Starttermin spätestens Anfang 2005

Wer sich mit Sportwagen-Bauern aus Stuttgart und Modena anlegt, braucht viel PS, Zeit, Geld – und eine gehörige Portion Selbstbewußtsein. Vor allem letzteres hat die Firma GMG aus dem thüringischen Altenburg. 650 PS, 360 Sachen Spitze, 150.000 Euro – hinter den nackten Zahlen verbirgt sich der Apollo. Ein Sportwagen-Projekt, das spätestens Anfang 2005 Ferrari Enzo und Porsche Carrera GT in die Schranken weisen soll. Steht genau so im Hochglanz-Verkaufsprospekt.

GMG gegen Porsche. Das klingt, als wolle man einen Astronauten mit einer Konservendose ins Weltall schießen. In der Realität könnte der Auto gewordene römische Lichtgott allerdings tatsächlich eine größere Anhängerschar für sich gewinnen. Blickt man nämlich hinter den bislang völlig unbekannten Namen GMG, stößt man auf alte Bekannte.

Ganz vorne mit dabei: Audi-Tuner MTM (Motoren-Technik-Mayer). Die Firma um Roland Mayer genießt in der Tuning-Szene nicht zuletzt durch Autos wie den Bimoto-TT Kultstatus. Und wer zwei 430-PS-Motoren in einem Audi TT zum Laufen bekommt, der wird wohl auch einem Supersportwagen das passende Herz einpflanzen können.

Die Apollo-Väter sind mächtig gefordert

Ebenfalls mit von der Partie ist Nitec Engineering. Das Unternehmen mit Sitz in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nürburgring hat sich mit dem Bau von Karosserien aus Verbundwerkstoffen (Bugatti EB110) und der Entwicklung kompletter Rennwagen einen Namen gemacht. Zusätzlich haben sich die GMG-Mannen noch die Unterstützung der Technischen Universität München gesichert.

Das Design des Apollo stammt von Marco Vanetta. Es entstand im Rahmen einer Diplomarbeit an der Fachhochschule München, Fachbereich Gestaltung. Beim fertigen Modell hat Erwin Himmel mit seiner Firma Fuore-Design die Finger mit im Spiel. Hummel war lange Jahre Designer bei Audi und hat mit dem BlackJag ein echtes Highlight des diesjährigen Genfer Autosalons entwickelt. Die gleichen Wurzeln hat Roland Gumpert, der als ehemaliger Leiter von Audis Sportabteilung das gesamte Apollo-Projekt steuert. Mit Uwe Bleck kümmert sich außerdem ein noch aktiver Audianer darum, daß der Wilde aus dem Osten seine Kraft sicher auf die Straße bekommt. Bleck leitet bei Audi die Abteilung Fahrdynamik und ist beim Apollo-Projekt in gleicher Mission unterwegs.

Aktuell sind die Apollo-Väter mächtig gefordert. Es gilt, aus den diversen Puzzleteilen einen fahrbaren Supersportwagen zusammenzusetzen. Damit tun sich auch Firmen schwer, die weit mehr als 700.000 Euro für die Entwicklung eines Autos ausgeben. Trotzdem ist man bei GMG zuversichtlich, den ersten Apollo bis Ende des Jahres auf die Räder zu stellen. "In vier bis fünf Wochen rechnen wir mit einem ersten, internen Testlauf", orakelte Uwe Bleck in Altenburg, wo der Apollo gerade offiziell einer handverlesenen Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Richtig viel zu sehen gab es im Innenhof des altehrwürdigen Schlosses zu Altenburg allerdings nicht. Neben einem vorläufigen Chassis in Originalgröße mußte ein bis auf Motor und Getriebe nackter Gitterrohrrahmen als Vorgeschmack reichen.

Von 0 auf 100 km/h in drei Sekunden

Dem Interesse potentieller Kunden hat es bislang nicht geschadet. "Wir haben über 100 Anfragen und eine handvoll unterschriebener Verträge", konnte Uwe Bleck stolz vermelden. Mit dabei auch die unvermeintlichen Interessenten aus dem Nahen Osten. "Die fragen dann allerdings gleich immer nach einer Klimaanlage", so Bleck. Wen wundert's. Der Preis dürfte für derlei Kunden kein Problem sein. Europäische Kundschaft könnte bei maximal 175.000 Euro allerdings schnell hellhörig werden. Immerhin kostet ein Carrera GT gut das Dreifache. Und schafft nur Tempo 330. Der Apollo soll 360 rennen. Und den Sprint von 0 auf 100 km/h in drei Sekunden erledigen. Wenn die Reifen halten.

Für den Hausgebrauch geht es aber auch billiger. Wer auf die beiden Turbolader verzichtet, bekommt den V8 von Audi als Saugmotor ins Heck. Damit rennt der Apollo zwar nur 290 km/h, kostet aber auch nur gut 115.000 Euro. Ohne Extras, versteht sich. "Ab Werk gibt es neben Traktionskontrolle, ABS nur das, was man zum Fahren braucht", betont Gumpert. "Wer Wert auf Klimaanlage, Servolenkung oder Radio legt, kann das gegen Aufpreis bekommen."

Den wird man auch für das nächste Projekt bezahlen müssen, das die GMGler bereits austüfteln. Direkt neben der Apollo-Hülle stand nämlich Erwin Hummels "BlackJag" auf dem Stand. Und davor ein Schild mit der Überschrift "Apollo 2". "Unser Gitterrohrrahmen ist flexibel. Damit könnte man auch so ein Auto bauen", gibt sich Roland Gumpert geheimnisvoll. "Einen Kooperationsvertrag mit Fuore-Design haben wir auf jeden Fall schon in der Tasche." Na dann, guten Flug!

Von

Jochen Knecht