Wie gut ist das einstige Schnäppchenmobil Ilusion i780 als Gebrauchter?
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Mit einer umfangreichen Serienausstattung zum Kampfpreis punktete der Giottiline Ilusion i780 vor zehn Jahren. Wie attraktiv ist das einstige Schnäppchenmobil als Gebrauchter?
Manchmal lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Jenseits der etablierten Marken schaffen es immer wieder Hersteller und Modelle auf den Markt, die erstaunlich viel Reisemobil fürs Geld bieten: Der Ilusion i780 aus dem Hause Giottiline war 2010 so ein Fall. Zwar blieb er hierzulande ein Exot, doch vergleichbare Modelle aus renommierten Reisemobilschmieden kosteten mit vergleichbarer Ausstattung locker das Eineinhalbfache.
Stattliches Sieben-Meter-Mobil
Optisch wirkt der Ilusion i780 noch immer zeitgemäß. Den einstigen Preiswert-Kurs sieht man ihm nicht an.
DAS IST ER: Ein stattliches Sieben-Meter-Mobil mit konventionellem Sandwichaufbau, das neu zu moderaten Preisen vor allem All-inclusive-Fans magisch anzog. Der Grundriss des Teilintegrierten vermittelt in Kombination mit den cremefarbenen Akzentflächen und warmen Holzfurnier-Tönen ein ausgesprochen luftiges Raumgefühl. Die großzügig geschnittene Halbdinette wirkt wohnlich hell. Dank einer ausschwenkbaren Tischverlängerung und der auf der Beifahrerseite montierten zusätzlichen Zweier-Längsbank bietet der i780 auch größeren Runden genügend Sitzplätze für ein gemütliches Beisammensein. Die ab Werk vorgesehene vordere Doppelbettfunktion wurde bei unserem Fotofahrzeug mangels Bedarf deaktiviert, ließe sich aber mit ein paar Handgriffen wiederherstellen. In der Fahrzeugmitte schließt sich hinter einer halbhohen Trennwand eine mit Dreiflammen-Kochfeld, Umlufthaube und Rundwaschbecken praxisgerecht aus gestattete Winkelküche an. Die 150 Liter fassende Kühl-Gefrier-Kombination ist leicht erhöht gegenüberliegend verbaut. Ein sich im Fußbereich leicht verjüngendes Doppelbett und ein luftig geschnittenes Badezimmer mit vollwertiger Dusche runden den Innenausbau im Heck ab.
Gut gepflegt, aber nicht ohne Mängel
Trotz der stattlichen Abmessungen reicht ein normaler Führerschein der Klasse B.
DAS HAT ER: Ein Herz für Ausstattungsfetischisten. Der von uns gecheckte Ilusion i780 wurde vor zehn Jahren von Reisemobilhändler Uwe Gante vermarktet. Das üppig geschnürte Zubehörpaket reicht von Annehmlichkeiten wie einem fest verbauten Flachbildfernseher nebst Sat-Antenne über eine Rückfahrkamera bis hin zur Solaranlage mit einem großen Dachpanel. Nur an Details wie der einfachen Aufbautür und der fehlenden Trittstufe merken Profis, dass offensichtlich hart kalkuliert werden musste. Teilweise unpräzise Passungen und nachträglich durch den Besitzer entklapperte Einbauten belegen, dass bei der Ausbauqualität des italo-spanischen GFK-Aufbaus im Detail offenbar keine allzu strengen Maßstäbe galten. Eher Grauen als Grund zur Freude sind die mit hellem Kunstleder bezogenen Sitze. Das Material ist weder atmungsaktiv noch sonderlich haltbar: Nach zehn Jahren könnte man angesichts der zahlreichen Risse über einen Neubezug nachdenken. Ansonsten ist das Reisemobil penibel gepflegt und hat nur knapp 50.000 Kilometer gelaufen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die großzügige Bewegungsfreiheit an Bord mit begrenzten Transportkapazitäten erkauft wird: Gemessen an den üppigen Fahrzeugabmessungen ist der verfügbare Stauraum knapp bemessen. Auf eine praktische Heckgarage müssen i780-Reisende verzichten. Immerhin versprechen die Zuladung von 700 Kilogramm und eine maximal mögliche Anhängerlast von zwei Tonnen geringe Überladungssorgen. Ein dicker Pluspunkt: Trotz der Fahrzeuggröße wiegt der Ilusion i780 maximal 3,5 Tonnen und ist daher mit einem klassischen Pkw-Führerschein (Klasse B) fahrbar.
Der Ilusion verbraucht rund elf Liter Diesel
SO FÄHRT ER: Bewährt und entspannt. Beim Basisfahrzeug geht der Ilusion i780 keine Kompromisse ein. Triebkopf und Rahmen entsprechen dem hunderttausendfach erprobten Ducato-Schema. Der 2,3-Liter-MultiJet-Diesel erfüllt die Abgasnorm Euro 4 und gibt seine Kraft über ein manuelles Sechsganggetriebe ab. 130 PS Leistung und ein maximales Drehmoment von 320 Newtonmetern reißen zwar nicht gerade den Asphalt aus der Straße, doch für Urlaubstrips mit langen Tempo-120-Etappen ist man ausreichend motorisiert.
Der Ilusion i780 ist ein Fall für Fans des All-inclusive- Prinzips.
Der Luftwiderstand ist zudem geringer als bei einem Alkovenmodell. Dies kommt auch dem Verbrauch zugute: Bei entspannter Fahrweise liegt dieser bei rund elf Liter Diesel. Für ein Plus an Fahrstabilität wurden bei unserem Fotofahrzeug nachträglich zusätzliche Luftfedern von SMV an der Hinterachse verbaut. Dadurch kommt der Ducato besser mit hohen Zuladungen klar und liegt fahrsicherer auf der Straße. Eine serienmäßig im Fahrerhaus eingebaute Klimaanlage sorgt im Sommer für kühle Köpfe und ist daher ein Komfort- und Sicherheitsgewinn. Weniger überzeugend: die verwendete Rückfahrkamera. Sie wirkt überholt und liefert sprichwörtlich eine trübe Vorstellung ab. Auch an diesem Punkt dürfte das Schnäppchen ein Upgrade erfahren. Fazit: Der Ilusion i780 verdient Respekt. Er hat sich nicht schlechter gehalten als viele bedeutend teurere teilintegrierte Mitbewerber. Dennoch ist er keine uneingeschränkte Empfehlung wert: Im gehobenen Alter orientiert sich sein Gebrauchtpreis viel stärker am Marktumfeld als am einst so interessanten Discount-Neupreis. AUTO BILD Reisemobil Urteil: 3,5 von fünf Sternen.