick kann das Team nicht mehr finanzieren
Nun muss Insolvenzverwalter Geoff Rowley von FRP Advisory eine Lösung finden. Bislang wurden alle Löhne der 212 Mitarbeiter bezahlt, Kündigungen gab es keine. 2014 hatte FRP Advisory das Team schon einmal aus der Insolvenz geführt. Allein: Damals meldete der Rennstall im Oktober Insolvenz an. Zwar musste die Mannschaft drei Rennen auslassen, aber es war genug Zeit, eine Lösung zu finden. „Dieses Mal ist das Zeitfenster wirklich eng“, befürchtet Rowley.
Zuletzt wurden mehrere Kaufinteressenten gehandelt. Ex-McLaren-Chef Ron Dennis sollte ein asiatisches Konsortium zum Kauf des Manor-Teams überzeugen. Doch der Deal platzte. Damit sinken auch die Hoffnungen von Esteban Gutiérrez und Felipe Nasr auf einen Platz in der Formel 1. Sie rechneten sich Chancen bei Manor aus.
Das Team kam 2010 in die Formel 1, als der damalige FIA-Präsident Max Mosley eine Budgetobergrenze von rund 50 Millionen Euro versprach. Dieses Versprechen sorgte für rund 20 an einem Formel-1-Einstieg interessierte Teams. Manor war eines von vier Rennställen, die einen Platz erhalten haben. Doch die Budgetobergrenze kam nie, Mosley wurde entmachtet. USF1 starb daher schon vor dem Debüt, HRT und Caterham sind inzwischen verschwunden, nun droht Manor dasselbe Schicksal.
Die Mannschaft aus Banbury hat in den sieben Formel-1-Saisons schon mehrere Besitzerwechsel durchlebt: Richard Branson und sein Virgin-Konzern verkauften schon nach zwei Jahren an den russischen Sportwagenhersteller Marussia, dann schlug Stephen Fitzpatrick zu, ein englischer Geschäftsmann. Mit Timo Glock und Pascal Wehrlein waren in den sieben Jahren zwei deutsche Fahrer beschäftigt. Die bitterste Stunde war der schwere Crash von Jules Bianchi 2014 in Japan. Ein Jahr später starb er an den Verletzungsfolgen.
Letztmals gab es 2009 eine Saison mit nur zehn Teams und 20 Autos. 16 Fahrzeuge sind den Streckenbetreibern zugesichert. Manor ist nicht das einzige Team, das wackelt. Sauber wurde im Sommer durch die Übernahme durch Longbow Finance gerettet. Force India wird permanent eine unsichere Zukunft nachgesagt.
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Von

Michael Zeitler