McLaren-Teamchef Andreas Seidl (43) studierte in München Maschinenbau, bevor er seine Motorsportkarriere als junger Ingenieur beim BMW-Formel-1-Projekt startete. Dort arbeitete er über zehn Jahre, wechselte dann zu Porsche. Als Teamchef gewann er dreimal in Folge die 24 Stunden von Le Mans. Dann zog es ihn wieder in seine motorsportliche Heimat zurück.
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Als der Traditionsrennstall McLaren Seidl bat, das Formel-1-Team aus Woking aus der Talsohle zu führen, überlegte er nicht lange. Seit Mai 2019 steht er nicht nur dem Team vor, sondern begann auch schon mit dem Aufstieg zurück zum Gipfel. Der vierte Platz 2019 in der Teamwertung gilt als große Überraschung und als ernsthafter Hinweis, dass McLaren wieder im Kommen ist. AUTO BILD sprach mit dem Bayer im Formel-1-Himmel.
BUDGETDECKELUNG GROSSE CHANCE“
Herr Seidl, 2019 war McLaren die große Überraschung. Wie geht es weiter?
Andreas Seidl (43): 2021 gibt es ein neues Reglement. Zusammen mit Mercedes, unserem Motorlieferanten ab 2021, wollen wir dann den Anschluss an die Spitze schaffen.
„Mit Mercedes den Anschluss schaffen“
McLaren wurde 2019 vierter in der Teamwertung.
Wie wichtig sind dabei die neuen Regeln? Viele sprechen von einer Revolution.

Seidl: Sehr wichtig. Deshalb haben wir den Weltverband FIA und den Formel-1-Vermarkter Liberty kompromisslos bei der Umsetzung unterstützt. Für uns war dabei die Einführung einer Budgetobergrenze das Wichtigste. Die Budgets sind in den letzten Jahren explodiert. Im Moment ist es für ein Team wie McLaren nicht möglich, ganz vorne mitzufahren, weil Mercedes, Ferrari und Red Bull weitaus mehr Etat zur Verfügung steht. Sie haben aber natürlich auch den besten Job gemacht.  Die neuen Regeln deckeln das Budget und bedeuten für alle Teams dann grundsätzlich gleiche Voraussetzungen.
Wo geht das Geld hin?
Seidl: Hauptsächlich in die Entwicklung. Wir haben im Moment siebenhundert Mitarbeiter, die großen drei liegen bei über 1000. Wir suchen in der Entwicklung Zehntel-Sekunden. Da musst Du Dir alles anschauen. Das kostet. Entwicklung und Budgets sind zukünftig limitiert. Klar sind die drei Top-Teams nicht ganz happy, weil sie ihren aktuellen Vorsprung nicht aufgeben wollen. In der Formel 1 achtet erst mal jeder auf sich. Große Hersteller wollen immer vorne mitfahren. Aber am Ende überwiegt dann doch das Interesse, dass der Sport gut funktioniert.
Was macht sie optimistisch, dass McLaren wieder zu alter Stärke findet?
Seidl: Wir glauben, durch die neuen Regeln angreifen zu können. Wir haben Anteilseigner, die unsere Pläne voll unterstützen. Wir bekommen beispielsweise einen neuen Windkanal und einen völlig neuen Simulator und wir haben extrem talentierte Leute mit enormer Leidenschaft. Ich bin sicher, dass wir deshalb den Anschluss an die Topteams schaffen können. Wichtig ist zu wissen, dass uns die große Tradition von McLaren zwar motiviert, aber für die Zukunft nichts nutzt. Es gibt noch viel zu tun, aber wir haben einen Plan.

Von

Ralf Bach