Der Wüsten-Grand-Prix in Bahrain könnte das letzte Rennen in der Geschichte der einst so ruhmreichen Silberpfeile sein, aber Sportchef Norbert Haug glaubt an die Zukunft von Mercedes-Benz in der Formel 1. Vor der Verhandlung beim Automobil-Weltverband FIA zur "Lügen-Affäre" am kommenden Mittwoch (29. April 2009) in Paris gibt es allerdings auch Denkmodelle, nur noch als Motorenlieferant aufzutreten oder ganz aus der Königsklasse auszusteigen. "Mindestens einmal pro Jahr wird das Formel-1-Projekt dem Vorstand präsentiert und über die Zukunft entschieden", sagt Haug vor dem Großen Preis von Bahrain. "Es gibt keinen Sonderbonus für die Formel 1, niemand kann dieser Wirtschaftskrise ernsthaft voraussagen, was die Zukunft bringt." Zumal nach der Spionage-Affäre nun die Lügen-Affäre einen Imageschaden für die Marke mit dem Stern bringt. Haug bemüht sich um Schadensbegrenzug, indem er sich vorsichtig vom Partner McLaren absetzt.

Mercedes steht zu McLaren

Formel 1 2009, Norbert Haug McLaren Mercedes
"Wir stehen zu diesem Team und werden aus jetziger Sicht 2010 gemeinsam in der Formel 1 fahren. Aber die entscheidenden Funktionen im Team wurden nicht von Mercedes besetzt", sagt Haug: "Und natürlich macht Mercedes Druck, um das sauber zu regeln." Der Hauptaktionär, der 40 Prozent der Anteile des Rennstalls besitzt, dürfte somit bei der Suspendierung von Spordirektor Dave Ryan und zuletzt der Entmachtung von Oberboss Ron Dennis eine wichtige Rolle gespielt haben. Als Höchststrafe droht bei der FIA-Verhandlung trotzdem der WM-Ausschluss, womit die am 26. März 1995 in Brasilien begonnene Geschichte von McLaren-Mercedes nach vier WM-Titeln und 58 Formel-1-Siegen ein abruptes Ende finden könnte. Haug will sich über mögliche Konsequenzen der Entscheidung jetzt nicht äußern. Dass sich Mercedes in Zukunft nur noch auf die Belieferung von Formel-1-Teams mit Motoren konzentrieren könnte, schloss der Stuttgarter nicht aus: "Natürlich haben wir Denkmodelle."