Nach der großen Regel-Revolution 2017 folgt der nächste technische Umbruch erst wieder 2021, wenn neue Motoren eingeführt werden. Und doch ändert sich 2018 das Gesicht der Formel-1-Autos: Der Kopf des Fahrers wird nämlich mit einem Bügelsystem namens Halo über dem Cockpit zusätzlich geschützt . Es ist die offensichtlichste von vielen neuen Regeln, die sich zum Teil nur im Detail auswirken.
Der Halo
Der ob seiner Ähnlichkeit mit biblischen Darstellungen Halo, also Heiligenschein genannte Schutzbügel, sorgt nach den Berechnungen des Automobilweltverbandes FIA für eine erhöhte Sicherheit des Fahrerkopfes um 17 Prozent. Bis 2020 sollen alle FIA sanktionierten Rennserien mit dem Halo-System ausgerüstet werden – die Formel 1 und die Formel 2 machen 2018 den Anfang. Der Halo soll herumfliegende Teile abhalten und muss folgenden Kräften standhalten: Druck von oben 116 Kilonewton (entspricht etwa zwölf Tonnen), Druck von vorn 46 Kilonewton (4,7 Tonnen) und Druck von der Seite 93 Kilonewton (9,5 Tonnen). Das gesamte Sicherheitssystem wiegt mit Verankerung rund 14 Kilogramm. Daher wird auch das Mindestgewicht der Formel-1-Rennwagen erneut nach oben gesetzt: Statt 728 Kilo müssen die Autos samt Fahrer mindestens 733 Kilo auf die Waage bringen. Dazu kommt: Weil das Aussteigen aus dem Auto durch das Halo etwas erschwert wird, muss ein Fahrer künftig in sieben statt fünf Sekunden das Cockpit verlassen können. 
Vettel
Ab 2018 müssen die Teams mit noch weniger Motorteilen auskommen
Weniger Motoren
Schon 2017 sprachen die Rennkommissare wegen Überschreitung des Motorenkontingents über 800 Startplatzstrafen aus. Das Problem wird sich 2018 vermutlich verschärfen, denn statt vier sind dann noch weniger Motoren erlaubt. Eine Antriebseinheit besteht aus sechs Komponenten: Vom Verbrennungsmotor, dem Energierückgewinnungssystem am Abgastrakt (MGU-H) und dem Turbolader dürfen pro Auto und Saison drei verwendet werden, von der Batterie, der Steuereinheit sowie dem kinetischen Energierückgewinnungssystem (MGU-K) nur noch zwei. Wer das Limit überschreitet muss bei einer frischen Komponente zehn, bei jeder weiteren fünf Plätze in der Startaufstellung zurück. Neu ist: Wer mehr als 15 Strafplätze kassiert, muss von ganz hinten starten. Trifft das auf mehr als einen Fahrer zu, muss derjenige von weiter hinten starten, an dessen Auto als letztes das neue Teil verbaut wurde.
FIA-Präsident Jean Todt will Formel-1-Motoren für Le Mans: Hier nachlesen
Noch mehr Reifenmischungen
Die Formel 1 2018 wird auch bunter – zumindest was die Reifen betrifft. Pirelli bringt nun sogar sieben statt wie bisher fünf verschiedene Mischungen für Trockenreifen (Slicks) an den Start. Dazu kommen noch Intermediates für leichten Regen und Regenreifen für heftigere Niederschläge. Jede Mischung ist an der Flanke farblich gekennzeichnet. Der neue superharte Reifen wird orange. Er soll aber nur im Notfall zum Einsatz kommen. Die harten Reifen sind hellblau, die mittelharten weiß, die weichen gelb, die superweichen rot, die ultraweichen violett und die neuen hyperweichen rosa. Die Mischungen fallen 2018 insgesamt eine Stufe weicher aus. Was 2017 also noch mittelhart war, ist 2018 weich und so weiter. Für jeden Grand Prix benennt Reifenlieferant Pirelli drei Mischungen, die zum Rennwochenende mitgebracht werden. Die Teams dürfen dann für jeden Fahrer pro Wochenende insgesamt 13 Sätze so zusammenstellen, wie sie es für richtig halten. Im Rennen müssen wie bisher mindestens zwei verschiedene Mischungen zum Einsatz kommen. Unterm Strich bedeutet das für die Zuschauer: Es wird 2018 wohl wieder erhöhten Reifenverschleiß und damit auch mehr Boxenstopps geben. Pirellis Ziel sind zwei bis drei Stopps pro Rennen.
Reifen
Zwei neue Reifenmischungen für 2018: Hypersoft und Superhart
Weitere Regeländerungen
Die Finne an der Motorhaube zum Heck hin wird 2018 ebenso verboten wie der T-Flügel direkt vor dem Heckflügel. Das dürfte ein paar Prozentpunkte Abtrieb kosten. Ansonsten wurden nur einige Regeln im Detail verfeinert, um Kosten zu sparen oder die Sicherheit zu erhöhen. Dazu zählen beispielsweise: 2018 müssen die Räder mit drei statt zwei Sicherheitsseilen am Chassis befestigt werden. Es darf auf einer Renndistanz nur noch maximal 0,6 Liter Öl verwendet werden (damit wird verhindert, dass die Teams Öl nicht nur als Schmiermittel, sondern auch als zusätzlichen Kraftstoff nutzen). Es darf in Federn und in den Hydrauliksystemen keine Energie mehr gespeichert werden, um damit die Fahrwerkshöhen kontrolliert zu verändern. Die Windkanal- und CFD-Testzeiten werden reduziert – und die Fahrer müssen künftig einen biometrischen Rennhandschuh tragen, der mit drei Millimeter dicken Sensoren vernetzt ist, die Puls, Blutdruck und andere medizinische Daten erheben und in Echtzeit an die Formel-1-Ärzte weitersenden. Außerdem verschwinden die Grid-Girls und werden durch Grid-Kids wie beim Fußball ersetzt. Die Rennen beginnen jetzt immer um zehn nach 15 Uhr (bei Europa-Läufen). Nach einer Rennunterbrechung wird künftig stehend gestartet.

Von

Michael Zeitler