Das größte Motorhome im Fahrerlager in Barcelona gehört einem 18jährigen. Im Luxusheim auf Rädern in Farben des Williams-Team  residiert der Kanadier Lance Stroll. Dessen Vater Lawrence, ein milliardenschwerer Mode-Mogul, hat seinem Sohn gleich ein halbes Team gekauft. Mit etwa 40 Millionen Euro soll sich der Autonarr aus Kanada bei Williams nicht nur eingekauft haben, sondern auch das Sagen haben. Zuvor hat er sich am Prema-Power-Team beteiligt, mit dem sein Spross 2016 überlegen Meister in der Formel 3 wurde.
Stroll
Lance Stroll hat noch so seine Anlaufschwierigkeiten
Insider schätzen, dass Stroll bereits 70 bis 80 Millionen Dollar in die Karriere seines Sohnes gesteckt hat. Zur heimischen Kartbahn in Montreal flog der Stroll junior mit dem Hubschrauber. Die letzte große Investition: Testfahrten mit dem Williams von 2014 auf allen wichtigen Formel-1-Strecken. Damit gilt Stroll junior als am besten vorbereiteter Neuling aller Zeiten!
Dabei geht er ganz offen mit dem Daddy-Sponsoring um: „Motorsport ist ein Sport, wo Geld wichtig ist“, sagt er. „Natürlich freut es mich, dass er mir in diesem teuren Sport hilft. Er ist mein Vater und will eben, dass ich glücklich bin.“ Das kostet eben. Stroll hat mit Ex-Michael-Schumacher-Ingenieur Luca Baldisseri einen eigenen Ingenieur mit dabei, einen eigenen Pressestab, und, der nächste Neuzugang, ab nächste Woche wird er nach Informationen von AUTO BILD MOTORSPORT vom Finnen Ville Vihola betreut. Der kommt direkt von Lewis Hamilton, den er vier Jahre betreut hatte.
Williams
Die Reifenspuren sagen alles: Stroll in der Mauer
Das altehrwürdige Williams-Team hat sich mit Haut und Haaren an Stroll Senior, den Mitbegründer von Modemarken wie Tommy Hilfiger verkauft. Eigentlich sollte am Mittwoch der Brasilianer Felipe Massa fahren. Doch Williams änderte kurzfristig den Testplan. Weil Stroll junior am Dienstag schon nach sechs Runden nach einem Unfall den Trainingstag beenden musste, saß er wieder im Auto. Stroll Senior soll darum gebeten haben. Allein: Sein Wunsch ist bei Williams Befehl. Der auf die Straße gesetzte Massa kann sich trösten. Der Brasilianer, der wegen Stroll vom Rücktritt zurücktrat, soll zehn Millionen Euro kassieren. Damit ist er der bestbezahlte Fahrlehrer der Welt.
Stroll senior ist längst der Mann, der beim Traditionsteam Williams das Sagen hat. Als es im Winter um die Verpflichtung von Vallteri Bottas als Nico Rosberg ging, musste Mercedes-Sportchef Toto Wolff die Verhandlungen ebenso mit Stroll senior führen wie bei der Ablösefrage von Ex-Mercedes-Technikchef Paddy Lowe. Englands Motorsportikone Sir Frank Williams, der Teamgründer, und dessen Tochter Claire, sind längst zum Namensgeber degradiert.
Medien
Die Fragen der Medien sind weniger nett als Williams
Kanadas Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve hat eine eigene Meinung zur Formel Daddy, wie das Williams-Team in der Szene heißt: "Sicher, Stroll  ist schnell und talentiert. Aber mit seinen 18 Jahren ist er noch viel zu jung für die Formel 1. Das ist für mich absoluter Wahnsinn, was Williams da macht. Stroll hat einen wilden Fahrstil – das könnte in der Formel 1 gefährlich sein, wenn er das nicht ändert."
Am Mittwoch landete der junge Kanadier erneut zweimal neben der Strecke, einmal davon sogar im Reifenstapel. Dreifachweltmeister Lewis Hamilton zeigt Verständnis: „Es ist schon hart für Neueinsteiger: Das sind die schnellsten Formel-1-Autos aller Zeiten. Du musst jetzt viel präziser fahren. Aber besser, er macht die Fehler jetzt, als beim ersten Rennen."

Von

Ralf Bach