Formel 1: Training in Kanada
Hamilton-Mauerkuss bei Ferrari-Bestzeit

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Charles Leclerc und Sebastian Vettel waren im zweiten Kanada-Training überraschend die Schnellsten. Hamilton mit Mauerkuss
Hoffnungsschimmer für Ferrari? Im zweiten Training zum Großen Preis von Kanada schafften es die beiden roten Renner von Sebastian Vettel und Charles Leclerc auf die ersten beiden Plätze. Leclerc umrundete den Kurs während seiner Qualifying-Simulation mit weichen Reifen in 1:12.177 Minuten. Vettel fehlten 74 Tausendstelsekunden. Alle Zeiten HIER
Dritter wurde Valtteri Bottas mit nur 0,134 Sekunden Rückstand. Lewis Hamilton konnte in den Kampf um die Bestzeit nicht eingreifen. Dem Weltmeister ging in Kurve neun die Straße aus, er touchierte mit dem rechten Hinterrad hart die Mauer. Die Folge: Felge, Reifen und Unterboden defekt.
"Es fühlt sich an, als ob man beim Schulleiter im Büro sitzt und sich wünscht, wieder in den Klassenraum zurück zu dürfen", berichtete der Mercedes-Star anschließend von der Warterei in der Box. "Es war ein einfacher Fehler. Ich bin mehrere Runden auf dem Medium-Reifen gefahren und versuchte, das Limit zu finden. Leider bin ich darüber hinausgeschossen. In Kurve neun kam plötzlich das Heck und ich legte einen langen Drift hin. Ich hegte die Hoffnung, dass ich die Mauer nicht berühren würde, aber so etwas passiert eben manchmal."
Allein: Die Experten lassen sich von den schnellsten Rundenzeiten nicht blenden. Auf den Longruns fehlte Ferrari auf Mercedes fast eine Sekunde.
So wie schon am Morgen. Das erste Freie Training in Kanada war für alle ernüchternd, die noch das Fünkchen Hoffnung bei der Spannungsfrage in dieser Saison versprühten.
Grund: Fast eine Sekunde schneller war Mercedes-Superstar Hamilton da als die vermeintlichen Herausforderer Ferrari und Red Bull. Nur Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas war einigermaßen auf Augenhöhe mit dem Briten.
Sebastian Vettel gibt denn auch zu: "Wir verlieren Zeit in den Kurven. Wie bei den anderen Rennen. Und das Auto fühlt sich auch noch nicht so an, wie ich es will."

Das erste Freie Training in Kanada war für alle ernüchternd
Der kanadische Lokalmatador Jacques Villeneuve scheint recht zu haben. Kurz vor dem Rennen in Montreal unkte der Weltmeister von 1997 düster prophezeiend: "Solange mit diesen Hybridmotoren gefahren wird, ist Mercedes nicht zu schlagen. Zu groß sind der Wissensvorsprung und die Ressourcen, die der Konzern auf diesem Gebiet hat."
Immerhin: Spannung bietet das Ferrari-interne Duell und wie Vettel den aufständischen und gerade von der italienischen Presse so hoch in den Himmel gehobenen Leclerc in die Schranken weisen kann. Der zehn Jahre ältere Vettel bekommt zumindest Unterstützung von der älteren Formel-1-Generation. Doppelweltmeister Mika Häkkinen (1998, 1999) ist der Hype um den Monegassen noch deutlich zu früh. "Leclerc muss noch einiges leisten, um einem Level mit Vettel zu sein", warnt der Finne vor zu großer Anfangseuphorie.
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