Selbst Lewis Hamilton wird die Langweile in der Formel 1 peinlich. "Wir sollten die Leute an der Spitze unter Druck setzen, die sollten ihren Job anständig machen", sagt der Brite nach seinem Sieg beim Großen Preis von Frankreich. "Ich denke, das versuchen sie auch, aber seit vielen, vielen Jahren treffen sie falsche Entscheidungen."
Hamilton hat das Rennen in Le Castellet zuvor vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas gewonnen – ohne ernsthafte Gefahr von hinten. Zwar kommt Ferrari-Pilot Charles Leclerc am Ende noch ran an Valtteri Bottas. Der Finne kämpft mit Reifenproblemen. Vorbei schafft es der Monegasse aber nicht.
Mercedes liefert anno 2019 eine Dominanz für die Geschichtsbücher, feiert am Sonntag seinen 50. Doppelsieg in der Formel 1 und bereits den sechsten in dieser Saison. Für Hamilton ist es der 79. GP-Triumph, ebenfalls der sechste des Jahres und auch der sechste aus den letzten sieben Rennen.
Das Ergebnis im Überblick: Alle Zeiten und Zahlen hier
Der Brite und sein Silberpfeil machen die Königsklasse zur Formel Gähn. Hamilton weist die Schuld dafür aber von sich: „Wenn man sagt, es ist langweilig, verstehe ich das. Aber zeigt nicht mit dem Finger auf die Fahrer! Wir schreiben die Regeln nicht und haben mit der Geldverteilung und diesen ganzen Dingen nicht zu tun.“
Auch Pirelli nimmt er in die Pflicht: „Ich weiß nicht, wer die Zielvorgabe für diese Reifen geschrieben hat, aber er hat noch nie mit einem Fahrer gesprochen.“ Der Fünffach-Weltmeister will zumindest noch Schlimmeres verhindern: „Ich habe das Vertrauen, dass es besser werden kann. Darum bin ich letzte Woche nach Paris gefahren, um mich einzubringen. Es wird darüber diskutiert, die Autos (für 2021; d. Red.) schwerer zu machen. Das ist nicht der richtige Weg.“
Leclerc wird Dritter vor Max Verstappen (Red Bull) und Sebastian Vettel. Der Deutsche zieht zum Schluss noch mal weiche, rote Reifen auf und sichert sich den Punkt für die schnellste Rennrunde. Auch Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas fasst das Langeweile-Rennen treffend zusammen: „Aus meiner Sicht ist da nicht viel passiert.“
Hamilton
Schon am Start setzt sich Lewis Hamilton vorne ab
Schon am Start bleibt alles friedlich und ohne Änderungen. Hamilton und Bottas ziehen davon, Leclerc reiht sich vor Verstappen als Dritter ein. Dahinter die McLaren von Sainz und Norris - erst dann folgt Sebastian Vettel. Der Deutsche wird kurz sogar von Gasly (Red Bull) geschnupft, kontert aber.
In Runde fünf startet Vettel seine Aufholjagd, kassiert Norris und ist jetzt Sechster. Wenig später ist auch Sainz fällig. Allein: Vettel hat schon acht Sekunden Rückstand auf Verstappen. Der Hesse kommt bis auf vier Sekunden ran an den Red Bull, bleibt in der Folge länger draußen - doch das nützt nichts. Nach der ersten Runde der Boxenstopps hat er wieder fünf Sekunden Rückstand. An der Spitze bleibt die Situation unverändert. Und das bis ins Ziel.
Hamilton jetzt 36 Punkte vorne: Aktueller WM-Stand hier
Spannung kommt auch dahinter nur in den letzten Runden kurz auf: Erst räumt Alex Albon einen Pfosten ab, sorgt somit für eine kurze virturelle Safety-Car-Phase, ehe ein mutiger Streckenposten das Teil von der Strecke klaubt.
Dann kommt es in der Schlussrunde noch zum Vierkampf um die letzten Punkteränge (s. Video unten): Lando Norris kämpft mit einer ausgefallenen Servolenkung an seinem McLaren. Renault-Pilot Daniel Ricciardo überholt den Briten, ist dabei aber mit allen vier Rädern neben der Strecke und schickt bei der Rückkehr auf die Piste auch Norris von der Bahn.
Dabei schlüpfen auch noch Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) und Nico Hülkenberg (Renault) vorbei an Norris, der somit am Ende nur als Zehnter über die Ziellinie fährt.
Von den Fans wird der Rookie trotzdem zum Fahrer des Tages gekürt. Die Rennleitung leitet unterdessen eine Untersuchung gegen den zunächst siebtplatzierten Ricciardo ein - und die hat Folgen.
Sowohl für die Aktion gegen Norris, als auch für sein folgendes Überholmanöver neben der Strecke gegen Räikkönen bekommt der Australier jeweils fünf Strafsekunden aufgebrummt, fällt damit sogar aus den Top-10 raus! Nachrücker Pierre Gasly im Red Bull darf sich über den letzten WM-Punkt freuen.
Und Ricciardo? Der hat bereits als er nach dem Rennen von der Untersuchung gegen ihn erfährt eine ganz eigene Meinung zu dem Vorfall: „F*** sie alle!“ Wenig später legt er bei Twitter nach: „Ich bereue nichts. Ich hab's versucht und das würde ich immer wieder so machen anstatt ohne Herz zurückzustecken.“

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Von

Frederik Hackbarth