Man konnte das Aufatmen bei Sebastian Vettel förmlich hören. Nur, wenn der deutsche Vierfachweltmeister mit sich selbst rundum zufrieden ist, macht er seine berühmten Witze. In der Pressekonferenz nach seinem zweiten Platz beim Qualifying zum Australien GP war Valtteri Bottas sein auserwähltes Opfer. Der Finne blickte nach Rang drei und trotz nur drei Zehntelsekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen Lewis Hamilton nicht wirklich zufrieden drein. Da erklärte Vettel den versammelten Journalisten: „Sie müssen mal nach Finnland fahren und sich die Leute dort anschauen. Ich kann Ihnen sagen, Valtteris Gesicht ist gerade voller Glück.“
Vettel
Vettel und Ferrari waren am Samstag gut unterwegs
Der Ferrari-Star hatte die Lacher natürlich auf seiner Seite. Eine positive Stimmung, die Ferrari sich verdient hat. Die Scuderia aus Italien ist tatsächlich in Schlagdistanz zu Mercedes. Vettel: „Ich hatte ein, zwei Fehler auf meiner schnellen Runde. Ich war mir erst nicht mal sicher, ob die Pole nicht sogar möglich gewesen wäre. Aber morgen haben wir definitiv eine gute Chance. Da geht was.“
Worte, die man lange nicht mehr aus dem Mund des Hessen hat hören können. Vettel erklärt: „Wenn man bedenkt, wo wir vor zwölf Monaten waren, haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht. Das macht mich überaus zufrieden, denn die Änderungen haben ihre Wirkung nicht verfehlt.“ Nicht nur, dass der neue rote Renner schon bei den Testfahrten einen guten Eindruck machte, die Italiener halten die Entwicklungsgeschwindigkeit hoch.
Die Ergebnisse vom Samstag: Alle Zeiten im Überblick
Ferrari
Ferraris neuer Diffusor in der Detailansicht
Nach Australien brachte sie einen neuen Diffusor, der die Luft seitlich nach außen lenkt (siehe Foto rechts). Das erhöht zusätzlich den Abtrieb am Unterboden. Neue seitliche Luftleitbleche und Spiegelhalterungen (siehe Foto oben) verbessern den Luftstrom in Richtung der Seitenkästen.
Die Entwicklungsabteilung der Scuderia arbeitet unter Hochdruck. Die Folge: Technikchef Mattia Binotto lief mit einem Lächeln durchs Fahrerlager. Der Schweizer ist der neue starke Mann der Scuderia und soll die Technikermannschaft zu einer Einheit formen, während Teamchef Maurizio Arrivabene sich hauptsächlich um Politik und Marketing kümmert. Binottos Team war es auch, das die Set-Up-Probleme vom Vortag über Nacht lösen konnte. Vettel: „Da haben wir gut gearbeitet.“
Auch der Deutsche selbst trägt entscheidend zu verbesserten Performance bei. „Wenn er motiviert ist, kann er den Unterschied machen“, sagt sein ehemaliger Teamkollege Mark Webber. „Und sein Fahrstil passt perfekt zu diesen neuen Autos. Damit kann er das Auto am Limit sliden lassen - und so entscheidende Zeit in den Kurven gewinnen.“

Von

Ralf Bach