Die größte Niederlage seiner Formel-1-Karriere hat Mark Webber (43) im Duell gegen Sebastian Vettel (33) bei Red Bull erlitten – und trotzdem zeigt der Australier nun Größe. Als einer der wenigen Experten springt er dem deutschen Ferrari-Star in dessen eigener Krise zur Seite.
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Nach Vettels zehntem Platz und einem Dreher beim Großen Preis von Österreich in Spielberg knöpft sich Webber Ferrari vor. "Die Beziehung ist vorbei", kommentiert er im Podcast "Fastlane". "Die Chemie ist weg. Die Ehe ist aus."
Webber fordert Vettel zu Red Bull
Webber und Vettel kennen sich aus vier Jahren bei Red Bull in und auswendig
Der Australier kennt Vettel aus vier Jahren bei Red Bull in- und auswendig. Und ihm fällt auf: "Sebastian ist in Rot gekleidet, er fährt ein rotes Auto, aber er fährt nur für sich selbst. Nach dem Rennen war Sebastian leer. Das Seb-Szenario, je früher es bei Ferrari vorbei ist, desto besser für alle Beteiligten."
Dabei sieht er einen Großteil der Schuld bei den Italienern. Webber ergänzt gegenüber AUTO BILD Motorsport: "Seb hat zuletzt müde und gealtert gewirkt. Die Fahrer stehen immer im Mittelpunkt, aber auch Maranello sollte sich mal hinterfragen. Sie haben bis auf Kimi eigentlich alle Fahrer nach Michael Schumacher im Stich gelassen. Sie verpassen es, WM-fähige Autos zu konstruieren, Schuld sind trotzdem immer die Fahrer." Kimi Räikkönen war 2007 letzter Weltmeister in Rot geworden.
Aber auch Vettel müsse Verantwortung für sich selbst übernehmen, so der Australier. "Er muss die Energie aufbringen, sich neu zu erfinden und seinen Geist frei zu machen von Maranello." Webber würde sich ein Comeback des "alten Vettel" jedenfalls wünschen: "Ich hoffe, er fährt weiter. Vielleicht in einer neuen Umgebung, vorzugsweise in einem Team, das vornewegfährt. Wenn er selbst runderneuert zurückkommt, wer weiß?" Für den Ex-Kollegen kommt dabei nur ein Team infrage. "Red Bull?", stellt er die rhetorische Frage und fordert seine Ex-Mannschaft auf: "Kommt schon!"
Teamchef Christian Horner zeigt sich indes noch zurückhaltend: "Seb braucht ein gutes Umfeld, aber es ist schwierig für uns, ihm zu helfen, weil wir nicht dachten, dass er auf dem Markt sei und von Ferrari so behandelt werden würde", so der Brite bei Servus TV. Immerhin: Max Verstappen würde sich einer Verpflichtung des Vierfach-Weltmeisters, dem er 2020 den jüngsten Titel aller Zeiten abjagen will, nicht in den Weg stellen. "Zwei Siegertypen in einem Team können funktionieren", sagt er. "So wie bei Daniel (Ricciardo; Anm. d. Red.) und mir. Mit Seb als Teamkollege hätte ich kein Problem."
Und was sagt der Mann, der über die Fahrerpaarung bei Red Bull und Alpha Tauri in enger Abstimmung mit Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz entscheidet? Motorsportberater Helmut Marko zu AUTO BILD Motorsport: "Wir haben Verträge mit Max Verstappen und Alexander Albon. Das ist im Moment der Stand der Dinge. In der Formel 1 kann sich aber immer etwas ändern. Nach dieser Saison, wann immer sie wie zu Ende geht, wissen wir mehr." Die Red Bull-Tür für Vettel – sie ist einen Spalt weit offen.

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Formel 1: Vettels Fahrfehler in der Bildergalerie
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Formel 1: Vettels Fahrfehler in der Bildergalerie

Von

Ralf Bach
Bianca Garloff