Die Schwächen der Vorbilder übernommen

Auch die Styling-Stars der letzten Jahre gehen den Weg aller Autos – sie altern. Und tauchen dann verstärkt in den Gebrauchtwagenlisten auf. Wie der VW New Beetle, Pionier der Retro-Cars, der nun schon fast acht Jahre bei uns im Grunde unverändert verkauft wird.

Sein direkter Nachfolger in der Lifestyle-Szene, der 2001 von BMW vorgestellte Mini, wurde schon zwei Jahre später dezent geliftet, erhielt neue Zierrahmen in seinen charakteristischen Scheinwerfern. Mit solchen Äußerlichkeiten hat der Chrysler PT Cruiser wenig am Hut, als einziger in diesem Trio bietet er außer Retro-Look auch nennenswerten Nutzen in Form von maximal 2150 Liter Laderaum. Außerdem viel Platz im Fond – traditionell die Schwächen von Mini und Beetle wie schon bei ihren Vorbildern. Aber bei Gebrauchtwagen spielt nicht Platz die erste Geige, sondern das Stehvermögen – wie schlagen sich die feschen Retro-Typen, wenn der erste Neuwagen-Glanz verblaßt ist?

Der Mini ist der jüngste. Und bei der Anschaffung der teuerste, sein Werterhalt ist enorm. Aber dafür bekommt der Käufer auch Qualität, selbst wenn ein paar typische Schwachstellen manchmal den gegenteiligen Anschein erwecken. Einen Termin sollten sich Mini-Interessenten trotzdem merken: August 2003. Zu dem Zeitpunkt kam ein neues Getriebe zum Einsatz, weil die bis dahin eingebauten Schaltboxen eines englischen Zulieferers häufiger unter Zahnausfall litten. Auch im AUTO BILD-Dauertest mußte das rumorende Getriebe nach knapp 70.000 Kilometern erneuert werden. Außerdem verlor der Motor reichlich Öl.

Die Motoren: zeitgemäß

Der Beetle mit dem Zweiliter-Benziner verlangt ebenfalls nach Extra-Schmierstoff. Allerdings verteilt er ihn nicht in der Umwelt, sondern verbrennt ihn. Technische Basis des Kugel-VW ist der Golf IV, entsprechend unproblematisch schneidet er beim TÜV ab.

Einen Mangel teilt er sich aber mit dem Mini: Sowohl die Scheinwerfer als auch deren Einstellung werden relativ häufig beanstandet. Was besonders beim Mini nicht weiter verwundert, denn die Scheinwerfer sitzen in der Motorhaube, die zum Einstellen geöffnet werden muß. Dann aber strahlen die Lampen an die Werkstattdecke und nicht ins Einstellgerät – eine echte Fehlkonstruktion. Übrigens pflegt der Mini verwandtschaftliche Beziehungen zum PT Cruiser – BMW bezieht die Motoren von Chrysler. Zumindest die Benziner, die beiden Diesel hingegen kommen von Toyota.

Im amerikanischen PT Cruiser wiederum werkelt ein urdeutsches Aggregat. Es stammt von Mercedes und arbeitet als 200 und 220 CDI auch in der C- und E-Klasse. Dieser Diesel ist eindeutig die beste Wahl für den Personal Transporter, denn die Benziner stellen für lässiges Cruisen zuwenig Durchzugskraft bereit.

Der Chrysler ist Mängelriese

In diesem Trio ist der Chrysler der Mängelriese. Der TÜV kreuzt bei ihm deutlich öfter als durchschnittlich leichte oder erhebliche Mängel an, auch der ADAC listet ihn im tiefroten Teil seiner Pannenstatistik. Vor allem, weil die wartungsfreie Batterie des PT Cruiser unvermittelt früh den Geist aufgibt. Relativ verbreitet sind auch durchgebrannte Zylinderkopfdichtungen der Benziner, der Diesel produziert mitunter ungewöhnliche Geräusche und hat Probleme mit den Common-Rail-Injektoren. Unabhängig von der Motorisierung: Störungen in der Motorelektronik.

Damit befindet sich der PT Cruiser aber in guter Gesellschaft, denn auch New Beetle und Mini mangelt es mitunter an der erforderlichen Harmonie zwischen Spritzufuhr und Zündung. Dafür verfügen sie über die weitaus stabileren Achsen, wogegen der Amerikaner hier markenuntypische Schwäche zeigt. Denn die Mängelquote seiner Vorderachse liegt um das 6,5fache über dem Durchschnitt, die der Hinterachse immer noch um fast das Doppelte. Kleiner Trost: Die Lenkung hat nur selten zuviel Spiel. Allerdings kommt es bei ihr häufig zu Öl-Undichtigkeiten. Wie übrigens auch bei den Versionen mit Schaltgetriebe die Kupplungshydraulik öfter leckt.

