Die Zeit wird langsam knapp. 2021 sollte eigentlich die große Formel-1-Revolution stattfinden, mit einem komplett neuen technischen, sportlichen und kommerziellen Gerüst. Bereits jetzt kristallisiert sich heraus, dass es eine Revolution light wird. Doch sind auch da Überraschungen nicht ausgeschlossen – wie beim jüngsten Vorstoß: Der Automobilweltverband FIA hat nämlich eine Ausschreibung für einen Hersteller eines Einheitsgetriebes gestartet.
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Heißt: Die Teams dürfen von 2021 bis 2024 ihre Getriebe nicht mehr selbst bauen, nur noch das Gehäuse. Das neue Einheitsgetriebe soll rund 5000 Kilometer halten, pro Fahrer und Auto werden also jährlich vier Getriebe verwendet. Es soll zudem nur noch sieben statt acht Gänge besitzen.
Mick Schumacher
Das Getriebe im Haas wird ebenfalls von Ferrari gebaut.
Bisher bauen viele Teams ihre Getriebe selbst. Alfa Romeo und Haas beziehen es von Ferrari, Racing Point von Mercedes, Toro Rosso vom Red Bull.
Theoretisch können sich auch Formel-1-Teams für diese Aufgabe bewerben. Als Favorit wird aber X-Trac gehandelt, die vor Jahren schon Formel-1-Getriebe gebaut haben.
Nicht alle im Fahrerlager sehen das positiv. Das Ziel hinter dem Schritt ist die Kostensenkung, doch viele sehen darin die Gefahr, dass die Aufgabe für einen neuen Hersteller in zwei Jahren kaum machbar ist und vor allem, dass die Formel 1 immer mehr zu einer Einheitsserie verkommt.
Kommentar von ABMS-Redakteur Michael Zeitler
Es war klar, dass der Schritt hin zu einem Einheitsgetriebe auch viele Kritiker hervorbringt. Aber auf denzweiten Blick ist die Idee gar nicht so schlecht. Mal abgesehen davon, dass künftig zumindest wegen kaputter Getriebe kein Fahrer mehr in der Startaufstellung zurückversetzt werden muss, senkt es die Kosten. Denn eben die sind derzeit das Grundproblem der Formel 1.
Das Getriebe ist kein Bauteil, das wirklich von entscheidender Bedeutung ist. Hätten Sie gewusst, dass Haas und Ferrari mit demselben Getriebe fahren? Dass Racing Point das Getriebe zwar von Mercedes kauft, Williams aber nicht? Und kennen Sie die Unterschiede des Getriebes? Nein? Na also! Wofür da also Millionen von Euro ausgeben?
Die Formel E macht es hier der Formel 1 vor: Einheitsbauteile und nur wesentliche Bereiche für den technischen Wettbewerb öffnen. Ähnlich macht es die IndyCar-Serie. Beide Meisterschaften sind spannend, es gibt unerwartete Rennausgänge, aber trotzdem auch weiterhin die Topteams, die die Speerspitze bilden. Diesen Weg muss die Formel 1 auf dem Weg der Gesundung auch gehen.

Von

Michael Zeitler