Stillstand in der Formel 1. Die meisten Teams haben Kurzarbeit angemeldet, so auch McLaren. Teamchef Andreas Seidl (44) ist trotzdem im Dienst, plant die Zukunft und leitet die britische Traditionsmannschaft derzeit aus dem Homeoffice in Pfaffenhofen.
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Zur Videokonferenz mit der deutschen Presse, darunter auch AUTO BILD MOTORSPORT, zeigte sich der Bayer heute ganz locker im Bayern-Trikot. “Warum? Weil ich Bayern-Fan bin!”
Doch auch Seidl kann sich in Zeiten von Corona nicht mit Fußball ablenken. Die Probleme, vor die COVID-19 auch die Formel 1 stellt, beschäftigen auch den deutschen Teamchef.
Darum schaut Seidl derzeit Fußball
McLaren-Teamchef Andreas Seidl leitet das britische Traditionsteam derzeit aus dem Homeoffice
Der Bayer: “Wenn Du Leute in die Kurzarbeit schicken musst und der Belegschaft erklären musst, dass das Geld gekürzt wird, ist es ganz klar das Schwierigste, was ich bisher machen musste in meinen 20 Jahren Motorsport.”
Trotzdem bleibt er optimistisch. „Ich gehe davon aus, dass wir die Krise überleben. Unsere finanzielle Lage ist angespannt, aber mit all den Maßnahmen, die wir getroffen haben, darunter Kurzarbeit und Gehaltskürzungen sind wir gut aufgestellt.“
Doch die Königsklasse müsse die Zeit nun nutzen, um sich neu aufzustellen: “Wir müssen dringend etwas ändern”, so Seidl, der ergänzt: “Wir wären einverstanden damit, bei der Budgetgrenze in Richtung 100 Millionen zu gehen.”
“Wir ignorieren in unserer Blase grundsätzlich vieles, was außen herum passiert. Wir haben auch lange Zeit ignoriert, dass wir alle Jahr für Jahr Geld verlieren durch die Teilnahme. Ich hoffe, dass wie Krise ein finaler Weckruf ist, dass wir dringend etwas ändern müssen. Die Formel 1 muss für alle Teilnehmer gesünder und nachhaltiger werden”, so Seidl, der ergänzt: “Das Verständnis ist bei allen Teams da, auch bei den großen, dass wir uns in einer Krise befinden, die die Existenz einiger Teams und sogar der ganzen Formel 1 gefährden kann.”
Darum müsse man die Chance jetzt beim Schopfe packen und die Budgetgrenze weiter runter schrauben. “Wir wären einverstanden damit, bei der Budgetgrenze in Richtung 100 Millionen zu gehen.”
Wann die Formel 1 wieder fahren kann, ist auch für den Deutschen noch völlig unklar. Er weiß aber: “Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein, bevor wir wieder mit unserem Zirkus aufschlagen.” Es gehe darum, keine Kapazitäten auch auf medizinischer Seite, zum Beispiel Tests auf das Virus Sars-CoV-2, zu verbrauchen, die woanders notwendiger seien.
Zum Abschalten liest Seidl derzeit übrigens Biografien von Sportlern und ehemaligen Rennfahrern wie Johnny Herbert und Damon Hill. Und er schaut sich die Verlängerung des Fußball-WM-Finals 2014 an: „Sie macht für mich alles aus, was ich am Sport liebe. Kampfgeist, Teamspirit, totale Erschöpfung und am Ende unglaubliche Glücksgefühle.“

Von

Ralf Bach