Manor-Marussia wird in der kommenden Formel-1-Saison seine Antriebsstränge von Mercedes und weitere Technikkomponenten (Getriebe und Aufhängung) von Konkurrent Williams beziehen. Das bestätigen die Silberpfeile am Donnerstag via Pressemitteilung. Während der nur als "mehrjährig" bezeichneten Vertragslaufzeit würde das Team aktuelle V6-Hybrid-Antriebe erhalten und keine Vorjahresmodelle. Manor-Marussia beendet derweil seine weitreichende technische Zusammenarbeit mit Ferrari. Offenbar werden die Briten nicht der vierte Mercedes-Kunde im Feld, sondern ersetzen Lotus. Mercedes-Teamchef Toto Wolff ließ durchblicken, dass bei den Schwarz-Goldenen bald ein neuer Besitzer das Sagen hat und seine eigenen Antriebe liefert. Der Sportchef sagte, "in Erwartung der Übernahme des Teams durch Renault" zu sein.

Mercedes will nur drei Kunden

Lotus & Manor
Lotus (l.) fährt bald mit Renault, Manor (r.) übernimmt deren Platz im Mercedes-Kundenprogramm der F1
In der Tat überraschen die Worte des Österreichers wenig, hatte der französische Automobilhersteller Renault Anfang der Woche doch seine Übernahmeabsicht offiziell verkündet. Renault und Lotus' aktueller Eigentümer Gravity (eine Tochterfirma von Genii Capital) hatten mit dieser Absichtserklärung den "ersten Schritt" in Richtung eines Renault-Werksteams gemacht, hieß es. "Die Renault-Gruppe und Gravity werden in den kommenden Wochen zusammenarbeiten, um diese gemeinsame Absicht in eine definitive Transaktion zu verwandeln, vorausgesetzt alle Bedingungen werden zwischen den beiden und anderen Parteien erfüllt."
Für das finanziell angeschlagene Lotus-Team ist die Rückendeckung des französischen Konzerns elementar - sowohl in den laufenden Gerichtsprozessen wegen Steuerschulden in London, als auch mit weiterem Blick auf die Zukunft des Rennstalls aus Enstone. Für Mercedes heißt der Wegfall der Lotus-Truppe indes, dass man die Umstellungen im Kundenprogramm früh planen kann und die frei gewordenen Ressourcen fortan bei Manor bündelt. "Die Vereinbarung sollte es uns erlauben, unseren Kundenstamm auch 2016 bei drei Teams zu halten, was für uns die optimale Anzahl an Kunden mit Blick auf die technischen und logistischen Kapazitäten ist", erklärte Mercedes-Motorenchef Andy Cowell. Auch Manor-Teamchef John Booth zeigte sich hocherfreut: "Obwohl viele Faktoren in die Auswahl eines Partners, der uns dabei helfen soll, unsere langfristigen Ziele zu erreichen, eingeflossen sind, spricht die Stärke des Pakets letztlich für sich selbst."

Ein Cockpit für Wehrlein?

Wehrlein
Keine Garantie: Ein Wechsel von DTM-Titelfavorit Pascal Wehrlein zu Manor ist möglich, aber kein Muss
"Zusammen mit dem Potential unseres 2016er Autos, das wir im Windkanal sehen, wird uns Mercedes helfen, ab der nächsten Saison zu einer aggressiven Leistungssteigerung zurückzukehren", so Booth. Ob von dem Deal auch Mercedes' DTM-Gesamtführender Pascal Wehrlein, der bisher die Rolle des Testpiloten beim Werksteam einnimmt, proftiert, ist noch offen. Die Silberpfeile scheinen auf der Suche nach einem Formel-1-Cockpit für den aktuellen DTM-Meisterschaftskandidaten zu sein, die Manor-Marussia-Partnerschaft ist jedoch ausdrücklich nicht mit der Personalie verbunden. Wolff hatte erst kürzlich alle Spekulationen um ein F1-Engagements des Youngsters beim Kunden Manor zurückgewiesen und gesagt: "Ich sehe Pascal weiterhin in der DTM." (fh/mst)