Störungen am Beetle betreffen dagegen eher die Komfortelektrik – ja, auch bei diesem VW versagen die Fensterheber. Und in den ersten Baujahren auch die Fernöffnung des Tankdeckels, die selbst gelassene Beetle-Fahrer zur Weißglut getrieben hat. Der Mini hingegen klappert vor allem. Was die Kundschaft aber großzügig toleriert. Es muß am Styling liegen.

Der Sportliche: Mini

Historie: Seit 2001 auf dem Markt, inzwischen 750.000mal verkauft. 90 bis 170 PS, seit Sommer 2003 auch mit Dieselmotor.

Schwachstellen: Das Getriebe ist bis zum Einsetzen des Getrag-Aggregats ab August 2003 der teuerste Problempunkt, neigt zum Heulen, und gelegentlich hakt auch das Schaltgestänge aus. Die Kupplung neigt zu frühzeitigem Verschleiß. Motorschäden meldet der ADAC für das Baujahr 2002. Die Elektrik gibt sich relativ zuverlässig, nur vereinzelt kommt es zu Störungen der Motorelektronik. Die häufigsten Probleme betreffen die elektrische Kraftstoffpumpe, die vor allem im Baujahr 2002 hohe Ausfallraten an den Tag legt.

Die Verarbeitung liegt nicht auf BMW-Niveau, das reichlich vorhandene Hartplastik klappert, Sitze wackeln, und im Dauertest zeigte sich die Lenkradverstellung völlig losgelöst, der linke Wischer schlug gegen den Rahmen der Frontscheibe.

Zum Kugeln: VW New Beetle



Historie: Seit 1998 bei uns erhältlich, seit 2003 auch als Cabrio. Technik vom Golf IV, sichere Straßenlage, die großen Räder rollen komfortabel ab.

Schwachstellen: Die Motoren haben Probleme mit hohem Ölverbrauch, die TDIs auch mit Zahnriemen, defekten Turboladern und Wasserverlust. Die Bremsanlage zeigt an der Hinterachse nicht immer volle Wirkung oder bremst ungleichmäßig. Die Elektrik ist ein weites Feld im Beetle, beginnend bei defekten Kraftstoffpumpen, versagenden Wegfahrsperren bis zu stummen Hupen. Ein Kapitel für sich: elektrische Fensterheber. Geändert wurde ihre Mechanik, die elektronische Steuerung und die Schalter. Oft gestört: die Tankdeckel-Fernentriegelung. Die Verarbeitung des in Mexiko gefertigten Beetle ist eher lässig: Sitze wackeln, Armaturenträger klappert.

Rückrufe: ABS-Steuergerät (2001) und Dieselpumpe (2002)

Der Geräumige: Chrysler PT Cruiser

Historie: Bei uns verkauft seit 2000, ab Ende 2002 auch mit Diesel und Anfang 2004 als Cabrio verfügbar. Trotz US-Style europäisch-praktisch.

Schwachstellen: Das Fahrwerk findet nur selten den Beifall des TÜV, bemängelt werden Traggelenke und Querlenkerbuchsen der Vorderachse, das Stabilisatorgestänge und die Aufhängungen der Hinterachse. Die Bremsanlage zeigt Schwächen an der Hinterachse, dort fällt sowohl die Wirkung der Fuß- als auch der Feststellbremse mitunter zu schwach aus. Außerdem wirkt die Feststellbremse unverhältnismäßig oft einseitig. Motorschäden betreffen sowohl die Benziner als auch die von Mercedes zugelieferten Diesel. Oft auch Überhitzungen aufgrund von Wasserverlust. Die Elektrik krankt im Bereich der Spezialbatterie, mitunter reißt auch der Riemen des Generators.

Ein Rückruf betraf die ersten Baujahre, die Sprit verlieren konnte.

Fazit, Kosten, technische Daten

Fazit von Hendrik Dieckmann, AUTO BILD-Autor und Kfz-Meister: "Design ist selten mehrheitsfähig, ich kann mit keinem Fahrzeug dieses Trios etwas anfangen. Zum einen halte ich Retro-Design für eine Bankrotterklärung der Designer, denen anscheinend nichts Neues mehr einfällt, zum anderen haben die Hersteller von Mini und Beetle auch die Nachteile der Vorbilder kopiert: knappe Rücksitz- und Kofferräume. Dafür bieten beide recht ordentliche Qualität, schneiden auch beim TÜV gut ab.

Im Gegensatz zu Chryslers PT Cruiser, der dort sein Waterloo erlebt und auch beim ADAC zu den Schlußlichtern gehört. Schade, denn der Retro-Van zeigt mit seinem üppigen Raumangebot praktische Anlagen und bietet mit dem Mercedes-Diesel auch einen angenehmen Antrieb. Aber was nützt der, wenn die Qualität fehlt?"