V8 plus 4x4, geteilt durch den Faktor Vernunft und das Ganze mal zwei: Was ergibt das? Klar, die ungewöhnlichste Folge dieser Serie. Denn erstmals geht es nicht darum, ein spezifisches Allradmodell zu hinterleuchten und einen entsprechenden Gebrauchten zu bewerten. Vielmehr gehe ich der Frage auf den Grund, welcher große US-Allrad-Pick-up empfehlenswerter ist: Dodge Ram oder Chevrolet Silverado. Zufall, dass Ove Kröger, Händler in Lübeck und auf derartige Kaliber spezialisiert, gerade beide Typen mit fast identischen Eckdaten anbietet.

Gebrauchtwagenbörse: Gebrauchte Dodge Ram im Überblick

Dodge Ram
Familientauglich: Der Dodge setzt auf vier vollwertige Türen und bietet zudem mehr Platz auf der Rückbank.
Baujahr: 2002. Laufleistung: rund 111.000 Meilen. Zustand: sichtbar gebraucht, aber offenbar recht gut gepflegt und ohne spürbare Technikmängel. Preis: knapp 14.000 Euro. Wohlgemerkt, sämtliche Angaben beziehen sich auf beide Kandidaten. Wer einen Allrad-Ami mit Pritsche und Doppelkabine sucht, dürfte hier also die Qual der Wahl haben. Ove Kröger weiß, dass dies auf mich nicht zutrifft. Denn weil ich als angeblicher Interessent, den ich sonst immer mime, kaum beide Dickschiffe gemeinsam fürs Foto drapieren könnte, oute ich mich diesmal von vornherein. So ähnlich die beiden Pick-ups auf den ersten Blick sind, so sehr unterscheiden sie sich im Detail.

Modern gegen sportlich

Der Dodge bietet vier vollwertige Türen und mehr Raum in Reihe zwei, während das Interieur gut eine Generation moderner und schicker erscheint. Der Magnum-V8 mit 5,9 Litern und 238 PS sorgt für flotten Vortrieb. Derweil lassen Geradeauslauf und Komfort die Fahrwerkskonstruktion deutlich spüren: Der Ram 4x4 trägt auch vorn eine Starrachse. Dagegen der Chevy: Hier sorgt eine Einzelradaufhängung für ein deutlich Pkw-mäßigeres Fahrverhalten, zudem tritt der nur 5,3 Liter große, aber 273 PS starke V8 nochmals rabiater an. Sportlicher ist auch die Kabine: Hinter den originellen Halbtüren tut sich ein knapper Fond mit drei besseren Notsitzen auf.

Nicht für die Autobahn gemacht

Übrigens ist die Verarbeitung des Chevrolet insgesamt spürbar routinierter. Patt herrscht in puncto gängiger Mängel. Beide Kreuzer gelten bei US-typischem Bummelbetrieb als langlebig und robust, deutsches Autobahntempo lässt die Motoren (extreme Öltemperaturen) und Automatikgetriebe (harte Gangwechsel bei hohen Drehzahlen) indes schwer leiden. Kühler wie Klimaanlagen sind als nicht sehr dauerhaft bekannt. Und die zuschaltbaren Allradantriebe (Dodge per Schalthebel, Chevrolet per Drucktasten) sind meist sorgenfrei, solange sie geräuschlos ihren Dienst tun.

Auswahl ist Glaubensfrage

Chevrolet Silverado
Die Einzelradaufhängung am Chevrolet Silverado 1500 LS 4x4 sorgt für ein Pkw-ähnliches Fahrverhalten.
Unterschiede sind allerdings am Teiletresen erlebbar: Während Dodge-Teile bisweilen üppig entlohnt sein wollen, gehen Chevy-Parts erstaunlich günstig über den Tisch. Aber was will man mit derlei sachlichen Argumenten bei den harten Fans dieser Geschütze? Chrysler oder GM beziehungsweise deren Konzernmarken Dodge oder Chevy wie hier: Das ist üblichenfalls eine reine Glaubensfrage. Vor allem in den USA. Aber längst auch hier. Wobei beide verlieren, wenn es unbedingt ein Ford F-150 sein muss ... Fazit: So unvernünftig, wie sie wirken, sind diese beiden 4x4-Pickups tatsächlich nicht. Aber auch nicht repräsentativ – beide Marken bieten eine unendliche Variantenvielfalt. Generell gilt: Der Dodge macht mit seiner Truck-Schnauze die große Show, kommt dank Starrachse vorn in schwerem Gelände weiter. Dafür punktet der Chevrolet bei Verarbeitung, Fahrverhalten und Teilepreisen. Womit er meine Wahl wäre.

Von

Wolfgang Blaube