Sebastian Vettel wütet nach seinem Reifenschaden in Spa gegen Pirelli. Niki Lauda hält die Kritik für unangebracht und wirft Ferrari zu viel Risiko vor.
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Nach seinem Reifenplatzer bei höchstem Tempo wenige Kilometer vor der Ziellinie in Spa-Francorchamps schimpfte Sebastian Vettel auf Reifenhersteller Pirelli. „Es muss mal gesagt werden, die Qualität der Reifen ist miserabel”, kritisierte der viermalige Formel-1-Weltmeister im TV-Sender RTL den italienischen Hersteller nach seinem extrem unglücklichen Aus. „Das eine ist das Ergebnis. Das andere, wenn das früher passiert, knall ich mit 300 in die Wand. Ich weiß nicht, worauf wir noch warten.” Vettel war im Gegensatz zu seinen großen Silberpfeil-Konkurrenten auf einer Ein-Stopp-Strategie unterwegs und lag damit bis zwei Runden vor Schluss auf Kurs dritter Platz. „Klar wusste ich, dass die Reifen abbauen”, räumte er ein. „So was darf aber nicht passieren.” Aus dem gefährlichen Zwischenfall müsse man nun lernen. „Demnächst knallt hier einer in die Wand”, warnte der Ferrari-Star drastisch.
Erst platzte Vettel (l.) der Reifen, dann der Kragen - Niki Lauda (r.) verstand die Aufregung jedoch gar nicht
Vettel hatte sich mit der Scuderia eigentlich aufs Feiern eingestellt. Bis kurz vor Schluss sah es beim Großen Preis von Belgien auch danach aus. Ausgerechnet in seinem 150. Grand Prix und dem 900. seines Rennstalls platzte an Vettels Wagen aber der rechte Hinterreifen - wie zwei Tage zuvor auch bei Nico Rosberg. Kurz vor Ende des ersten Laufs nach der Sommerpause musste er bei seiner Mercedes-Aufholjagd damit einen schweren Rückschlag hinnehmen. Niki Lauda hatte im TV-Sender RTL kein Verständnis für Vettels Schelte. „Ich finde es absolut unfair, wenn er jetzt Pirelli die Schuld gibt”, kritisierte der Österreicher. Beide Parteien seien schuld, meinte Lauda. „Ferrari wollte ein Risiko eingehen. Die Rechnung ging halt nicht auf.”Für Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery war Vettels Taktik ambitioniert. „Alle waren auf einer Zwei- oder Drei-Stopp-Strategie. Die Strecke ist die aggressivste im Kalender”, erläuterte er. „Das war sehr, sehr ehrgeizig, das so zu versuchen.” Pirelli habe den Teams vor dem Rennen gesagt: „Zwei oder drei Stopps.” Hembery hatte für Vettels Reaktion jedoch Verständnis. „Es ist völlig normal, dass er so emotional reagiert. Dafür kann ich ihn nicht kritisieren”, versicherte er. Als Zwölfter musste Vettel ohne Punkte aus den Ardennen abreisen. Sein Rückstand in der WM-Wertung auf Spa-Sieger Lewis Hamilton ist nun beträchtlich. Der Brite ist mit 227 Punkter Erster, dahinter kommt sein Mercedes-Teamkollege Rosberg mit 199 Zählern. Vettel bleibt vor seinem Heimspiel in Monza mit 160 Punkten Dritter.
Hitzige Diskussionen: Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene (l.) im Gespräch mit Paul Hembery (r.)
„Unglücklicherweise ist dieses Problem am Ende passiert. Das gehört aber zur Formel 1”, resümierte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. „Das gehört zum Wettbewerb. Wir müssen das analysieren.” Mercedes-Star Rosberg war am Freitag im zweiten Freitagstraining bei höchstem Tempo plötzlich der rechte Hinterreifen geplatzt - wie nun auch bei Vettel. Der WM-Zweite behielt aber die Kontrolle über sein Auto und wendete so weiteren Schaden ab. Restlos konnte dieser Zwischenfall bislang nicht aufgeklärt werden. Pirelli schloss einen Materialfehler aus, ein Fremdkörper müsse den Unfall verursacht haben. „Es muss darüber gesprochen werden”, forderte Vettel, der vor lauter Wut sogar das vorgeschriebene Wiegen nach Rennende schwänzte. (fh/dpa)