Gebrauchtwagenkauf: Tipps gegen Betrug
So schützen Sie sich vor Gebrauchtwagen-Nepp!

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Unfallschäden, Tacho frisiert – hier erfahren Sie, welche Anzeichen bei einem Gebrauchtwagen für Betrug sprechen und wie Sie ihn aufdecken können.
Bild: Harald Almonat / AUTO BILD
Glänzender Lack, ein durchgestempeltes Serviceheft – und alles zu einem super Preis. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Sie können gerade richtig Glück haben und vor dem Gebrauchtwagen-Schnäppchen Ihres Lebens stehen. Oder, leider auch nicht unwahrscheinlich, Sie gehen beim Kauf einem ausgebufften Gauner ins Netz. Wer einen Gebrauchten sucht, guckt besser genau hin. Und zwar nicht nur bei Angeboten, die deutlich günstiger sind als vergleichbare Autos. Getrickst wird in allen Preis- und Fahrzeugklassen – vom Kleinwagen bis zum Supersportler.
Trick 1: Tachomanipulation
Die Polizei geht davon aus, dass bei bis zu einem Drittel aller Gebrauchtwagen der Kilometerstand zurückgedreht wurde. Laien erkennen das ohne Hilfe kaum. Kilometerstände lassen sich bei vielen Autos ohne viel Aufwand verringern. Um das Manipulationswerkzeug mit der Fahrzeugelektronik zu verbinden, wird der OBD-2-Anschluss genutzt. Teilweise wird das Tacho-Tuning auch direkt am Kilometerzähler im Cockpit durchgeführt. Zusätzlich fälschen Profis das Serviceheft. Sie besorgen sich dafür Blankoexemplare und Werkstattstempel im Internet. Häufig handelt es sich bei den betroffenen Autos um Leasingrückläufer. Um Sonderzahlungen zu vermeiden, wird hier beispielsweise vom Leasingnehmer am Tacho gedreht.
Trick 2: Unfallschäden
Eine weitere Masche: Teure Fahrzeuge werden nach einem Totalschaden repariert und als unfallfrei verkauft. Besonders tückisch, wenn sicherheitsrelevante Bauteile nicht fachgerecht instand gesetzt wurden. Also besser beim seriösen Vertragshändler kaufen? Selbst dort kann man ein manipuliertes Auto erwischen. Meist wurde der Händler dann schon selbst Opfer eines Betrugs, weiß nichts von den falschen Angaben.
Warnzeichen für Betrug beim Gebrauchtwagen-Kauf
Es gibt Anzeichen für einen manipulierten Kilometerstand oder einen reparierten Unfallschaden. Verringert sich etwa im Laufe des Autolebens plötzlich die jährliche Laufleistung stark, kann das ein Hinweis auf einen gedrehten Kilometerstand sein. Das bemerkt man durch den Abgleich von Rechnungen, TÜV-Berichten und Serviceheft. Reparierte Unfallschäden lassen sich auch ohne Lackstärkenmessgerät erkennen – etwa durch unregelmäßige Spiegelungen im Fahrzeuglack, Farbnebel auf Dichtungen oder Fehler im Farbverlauf. Auch Werkzeugspuren an Schrauben oder unregelmäßig aufgebrachte Dichtmasse weisen auf Reparaturen hin.
Unsere Tipps gegen Betrug
1. Gebrauchtwagencheck!
Holen Sie sich bei teureren Gebrauchtwagen die Hilfe eines Profis. Prüforganisationen wie der TÜV oder die DEKRA sowie der ADAC bieten einen Gebrauchtwagencheck an. Preisbeispiel: Beim ADAC in Hamburg kostet der Check für Mitglieder 75 Euro, für Nichtmitglieder 99 Euro.
2. Kontroll-App für Kfz-Laien
In modernen Autos versteckt sich die Wahrheit oft in den Tiefen der Fahrzeugelektronik. Auch Laien können die dort hinterlegten Daten auslesen. Zum Beispiel mit der App von Carly (iOS und Android). Zusätzlich zur Software benötigt man noch einen Adapter für den OBD-2-Anschluss des Fahrzeugs (59,90 Euro). Die App selbst und Grundfunktionen sind gratis, daneben gibt es kostenpflichtige Dienste. Wie die Software funktioniert? Kilometerstände werden zum Beispiel nicht nur im Kilometerzähler abgelegt. Erkennt Carly Differenzen, schlägt die App Alarm. Auch andere Steuergeräte können helfen. So verrät etwa das Airbagsteuergerät, ob es schon mal einen schweren Unfall gab.

Die Carly-App kann bei vielen Fahrzeugen Unstimmigkeiten von Kilometerständen aufspüren.
Bild: Carly
3. Recherchieren Sie selbst!
Lassen Sie sich vom Händler den Fahrzeugbrief zeigen. Und rufen Sie die Vorbesitzer an. Fragen Sie dort nach Details zu Kilometerstand, Reparaturen und Unfallschäden.
4. Werkstatt fragen!
Schauen Sie im Serviceheft, in welcher Werkstatt das Auto gewartet worden ist. Fragen Sie dort nach. Vertragswerkstätten speichern Angaben zu durchgeführten Inspektionen und Reparaturen, vermerken den Kilometerstand. Mit etwas Glück erhalten Sie Auskunft.
5. Carfax prüfen!
Professionelle Hilfe bietet Carfax. Das Unternehmen sammelt Fahrzeugdaten und stellt diese gegen eine Gebühr zur Verfügung. Unter carfax.eu/de lässt sich vorab kostenfrei prüfen, ob in der Datenbank Angaben zu einem speziellen Fahrzeug hinterlegt sind. Bisher ist das allerdings nur bei Importfahrzeugen der Fall. Carfax ist dabei, das Angebot auszuweiten, scheitert aber noch am strengen Datenschutz in Deutschland.
6. HIS-System!
Eine weitere Möglichkeit, um in Erfahrung zu bringen, ob ein Auto einen Unfall hatte, ist das Hinweis- und Informationssystem (HIS). Hier speichern Versicherungen abgerechnete Schäden. Auskunft erhält man über www.informa-his.de.
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Fazit
Beim Autokauf geht es um viel Geld: Laufleistung oder Unfallschäden können einen Preis deutlich nach unten oder oben verschieben. Eine große Motivation für Gauner zu betrügen. Für Fahrzeugkäufer heißt das – bei aller Vorfreude auf einen neuen Wagen –, dass sie den Verstand nicht ausschalten und kritisch bleiben sollten.
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