Rechnet sich Max Verstappen in Australien zum Sieg? Im Qualifying fehlen dem Red-Bull-Shootingstar 0,715 Sekunden auf die Pole-Zeit von Lewis Hamilton. In der Formel 1 eigentlich eine Welt. Verstappen aber findet den Rückstand halb so schlimm - und das hat Gründe.
Red Bull
Red Bull setzt im Rennen auf eine alternative Strategie
Der Holländer erklärt: „Ich habe auf meinem letzten Run in Kurve 13 den Scheitelpunkt verpasst, bin zu weit raus und auf den Kunstrasen gekommen. Zwei Zehntel habe ich da gegenüber meiner schnellsten Zeit in dem Sektor verloren.“ Macht bereinigt 0,5 Sekunden Rückstand, wenn man Verstappens Patzer abzieht. Verstappen: „Lewis' Runde war perfekt, meine noch nicht.“
Der Holländer rechnet weiter, verweist auf Mercedes' viel diskutierten Quali-Modus. „Dann wären es noch mal drei bis vier Zehntel weniger“, grinst Verstappen mit Blick auf den Quervergleich zu den erwarteten Rennrundenzeiten.
Hier kommt Red Bulls großer Trumpf im Albert Park ins Spiel. Als einziges Team in den Top-10 haben die Bullen auf eine alternative Reifenstrategie gesetzt, sind im zweiten Qualifying-Abschnitt mit der superweichen statt der ultraweichen Reifenmischung gefahren und gehen damit am Sonntag auch ins Rennen. Verstappen-Teamkollege Daniel Ricciardo nimmt den Grand Prix wegen einer Rückversetzung um drei Plätze für zu schnelles Fahren unter roter Flagge im Training aber nur als Achter auf. Der Vorteil liegt also vor allem beim Holländer.

„Ich denke, dass diese Strategie besser funktionieren wird“, sagt Verstappen und auch Pole-Mann Hamilton ist gewarnt. „Sie haben sicher die besseren Reifen. Red Bull wird stark sein und wohl etwas länger mit derselben Pace fahren können. Strategisch ist das sicher nicht schlecht“, glaubt der Mercedes-Pilot. Wenn er und die Ferrari-Fahrer auf den Ultrasoft-Pneus an die Box abbiegen, kann Verstappen mit freier Fahrt Gas geben.
Verstappen
Verstappen weiß: Auf seine Spiegel kommt es an...
Davor soll dem Red-Bull-Shootingstar unter anderem ein neuer Technikkniff von Design-Guru Adrian Newey helfen, kühlen Kopf und Motor zu bewahren. Der Brite hat sich die Rückspiegel vorgenommen: Diese sind nun tiefer am Chassis befestigt als noch bei den Wintertests und verfügen über zwei Streben, die wie ein Splitter funktionieren (s. Grafik oben). Der Effekt: Der Luftfluss hin zu den Luftleitblechen wird verbessert und parallel auch die Kühlung des Motors - besonders wichtig, beim Fahren mit Verkehr vor der Nase.
Mit Red Bulls coolem Spiegeltrick will Verstappen am Sonntag angreifen - vielleicht steckt nach dem Rennen dann ja statt dem Rechenschieber ein Pokal in der Tasche.

Von

Frederik Hackbarth