Weltmeister Lewis Hamilton hat in der Nightsession am späten Freitagabend (Ortszeit) in Singapur Mercedes' Muskeln spielen lassen. Der Brite erzielt nicht nur die Bestzeit, vor allem die Longrun-Pace der Silberpfeile schockt die Konkurrenz vor dem Nacht-Grand-Prix.
Mit seiner Zeit von 1:38,773 Minuten liegt Hamilton 0,184 Sekunden vor Max Verstappen. In den ersten beiden Sektoren ist der Red-Bull-Pilot sogar geringfügig schneller, im kurvenreichen dritten Abschnitt aber holt Hamilton fast eine halbe Sekunde auf die Konkurrenz raus.
Mercedes' starkes Verhalten in den Kurven zahlt sich auf dem langen Straßenkurs dann vor allem über die Distanz aus, weil der Silberpfeil so auch mit den Reifen besser umgeht. 1:44,9-er Zeiten auf weichen Pneus spult Hamilton über acht Runden im Schnitt ab. Zum Vergleich: Verstappen kommt bei gleichen Gummis über sechs Umläufe nur auf 1:45,8-er Zeiten.
Noch schlimmer sieht es für Ferrari aus: Sebastian Vettel bringt es auf Medium-Reifen über sieben Umläufe auf 1:46,3-er Zeiten, Teamkollege Leclerc ist über acht Runden eine Zehntel langsamer, setzt dabei auf die weiche Variante. Immerhin: Auf Medium-Reifen ist Leclerc über fünf Runden drei Zehntel an Hamilton dran.
Crash
Trainingszoff: Perez schickt Magnussen in die Wand
Trotzdem wird es schwer, die Spitze zu attackieren. Zwar wird Vettel hinter Hamilton und Verstappen Dritter, sein Rückstand ist mit 0,818 Sekunden aber schon gewaltig. Da der Deutsche und auch Kollege Leclerc auf ihren ersten Versuchen allerdings Verkehr hatten, verzerrt sich das Bild der Scuderia etwas ins Negative.
Monza-Sieger Leclerc kann die Session noch hinter Valtteri Bottas und Alex Albon, in den jeweils zweiten Autos von Mercedes und Red Bull, nur als Sechster beenden - 1,2 Sekunden hinter der Spitze.
Droht der Formel 1 in Singapur nun eine große Hamilton-Show? Zumindest Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat noch Hoffnung: "Lewis sieht auf seinem Renn-Run sehr schnell aus, hat dabei vor allem wenig Verschleiß. Die Strecke ist aber noch grün, weil hier nur einmal im Jahr gefahren wird. Bis zum Quali morgen kommt mehr Gummi drauf und sie wird bis zu zwei Sekunden schneller. Mal sehen, wie sich die Autos dann verhalten."
Die Experten haben Red Bull, in Singapur traditionell gut, jedenfalls noch nicht abgeschrieben. Ex-F1-Pilot Anthony Davidson urteilt: "Dass Red Bull bei den Longrun-Zeiten fast eine Sekunde fehlt, sieht nach den Eindrücken auf der Strecke nicht richtig aus. Auch hatte Max (Verstappen; d. Red.) etwas Verkehr auf seinen ersten Runden."
Der Verkehr ist auch sonst das große Thema am Freitag in Singapur, viele Fahrer stehen sich gegenseitig im Weg: Hamilton fühlt sich von Pierre Gasly behindert, Leclerc von Lance Stroll. Zwischen Sergio Perez und Kevin Magnussen kommt es im Streit um die bessere Position für eine schnelle Runde sogar zur Kollision. Beide Piloten können aber weiterfahren.
Positiv verläuft der erste Tag für Nico Hülkenberg. Der Deutsche beendet die Session im Renault auf der achten Position.

Von

Frederik Hackbarth