Er versuchte krampfhaft zu lächeln. Trotzdem sah man Lewis Hamilton an, wie sehr ihn die Pole-Position von Nico Rosberg beim Großen Preis von Kanada gewurmt hat. Montreal ist Hamilton-Land. Hier holte der Brite 2007 seinen ersten Sieg und hier wollte er Rosbergs Lauf brechen. Entsprechend geknickt wirkte er in den Presserunden nach der Qualifikation. Und dann kam die Frage, die ihm die nächste Spitze ermöglichte. Er habe in den Rennen zuvor stets weniger Benzin verbraucht als Rosberg. Ist das im Rennen ein Vorteil? Der Ex-Weltmeister überlegte kurz und sagte dann trocken: „Nico hat ja bestimmt meine Daten genau studiert und wird schon einen Weg gefunden haben, ebenfalls Benzin zu sparen.“ Hamiltons Konter in der Debatte um den Daten-Transfer bei Mercedes.

Hill legt Hamilton Umdenken nahe

Rosberg hatte zuvor Taten sprechen lassen. Als einziger Fahrer hatte er in seiner schnellen Runde den kürzeren weil direkten Weg auf der Start-Ziel-Geraden gewählt. „Ich versuche eben überall das entscheidende Quäntchen rauszuholen, auch wenn das nur zwei Hundertstel bringt“, sagt er augenzwinkernd. „Diese Pole-Position war sehr wichtig.“ Ex-Weltmeister Damon Hill lobt gegenüber AUTO BILD MOTORSPORT: „Lewis muss seine Herangehensweise neu überdenken. Derzeit reicht sie nicht mehr, um Nico zu schlagen. Jetzt hat er das Momentum, das Lewis bis Monaco hatte.“

Vettel baut auf Strategie

Red Bull
Alles eitel Sonnenschein? Trotz P3 und blauem Himmel über Montreal hat Red Bull noch das ein oder andere Problem...
Bei Red Bull rechnet man nach Sebastian Vettels Fahrt auf Startplatz drei mit einer weiteren Steigerung im Rennen. Hintergrund: Die Weltmeister glauben nicht daran, dass beide Silberpfeile ins Ziel kommen. Zu groß ist die Crashgefahr in Kurve eins, zu nah stehen die Mauern an der Strecke, zu angespannt sind die beiden WM-Spitzenreiter. Vettel räumt ein: „Die Mercedes sind extrem schnell auf den Geraden, aber vielleicht kann man mit der Strategie was ausrichten. Wenn ich die Chance habe, werde ich voll attackieren.“ Der Weltmeister relativierte gleichzeitig Aussagen von Motorpartner Renault, wonach der Antrieb erstmals mit 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit arbeite. „Ich habe keine Ahnung, wo diese Gerüchte herkommen“, so Vettel. „Ich weiß jedenfalls nichts von weiteren Schritten.“ Das Verhältnis bleibt angespannt.

Kein Traumauto mehr

Auch mit dem Fahrverhalten seines RB10 ist er noch immer ganz zufrieden. Vettel: „Das Auto verhält sich noch nicht so, wie ich es bevorzuge und ich bin weit von dem Gefühl entfernt, das ich Ende vergangenen Jahres hatte, als ich bei jedem Rennen in ein Traumauto gestiegen bin.“ Zumindest aber landete der Heppenheimer diesmal wieder vor seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo, der auf Platz sechs keine fehlerfreie Runde zusammenbekommen hat.

Von

Ralf Bach