Nicht dass er sein berühmtes Lachen ganz verloren hätte. Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo (27) sitzt mit kurzer Hose auf einer der typisch arabischen Bänke im Fahrerlager von Bahrain. Er ist früh dran am Freitag. Es sind noch drei Stunden bis zum ersten Training. Ricciardo grüßt brav (mit üblicher Faust-an-Faust-Methode) und bietet den Platz neben sich an: "Hey, Mate!" Ungefragt kündigt er an: "Ich werde weiter bis zum Umfallen kämpfen! Das ist meine Lebensphilosophie."
Ricciardo
Ernster als sonst: Daniel Ricciardo in Bahrain
Er lächelt freundlich dabei, aber er lacht nicht mehr. Das hat seinen Grund: Nach zwei Saisonrennen hat den Mit-WM-Favoriten aus Australien, den Fernando Alonso noch kurz vor der Saison als besten aktuellen Formel-1-Piloten bezeichnet hatte, die Realität eingeholt. Sein Red Bull ist nicht siegfähig. Und das liegt nicht nur am Motor. Renault, so schätzen Experten, hat aktuell den gleichen Rückstand zu Mercedes und Ferrari wie am Ende der letzten Saison - mit dem Unterschied, dass Red Bull damals siegfähig war. Also muss auch etwas faul sein im Staate Adrian Neweys, dem Designergenie von Red Bull.
Ricciardo nimmt Newey in Schutz. "Adrian Newey mag einen großen Namen haben, aber die Top-Teams besitzen alle gute Technikabteilungen", zieht der Australier ein eher nüchternes Fazit. "Wir hatten gehofft, so schnell wie Mercedes zu sein. Doch schon beim Testen merkte ich, dass da was nicht stimmt. Danach habe ich versucht, nicht mehr so viel zu erwarten, weil ein Rückschlag mental schwierig zu verdauen ist."
Ein neues Auto in Barcelona soll die Wende bringen. Ein neues Auto, das - so vermuten Experten - ganz um die Radaufhängung gebaut ist, die Red Bull jetzt gezwungenermaßen benutzen muss. Hintergrund: Nachdem im Vorfeld der Saison besonders Ferrari die Legalität einer hydraulisch gesteuerten Radaufhängung von Red Bull anzweifelte, kehrte die Automobilbehörde FIA die Beweislast um. Das heißt, Red Bull muss jetzt nachweisen, dass ihre innovative Lösung legal ist.
Dieser Aufwand war dem Team von Dietrich Mateschitz zu viel - man baute den Dämpfer noch vor dem Saisondebüt aus und fuhr ab Australien mit einer neuen, weniger umstrittenen Lösung. Laut Red Bull kein großes Problem. Experten bezweifeln das: "Newey", so vermutet ein Teamchef, "nutzte die Radaufhängung als Basis für die Aerodynamik. Er hat das ganze Auto drumherum gebaut. Mit der neuen Aufhängung stimmt das Konzept aber nicht mehr." Deshalb sei der Red Bull auch so schwer abzustimmen und verliere schnell die richtige Balance.
Red Bull
Red Bull hat noch in einigen Bereichen Luft nach oben
Ricciardo bleibt aber realistisch: "Unsere Entwicklungsfähigkeit ist sehr stark. Aber es ist eine Schwäche, am Anfang nicht vorne zu sein. Ich erwarte kein Wunder. So einfach passiert das nicht. Denn wir suchen nicht nur nach drei oder vier Zehntelsekunden, wir suchen nach mehr als einer Sekunde. Die kommt nicht über Nacht."
Ricciardo sucht deshalb derzeit eine andere Motivation. Der Zweikampf mit seinem Teamkollegen Max Verstappen mache ihn "stark und immer stärker." Ricciardo: "Max macht mich noch besser. Daniel (Kvyat; d. Red) hat mir schon Druck gemacht, aber mit Max konnte ich mein Limit nochmal verschieben. Sogar ein Prozent zu finden ist in unserem Sport eine Menge. Man sieht daran, wie wichtig es ist, immer einen extrem starken Teamkollegen zu haben. Ich glaube nicht, dass man alles aus sich und damit dem Team herausholt, wenn man einen langsameren Piloten oder einen so genannten Pay Driver (Bezahlfahrer, d. Red.) neben sich hat."

Von

Ralf Bach