Geldvernichtungsmaschine Formel 1. „Wer in der Formel 1 Millionär werden will, muss als Milliardär anfangen“, hat einmal Ron Dennis gesagt. Die Königsklasse des Motorsports war schon immer teuer. Aber nie war sie so teuer wie heute. FIA-Präsident Jean Todt schimpft: „Es kann nicht sein, dass die Zukunft von 60-70 Prozent der Teams gefährdet ist.“ Der Pleitegeier kreist über mindestens drei Rennställen, obwohl sie alle mehr als 100 Millionen Euro ausgeben.
Selbst unter den Top-Teams ist das Gefälle groß: Das Budget von Mercedes beträgt 450 Millionen Euro – inklusive der Motorschmiede in Brixworth, von Red Bull aber nur 350 Millionen. Die Österreicher bauen ja auch keinen eigenen Motor. Auch McLaren kann nur die Hälfte von dem ausgeben, was Mercedes zur Verfügung hat – liegt damit aber in der Budgettabelle auf Rang vier! Schlusslichter sind Haas und Force India mit je 110 Millionen Euro.
Interessant ist auch die Entwicklung des Budgets über die Jahrzehnte. John Cooper hat einmal verraten: „Unser Budget betrug in den 60er Jahren weniger als 100.000 US-Dollar – das hat gereicht, um Weltmeister zu werden.“ Selbst Ende der 70er Jahre war die Formel 1 noch billig: Cosworth-Motoren und Hewland-Getriebe gab es von der Stange. Ein Auto war selbst schnell konstruiert. Es waren keine Hundertschaften von Ingenieuren nötig, keine Superrechner, keine Windkanäle. Das kleine Team von Niki-Lauda-Lebensretter Arturo Merzario brauchte für die Formel-1-Saison 1979 rund 400.000 Euro. Merzario: „Zum Sterben zu viel, zum Überleben zu wenig.“
Force India
Eines der ärmsten Teams: Force India
Die erste richtige Kostenexplosionswelle kam in den 80er Jahren mit den Turbomotoren – und mit dem Einstieg der Hersteller. Das deutsche ATS-Team verprasste 1977 noch 350.000 Dollar, 1982 waren es schon zwei Millionen. 1983 führte Alfa Romeo für fünf Millionen Dollar einen Werks-Rennstall – das Titelsponsoring bei Sauber kostet heute mindestens das Dreifache. Und ist dafür eigentlich spottbillig.
Die zweite Kosten-Explosionswelle wurde in den 90er Jahren gezündet. Die Formel 1 wandelte sich vom spaßigen Rennsport-Zirkus zum High-Tech-Unternehmen. Michael Schumachers erster Formel-1-Teamchef Eddie Jordan stieg 1991 in die Formel 1 ein. Er plante mit 7,5 Millionen Dollar, brauchte aber schon elf Millionen Dollar. Als Heinz-Harald Frentzen 1999 mit Jordan zwei Rennen gewann, betrug das Budget 65 Millionen Dollar. Das war verglichen mit McLaren oder Ferrari (rund 250 Millionen Dollar) aber sogar ein Schnäppchen.
Heute haben sich die Kosten und die Budgets nochmals verdoppelt. Beispiel Motorkosten: Das kleine französische Larrousse-Team zahlte 1990 an Motorpartner Lamborghini 3,5 Millionen Dollar – so viel wie die meisten anderen Rennställe auch. Dafür bekamen sie aber eine unbegrenzte Anzahl an Triebwerke. Heute müssen die kleinen Teams für drei Motoren im Jahr bis zu 20 Millionen Dollar zahlen.
Formel 1: Die Hinterbänklerteams
In der Bildergalerie zeigen wir Ihnen die Formel-1-Teambudgets 2018. Weitere Zahlen zu allen Formel-1-Teams 2018 finden Sie im SPORT BILD Sonderheft Motorsport 2018.

Von

Michael Zeitler