Einen Tag nach der Punktelos-Blamage beim Eurovision Song Contest für Deutschland, haben Nico Rosberg und Sebastian Vettel für einen deutschen Doppelerfolg beim Saisonhighlight der Formel 1 im Fürstentum Monaco gesorgt. Möglich wurde das jedoch nur durch einen groben taktischen Fehlgriff von Mercedes bei Weltmeister Lewis Hamilton. Der Brite führte das Rennen am Sonntag souverän an, bis eine Safety-Car-Phase nach einem heftigen Abflug des erst 17-jährigen Max Verstappen an der Spitze für eine dramatische Wendung in der Schlussphase sorgte: Mercedes holte Hamilton an die Box, Rosberg und Vettel blieben auf der Strecke. Wie schon in den Jahren 2013 und 2014 gewann letztlich Wahl-Monegasse Rosberg und machte somit den Hatteick bei seinem Heimspiel perfekt. Vettel wurde Zweiter, Hamilton Dritter.
Das sagen die Mercedes-Stars: Rosberg zollt Hamilton Respekt

Taktischer Fehlgriff bei Mercedes

Rosberg
Bereits zum dritten Mal in Folge durfte Nico Rosberg (M.) als Sieger in die Fürstenloge von Monaco
Mit seinem zweiten Saisonsieg nacheinander verkürzte Rosberg (116) den Rückstand auf Hamilton (126) um sieben Punkte im WM-Klassement. Der Brite war stinksauer: „Was ist da los?”, fragte er nach dem Reifenwechsel, der Hamilton den sicher geglaubten Sieg, seinen ersten seit 2008 im Fürstentum, kostete. Nachdem die Emotionen im hochbrisanten Teamduell schon vor einem Jahr hochgekocht waren, dürfte dieses wundersame Szenario die Silberpfeile noch länger beschäftigen. Vettel verkürzte seinen Rückstand auf Hamilton auf 28 Punkte. Hamilton schien für das deutsche Duo ganz lange Zeit unerreichbar. Diesen Sieg wollte der Brite, der das glamouröse Umfeld der Schönen und Reichen spürbar genoss, „mehr denn je”. Nach seiner famosen Vorstellung in der Qualifikation ließ er beim Rennstart daran auch gar keine Zweifel aufkommen.
Zum ersten Mal nahm der Brite das legendäre Rennen in den engen Straßen des Fürstentums von der Pole aus in Angriff. Rosbergs zunächst einzige Chance, den Rivalen zu überholen, war am Start - aber es klappte nicht. Souverän bog Hamilton nach der kurzen Beschleunigungsgeraden in die erste Kurve ein. Dahinter versuchte Vettel Rosberg zu attackieren, der 27 Jahre alte Heppenheimer kam mit seinem Ferrari aber auf die Randsteine und driftete in dem Rechtsknick. Hamilton Erster, Rosberg Zweiter, Vettel Dritter - so ging es in und auch nach der ersten Runde weiter, zunächst jeweils mit etwa zwei Sekunden zwischen ihnen.

Verstappen sprengt die Langeweile

Hamilton
Beim Start zur Stadtrundfahrt ging noch alles glatt für Hamilton: Er behielt die Nase vorne
Rosbergs Möglichkeiten, den WM-Spitzenreiter wie zuletzt in Barcelona zu schlagen, schwanden eigentlich mit jedem der 78 Umläufe auf dem 3,34 Kilometer langen Kurs. Dabei wollte Rosberg nach dem „ernüchternden” zweiten Startplatz den Druck im Rennen hochhalten. Tatsächlich aber kam ihm Vettel zunehmend näher. Chancen auf den ersten Ferrari-Sieg seit 14 Jahren im Fürstentum, damals noch durch Michael Schumacher, hatte der Hesse zwar nicht - Platz zwei schien aber möglich, zumal es bereits nach rund einem Viertel der Renndistanz zu Überrundungen auf dem kürzesten Kurs im Grand-Prix-Kalender kam. In Runde 21 war aber klar, dass sämtliche Leistungen der beiden Mercedes bis dahin genau dem entsprachen, was das Team wollte. Hamilton, der trotz einer noch zurückhaltenden Fahrweise ein paar Mal über zu warme Bremsen klagte, bekam Grünes Licht, etwas mehr Gas zu geben.
Rosberg sollte die Lücke zu seinem Teamkollegen weiter schließen. Auch weil aus Mercedes-Sicht die Gefahr bestand, dass Vettel früher zum einzigen Reifenwechsel an die Box kommen und den Wahl-Monegassen dadurch überholen könnte. Und tatsächlich: Vettel kam vor Rosberg herein, aber nur eine Runde. Das reichte für den Ferrari-Piloten nicht, um sich auf der Strecke vor Rosberg zu setzen. „Wir haben es nicht geschafft”, stellte Vettel via Boxenfunk fest. Hamilton schien souverän und unangefochten zum Sieg zu fahren. Doch Verstappens Abflug nach einer Kollision mit Lotus-Pilot Romain Grosjean und das anschließende Safety Car stellten schlussendlich alles auf den Kopf. (fh/dpa)
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