Das Siegerküsschen holte sich Nico Rosberg noch vor der Champagnerdusche schnell von seiner hochschwangeren Ehefrau. Mit seinem ersten Grand-Prix-Erfolg in diesem Jahr startete der gebürtige Wiesbadener am Sonntag in eindrucksvoller Weise seine Formel-1-Aufholjagd. Rosberg verwies im teaminternen WM-Duell Mercedes-Rivale und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton mit über 17 Sekunden Vorsprung auf Platz zwei. „Ich bin total glücklich. Es war ein fantastisches Wochenende”, sagte Rosberg, der auf dem Podium zur Freude der einheimischen Fans in fließendem Spanisch sprach. Hinter Rosberg verhinderte Hamilton dank einer cleveren Reifen- und Boxenstoppstrategie einen deutschen Doppelerfolg und kam noch vor Ferrari-Pilot Sebastian Vettel beim Großen Preis von Spanien ins Ziel.
Sieger Nico Rosberg im Interview: Immer noch das schnellste Auto

Rosberg verkürzt WM-Rückstand

Start
Schon am Start eilte Rosberg der Konkurrenz davon - Hamilton fiel hingegen hinter Vettel zurück
Im WM-Klassement holte Rosberg mit seinem neunten Grand-Prix-Erfolg sieben Punkte auf Hamilton auf - und er sendete rechtzeitig vor seinem Heimrennen in Monaco in zwei Wochen das dringend benötigte Signal im Titelkampf aus. „Da waren keine Fehler dabei, es war makellos, er hat alles richtig gemacht”, lobte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Mit einem weiteren Sieg in seiner Wahlheimat Monte Carlo, wo er in den beiden vergangenen Jahr jeweils gewann, könnte Rosberg theoretisch sogar die WM-Spitze erobern. Hamilton dürfte dann allerdings nicht mehr als vier Punkte holen, er führt immer noch deutlich mit 111 Zählern. Rosberg kommt auf 91. Vettel bleibt Dritter mit 80 Punkten. „Wir konnten nicht mit ihnen mithalten. Aber unser Auto ist gut”, betonte Vettel, räumte aber angesichts von 45 Sekunden auf Rosberg ein: „Ich bin nicht glücklich mit dem Rückstand, überhaupt nicht glücklich.”
Für seinen deutschen Widersacher war es nach den „Demütigungen” (Teamaufsichtsratschef Niki Lauda) in den vorangegangenen Rennen mehr als eine Bestätigung seines Könnens. Schon nach seiner 16. Pole am Samstag sprühte Weltmeister-Sohn Rosberg vor Begeisterung. Im Rennen verteidigte er den ersten Startplatz souverän. „Heute war mein erster guter Start in diesem Jahr”, sagte Rosberg: „Alles perfekt aufgegangen.” Im Gegensatz zu Hamilton. „Ich hatte einfach einen schlechten Start”, gab der Brite zu, nachdem er zum ersten Mal in diesem Jahr nicht vom ersten Platz das Rennen in Angriff hatte nehmen dürfen. Die vermutlich größte Chance, seinen deutschen Widersacher gleich in der ersten Kurve des 4,655 Kilometer langen Circuit de Catalunya zu passieren, ließ er nicht nur liegen: Er musste sich auch noch von Vettel überholen lassen. Und dann hakte beim ersten Boxenstopp von Hamilton auch noch das linke Hinterrad.

Mercedes stellt Strategie um

Podium
Das Podest in Barcelona (v.l.n.r.): Hamilton, Rosbergs Renningenieur Ross, Rosberg und Vettel
Mercedes entschied, den dreimaligen Saisonsieger und nunmehr zweimaligen Zweiten insgesamt dreimal zum Reifenwechsel reinzuholen. Der Plan ging auf. „Leider haben die auf drei Stopps umgestellt und waren zu schnell”, meinte Vettel, der sich mit Hamilton über das gesamte Rennen ein spannendes Duell geliefert hatte und nach dem Patzer beim ersten Boxenstopp auch an ihm vorbeigezogen war. An der Spitze drehte Rosberg einsam seine Runden, in der 45. wurde er zum zweiten Reifenwechsel an die Box gerufen. Weil aber Hamilton in der Zwischenzeit enorm aufgeholt hatte, kam Rosberg hinter seinem Stallrivalen zurück auf den Kurs. Die Frage, ob Hamilton womöglich durchfahren könnte, erledigte sich zügig. Nach dem erneuten Reifenwechsel lag Hamilton wieder deutlich hinter Rosberg - aber vor Vettel.
Und so ging es auch durchs Ziel. Rosberg belegte damit wie in den bisherigen Saisonrennen wieder den Platz, von dem aus er gestartet war. Landsmann Nico Hülkenberg musste sich im Force India mit dem 15. Platz begnügen. „Es hätte niemals für Punkte gereicht, dafür sind wir zu weit weg und zu schlecht”, sagte der Force-India-Fahrer. Noch schlimmer traf es den zweimaligen Weltmeister und spanischen Lokalmatadoren Fernando Alonso: Mit Bremsproblemen musste er seinen McLaren vorzeitig abstellen. „Es war beängstigend. Die Bremsen haben die ganze Runde vorher schon nicht funktioniert”, berichtete Alonso enttäuscht nach seinem Aus. (fh/dpa)
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