Sonntag

Es fällt mir sehr schwer in Worte zu fassen, wie ich mich nach dem heutigen Rennen fühle, aber ich denke, dass ein einfaches 'enttäuscht' wohl am besten passt. Ich war mit meinem Start und den ersten beiden Runden eigentlich ganz zufrieden und dann, wie aus heiterem Himmel, ging auf einmal gar nichts mehr. Die Power war weg, das Auto hat plötzlich kein Gas mehr angenommen und ich konnte nicht viel mehr tun als langsam vor mich hinzurollen.
Nachdem leider auch keine Lösungsvorschläge aus der Box gekommen sind habe ich versucht so viele Knöpfe wie möglich durchzuprobieren, was dann am Ende auch wirklich geholfen hat. Auf einmal ging wieder alles, das Auto hat wieder Gas angenommen und ich konnte wie zuvor ganz normal weiterfahren. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt schon eine Runde im Rückstand, was einen als Fahrer nicht nur etwas deprimiert sondern leider auch nichts für's Team bringt. Deshalb haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden das Rennen vorzeitig zu beenden und so Kilometer zu sparen und den Motor für die nächsten Rennen zu schonen.
Es tut mir natürlich doppelt weh, dass ich gerade heute beim Heim-Grand-Prix am Red-Bull-Ring so ein Pech hatte, aber die bittere Wahrheit ist nun mal, dass wir jetzt nichts mehr daran ändern können. Drei Ausfälle bei denen man wichtige Punkte verloren hat sind alles andere als gut, aber wir dürfen uns deshalb trotzdem nicht entmutigen lassen. Es muss einen Grund geben, wieso diese Dinge passieren und diesen Grund müssen wir jetzt mehr denn je finden. Ich glaube fest daran, dass der Knoten bald platzen muss und werde alles für's Team tun, um die verlorenen Punkte so gut es geht wieder reinzuholen.
Danke trotzdem an alle die dieses Wochenende zu etwas ganz besonderem und einem sicher unvergesslichen Erlebnis gemacht haben! Es war schön zu sehen, wie sehr die Formel 1 in Österreich immer noch geliebt wird und wir werden im nächsten Jahr doppelt so stark zurückkommen.
Ich melde mich bald wieder, bis dann ...
Sebastian

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Samstag

Ich hätte mir auf jeden Fall gewünscht, heute mit einem besseren Qualifying-Resultat vom Red-Bull-Ring zu fahren, aber leider war heute nicht ganz mein Tag. Wir haben uns gestern schon etwas schwerer getan und dachten, dass heute ein Schritt nach vorne gemacht werden kann, aber der blieb, wie schon gesagt, dann leider doch aus.
Unser Hauptproblem ist mit großer Sicherheit im Moment noch der Speed, der noch nicht so weit ist, dass wir mit der Spitze mithalten können. Daniel (Ricciardo; d. Red.), der morgen vom Platz fünf ins Rennen startet, scheint einfach ein bisschen besser mit den Gegebenheiten umgehen zu können, was am Ende aber auch ein gutes Zeichen für mich ist. Dieses Wochenende hatten wir einfach schon jede Menge zu kämpfen und ich kann nur hoffen, dass ich morgen im Rennen einfach einige Plätze gutmachen und noch mehr rausholen kann – aus dem Auto und auch aus mir selbst.
Dass das möglich ist, haben wir schon oft genug in Rennen erlebt, weshalb wir jetzt auch ganz sicher nicht die Köpfe in den Sand stecken werden. Unser Plan, den Fans auf der Heimstrecke ein gutes Rennen zu zeigen, ist weiterhin aktuell und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Wir müssen versuchen, eine für uns ideale Strategie zu finden, die es uns ermöglicht, am Ende doch zufrieden mit uns zu sein.
Ich melde mich bald wieder, bis dann ...
Sebastian

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Freitag

Die Formel 1 ist endlich wieder zurück in Österreich. Das letzte Mal war ich übrigens vor zwei Wochen hier und durfte in einem ganz besonderen Auto meine Runden drehen. Gerhard Berger hat mir seinen alten 'Dienstwagen', einen Ferrari 88C geborgt und mich damit auf den Red Bull Ring gelassen. Sicher bin ich was die manuelle Schaltung und die anderen Kleinigkeiten betrifft etwas eingerostet, aber sobald ich den Dreh raushatte, wollte ich gar nicht mehr aussteigen. Es hat unfassbar viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass das nicht meine letzte Begegnung mit diesem tollen Auto war.
Mehr zum Autotausch mit Berger: Vettel fährt Ferrari
Genauso gut wie an meine letzten Runden kann ich mich aber auch an meine letzten Rennen in Österreich erinnern. Beim ersten war ich gerade mal 13 Jahre alt und beim darauffolgenden schon in der Formel BMW, wo es für mich alles andere als gut lief. Da war irgendetwas mit dem Qualifying und einem knapp verpassten Podium, was ich an diesem Sonntag natürlich auf keinen Fall wiederholen will.
Der Kurs selbst gefällt fast jedem, weil er zwar kurz, aber trotzdem sehr anspruchsvoll ist. Man braucht nicht nur viel Konzentration, sondern auch richtig viel Power, um die hohen Steigungen und auch die Kurven zu bewältigen, von denen es einige ganz schön in sich haben. Eines ist klar: langweilig wird es hier garantiert nicht, nicht uns und den vielen Zuschauern und Fans ganz bestimmt auch nicht.
Auch wenn wir an diesem Wochenende natürlich auch wieder mit einem starken Mercedes-Team rechnen müssen, haben wir uns selbst das höchstmögliche Ziel gesteckt. Wir wollen diesen ersten Heim-Grand-Prix vor heimischen Fans gewinnen und damit Österreich nicht nur etwas zurückgeben, sondern auch in der Meisterschaft aufholen. Dafür wird das ganze Team alles tun und ich habe vollstes Vertrauen, dass wir das gemeinsam auch schaffen können.
Ich melde mich bald wieder, bis dann ...
Sebastian
In Zusammenarbeit mit www.sebastianvettel.de & www.redbull.de